ARCH ENEMY – DECEIVERS

ARCH ENEMY

Titel: DECEIVERS

Label: CENTURY MEDIA RECORDS

Spieldauer: 45:10 Minuten

VÖ: 12. August 2022

In den vergangenen Jahren und mit den beiden Vorgängeralben “War Eternal“ und “Will To Power“ haben sich die schwedisch-kanadisch-amerikanischen Extrem Metaller ARCH ENEMY an die Spitze der Charts und Billings der ganz großen Festivals gesetzt und legen nun ihr bereits elftes Studioalbum “Deceivers“ vor.

Die elf neuen Tracks des frischen Drehers der Melo Death Institution fallen gewohnt gleichzeitig hart und aggressiv wie eingängig und melodisch, dabei vielleicht ein wenig zu routiniert und typisch ARCH ENEMY aus, dazu jedoch später mehr.

Der Opener `Handshake With Hell´ ist von den pulsierenden Leads über die großartige Vokalperformance mit überraschend hohen cleanen Anteilen bis zum flirrenden Solo der perfekte ARCH ENEMY-Song.

Während das folgende `Deceiver, Deceiver´ sich noch thrashig und redlich müht, da mitzuhalten, fällt die dritte an den Beginn des Albums gesetzte Auskopplung `In The Eye Of The Storm´ doch deutlich ab und ist einer der, wenn nicht der schwächste der neuen Tracks.

ARCH ENEMY setzen – wer will es Ihnen verdenken – auf Altbewährtes und ihre Stärken, letztlich das, was sie so groß gemacht hat, wie sie es nun einmal heute zurecht sind. Das flotte `The Watcher´ überrascht ein wenig mit ungewohnten Klängen, aber dann bei den beiden ebenfalls vorab ausgekoppelten Bomben `Sunset Over The Empire´ und `House Of Mirrors´ ist die Welt wieder mehr als in Ordnung, denn da sind sie wieder: die starken Melodien und Soli des virtuosen Gitarrenduos Amott/Loomis, welche perfekt mit Alissa´s Gesangspower harmonieren.

Und wenn dann auch noch packende, große, beinahe eingängige Refrains wie beim hymnischen `Poisoned Arrow´ und `One Last Time´ hinzukommen, sind letzte Unklarheiten beseitigt. Musikalisch-handwerklich dürften die Truppe und ihr Oeuvre ohnehin über jeden Zweifel erhaben sein.

Insgesamt hätte man sich vielleicht etwas weniger Routine und Kalkül, dafür aber mehr Experimentierfreude und Kreativität jenseits der ausgetretenen Pfade gewünscht. Die Band schüttelt dabei aber nach wie vor mindestens eine Handvoll Granatensongs aus dem Ärmel, nach denen sich die Konkurrenz vermutlich alle fünf Finger leckt und die es wohl problemlos in die Live-Setlist schaffen werden.

Unter dem Strich weist “Deceivers“ jedoch weniger Qualität, Eingängigkeit und insbesondere eine geringere „Hitdichte“ auf als seine beiden Vorgänger. ARCH ENEMY ist aber dennoch eine sehr gute Melodic Death Platte mit einem fulminanten Traumpaar an den Klampfen und einer der besten, vielseitigsten Frontfrauen unserer Tage gelungen.

Michael Gaspar vergibt 7,5 von 10 Punkten