Wardress - Live im Ponyhof Frankfurt

WARDRESS, BÖLLVERK, ON ATLAS‘ SHOULDERS – Ponyhof Frankfurt

WARDRESS – BÖLLVERK –  ON ATLAS‘ SHOULDERS – „Old School Metal Night“

2. Dezember 2023

Ponyhof Frankfurt am Main

Wardresss - Böllverk - On Atlas's Shoulders
Wardresss – Böllverk – On Atlas’s Shoulders

In Sachen Heavy Metal hat sich Frankfurt in den letzten Jahren leider zum absoluten Sorgenfall entwickelt. Im Vergleich zu anderen Städten, in denen es trotz steigender Kosten noch eine kleine, feine und pulsierende Club- und Live-Szene gibt, herrscht in der Bankenmetropole seit einigen Jahren ziemlicher Kahlschlag.

Umso bemerkenswerter, wenn Underground-Metal-Bands hier überhaupt mal einen Live-Gig in einem der Clubs hinbekommen. Die Aschaffenburger BÖLLVERK und die Frankfurter ON ATLAS‘ SHOULDERS haben es geschafft und als Headliner auch noch die Württemberger WARDRESS als Headliner mit ins Boot geholt.

Unter dem passenden Motto „Old School Metal Night“ haben alle drei Bands im kleinen Underground-Club „Ponyhof“ – inmitten des Frankfurter Vergnügungsviertels Sachsenhausen und dessen üblichen Ballermann-Publikums – das Versprechen des Abends gehalten und drei tolle Auftritte hingelegt.

ON ATLAS‘ SHOULDERS

Der Abend fängt für mich persönlich schon toll an: Dank der Deutschen Bahn (bzw. diverser Verkehrsminister) bekomme ich gerade noch die letzten Songs der Frankfurter ON ATLAS‘ SHOULDERS mit. Die 2018 gegründete Band spielt eine interessante Mischung aus kompaktem Power Metal und melodischem Metalcore und hat digital immerhin schon zwei Alben sowie eine EP veröffentlicht. Beim abschließenden ‚Biohazard‘ vom letzen Album „Hyperion“ ist auf alle Fälle gut Party angesagt.

Insgesamt ist der kleine „Ponyhof“ mit 40-50 Metalfans zwar nicht brechend, aber immerhin schon überraschend gut gefüllt. Gefühlt die Hälfte der Fans sind Bekannte der Lokalmatadoren ON ATLAS‘ SHOULDERs, die jedoch auch die nachfolgenden Bands gebührend abfeiern.

BÖLLVERK

BÖLLVERK haben mit ihrem Album „Heading For The Crown“ 2022 ein tolles Albumdebüt abgeliefert. Sängerin Svenja, die das Album eingesungen hatte, wurde mittlerweile allerdings durch ihre Nachfolgerin Bexxi ersetzt. Und Bexxi wirkt in den Songpausen auf der Bühne zwar noch etwas unsicher, kann als Sängerin aber ziemlich überzeugen und kommt vor allem bei den wenigen balladesken Passagen etwas „bluesiger“ rüber. Unterstützt wird sie am Mikro phasenweise auch von Gitarrist Zahn, der die Debüt-EP „Let’s Ride Till Dawn“ 2020 noch selbst eingesungen hatte.

In rund 50 Minuten spielen die gut aufgelegten Aschaffenburger bis auf ‚Next Level Of Service‘ nahezu alle Song ihres Albums. Aufgrund des etwas schlauchartigen Aufbaus des Ponyhofs ist der Sound weiter hinten zwar etwas dumpf, im Bereich vor der Bühne aber genaus einwandfrei wie die Stimmung auf und vor der Bühne. Meine persönlichen Highlights sind dabei der geil riffende Album Opener ‚Ask The Angel, Listen To The Devil‘ sowie der abschließende Titelsong ‚Heading For The Crown‘, dessen Doppelbedeutung (Lieblingskneipe „Die Krone“) mir Gitarrist Zahn nach dem starken Auftritt noch erläutert.

WARDRESS

Wardress - Erich Eysn
Wardress – Erich Eysn, Mirco Daugsch

Zuletzt sind die gebürtigen Württemberger Recken von WARDRESS an der Reihe, die ihre Sechssaiter-Abteilung mittlerweile jedoch fest in die hessischen Händen von Gor (Maintallica) und Kimon (Stagewar) ausgelagert haben. In rund 55 Minuten knallen uns WARDRESS dann auch alle Songs ihres Anfang des Jahres veröffentlichten zweiten Albums „Metal Til‘ The End“ sowie die Songs ‚Atrocity‘ und das speedige ‚Dark Lord‘ vom 2019er Erstling „Dress For War“ um die Ohren.

Eigentlich war vom Debüt auch noch der Song ‚Metal League‘ geplant, der aber kurzfristig „aus Versehen“ dem Ozzy-Cover ‚Mr. Crowley‘ zum Opfer fällt. Über besagtes Ozzy-Cover bzw. Erich Eysns Gesang hatte ich mich bei meiner Albumkritik ja noch mit „…mag live in Underground-Klubs vielleicht auch funktionieren, aber sorry…“ ausgelassen – und bekomme prompt Gelegenheit, meine eigene These livehaftig zu überprüfen. Und ja, live macht mir der Song dann auch Erichs rauem Gesang Spaß.

Trotzdem bleiben meine Highlights des kurzweiligen WARDRESS-Auftritts eher die zahlreichen speedigen Abgeh-Nummern wie ‚Metal Til‘ The End‘, ‚Metal Melodies‘ oder die abschließende Bandhymne ‚Wardress‘. Hier passt dann auch die kernige Stimme von Erich Eysn, der diese während des Gigs auch sorgfältig mit einigen Flaschen Bier ölt, wie die Faust aufs Auge. Toller Auftritt, der von Band und Fans in der nahegelegenen Metal-Kultkneipe Speak Easy dann noch mit einigen weiteren Bierchen gebührend begossen wird.

Setlist BÖLLVERK :

  1. The 70th No
  2. Master Of Thunder
  3. Good Morning Rock ‚N‘ Roll
  4. Ask The Angel, Listen To The Devil
  5. Live Fast
  6. Let’s Ride Till Dawn
  7. SomedayWe Will Die
  8. Heading For The Crown

Setlist WARDRESS:

  1. Berserk
  2. Metal Til‘ The End
  3. Serpent’s Kiss
  4. Metal Melodies
  5. Motorlust
  6. Serves You Right
  7. Atrocity
  8. Dark Load
  9. Mr. Crowley
  10. Wardress

 

Text:  Joe Nollek

Photo Credits: Helga