KINGS WINTER – THE OTHER SIDE OF FEAR

KINGS WINTER

Titel: THE OTHER SIDE OF FEAR

Label: EIGENVERTRIEB

Spieldauer: 39:00 Minuten

VÖ: 28. Januar 2024

„Everything you’ve ever wanted is sitting on the other side of fear.“ (George Addair)

Die Aussage des US-Pioniers ist Motto und Titel der neuen Scheibe “The Other Side Of Fear” der im Kern zum Trio angewachsenen Metaller KINGS WINTER: wer Großes erreichen will, muss also Ängste überwinden und den Sprung ins kalte, unbekannte Wasser riskieren.

Bereits zum dritten Mal darf ich mich mit einer Scheibe der nordrheinwestfälischen Band beschäftigen. Es begann im Jahr 2021 mit dem Debüt-Silberling „Edge Of Existence“ und setzte sich nur ein weiteres Jahr später mit der Unplugged-EP „Sonic Silence – The Unplugged Sessions Vol. I“ fort.

Neuzugang Christian Schmitz (Gitarre, Bass, Growls) fügt dem Bandsound zwischen klassischem Metal und Melodic Death Präzision und eben Melodik mit seinen Beiträgen eine weitere Facette hinzu und hat zudem das Stück `Sonic Thunderstorm´ geschrieben. So entsteht ein eigenständiger Sound, der die hymnischen Qualitäten von Klassikern der New Wave of British Heavy Metal mit den singenden Melodien und den Riffs des Gothenburg Sounds kombiniert.”

Dem ist nichts hinzuzufügen, außer dass das Songwriting des Ehepaars Jule und Tobias Dahs noch besser, stimmiger und ausgereifter wirkt als auf dem Vorgänger. Und das trotz oder gerade wegen des schwierigen Entstehung der Scheibe. Durch eine Covid-Infektion im April 2022 erlitt die Sängerin schwere Schädigungen an ihren Stimmbändern und nach ihrer langwierigen und vollständigen Genesung musste das bereits fertige Material aufgrund der Veränderung ihres Timbres nochmal komplett neu aufgenommen werden.

Was den Stücken definitiv nicht geschadet hat, vielleicht sogar im Gegenteil. Denn mit dem großartigen, eröffnenden Titeltrack sowie der folgenden, mitreißenden Vorabauskopplung `When Tyrants Fall´ sind der Band zwei zwingende Ohrwürmer gelungen, die jedoch keinesfalls cheesy ausfallen, sondern mit Tiefe, Emotionalität und einem weiteren Trademark und Pluspunkt der Band überzeugen: ihren tiefgehenden und inhaltsreichen Texten.

So beschäftigt sich das grandiose `The Lost Art Of Grey´ mit der ewigen Schwarz-Weiß-Malerei vor allem in den sozialen Medien, während das Thema des wuchtig-mächtigen und aufwühlenden `Destroyer Of Worlds´ selbsterklärend sein dürfte.

In der abschließenden, atemberaubend eindringlichen Halbballade `The Darkness Within´ geht es meiner Interpretation nach um innere Abgründe und mentale Gesundheit. Diese macht ein begeisterndes, kraftvolles und intensives Hörerlebnis und eine großartige Scheibe perfekt und KINGS WINTER weiterhin zu einer der talentiertesten, vielversprechendsten und unterbewertetsten deutschen Metalbands.

Michael Gaspar vergibt 8,5 von 10 Punkten