WARBELL – RUIN (EP)

WARBELL

Titel: RUIN (EP)

Label: EIGEN-/DIGITALVERTRIEB

Spieldauer: 18:06 Minuten

VÖ: 01. April 2024

Wie viele so richtige bekannte, große Metalbands aus Polen fallen Euch ein? Klar, Behemoth und Vader, dann vielleicht noch die Wikinger von Arkona, dazu die Prog Senkrechtstarter Riverside und Tech/Brutal Death Stoff wie Tenebris und Decapitated, das war´s, oder?

2008 gegründet und nach einer kleinen Pause seit 2013 wieder aktiv sind die Melodic Death Metaller WARBELL angetreten, genau das zu ändern. Der Fünfer aus Jelenia Góra hat dabei bereits die beiden Studioalben „Havoc“ (2015) und „Plague“ (2019) vorzuweisen, bevor nun ihre EP „Ruin“ herauskommt.

Einziges verbliebenes Gründungsmitglied ist Mastermind und Bassist Paweł „Bloody“ Szczypka. Und während Sängerin Karolina „Gigi“ Więcek bereits auf den beiden genannten Alben zu hören ist, sind die beiden Gitarristen Marek „Cherez“ Bereda und Kamil Turczynowicz sowie Drummer Bartosz Dolewski erst nach Veröffentlichung des aktuellen Langeisens eingestiegen.

Dabei erfüllt das Quintett nicht das gewohnte Klischee der soliden Melodic Death Truppe, die auf die Vocals ihrer talentierten Frontfrau baut, sondern geht erfreulich frisch, kämpferisch, kompromisslos und teilweise ungewönhlich zu Werke.

Die Dampfwalze setzt sich mit dem Opener `Citadels Of The Sixth House´ langsam aber zerstörerisch und unaufhaltsam sowie mit viel Groove und ein wenig Thrash in Bewegung, bevor der folgende Track an Tempo zulegt und mit seinen `Fight Back´ Shouts in Richtung Hardcore schielt und auch bereits ein bisschen cleaner Gesang eingebaut wird.

Die Screams und Growls von Karolina „Gigi“ Więcek sind der Wahnsinn in Tüten und an Power und Intensität kaum zu übertreffen. Und WARBELL können auch so richtig schön rumpelig und oldschoolig oder auch mal wuchtig und zäh wie beim folgenden `City Of Sin´, das auch noch mit einem schicken Gitarrensolo aufwartet.

Aber so richtig interessant und dann eben auch melodisch wird es, wenn die Sängerin auch noch ihre cleanen Vocals auspackt wie bei den eindringlichen Passagen im Folgenden vorab ausgekoppelten `Parasite´ sowie beim abschließenden, in meinen Augen besten, weil vielseitigsten und stimmigsten Stück der Scheibe `Melancholical´, bei dem sie sich gegen Ende ein packend-atmosphärisches Vokalduell mit sich selbst liefert.

Fazit: guter Kurzplayer, der Lust auf mehr macht, und vielleicht ein Licht am Ende des Metaltunnels für unser osteuropäisches Nachbarland.

Michael Gaspar vergibt 7 von 10 Punkten