SCARLET AURA
Titel: UNDER MY SKIN
Label: SILVER CITY RECORDS/UNIVERSAL MUSIC ROMANIA
Spieldauer: 86:00 Minuten
VÖ: 22. April 2022
Über den Mehrwert, (Un-)Sinn und Zweck von Live-, Unplugged-, Best Of- und Coveralben kann man durchaus geteilter Meinung sein und sich trefflich streiten. Im Falle der rumänischen Heavy Metaller/Hardrocker SCARLET AURA und ihrem neuen Dreher “Under My Skin” haben wir es mit einer kombinierten Akustik-/Best-Of-Scheibe zu tun.
Über die genauen Beweggründe und die Motivation zum Silberling erfährt mal leider wenig. Also lassen wir die Musik sprechen, die von einer Akustik-Tour im Mai/Juni in Rumänien und Bulgarien, aber auch mit ein paar Terminen im übrigen Europa (weitere sind in Planung), flankiert wird.
Die achtzehn Stücke decken alle bisherigen Studioalben der Band mit einem kleinen Schwerpunkt auf der “The Book of Scarlet Trilogy”, die aus den letzten drei Outputs “Hot’n’Heavy” (2019), “Stormbreaker” (2020) und “Genesis of Time” (2021) besteht, ab.
Die meisten Songs funktionieren in der reduzierten Instrumentierung und mit weniger Dampf erstaunlich gut und geben der Doro-esquen Frontröhre Aura Danciulescu noch mehr Platz zur Entfaltung.
Manches Stück entwickelt sich in eine andere musikalische Richtung, beispielsweise eine Tendenz zu einer Art Country (`Let´s Go Freakin` Wild´) oder es gesellen sich klassische Streicherklänge hinzu (`My Own Nightmare´ ). Die Vorabauskopplung `Glimpse In The Mirror´ gibt einen passenden Einblick in den Sound der Platte.
Sehr gut funktionieren zudem die hymnisch-eingängigen Kompositionen wie `Battle Cry´ und `The Heretic´ sowie Ohrwürmer zum Mitsingen wie das muttersprachliche `Ingeri Pe Motoare´ und das grandiose `Utopia´.
Besonders viel kommt außerdem bei den eher ruhigen, balladesken Stücken rüber. So sorgen hier `Fallin´ To Pieces´ und `Close My Eyes Forever` für Gänsehautfeeling. Herauszuheben sind außerdem noch drei Coverversionen, die allesamt vom 2017er “Memories”-Album stammen.
Da ist zum einen die intensive, mitreißende Interpretation von `Zombie´ (The Cranberries). Priest´s `Breaking The Law´ hat man in einer solchen ansatzweise akustisch-symphonischen Version vermutlich auch noch nicht gehört und der Warlock-Kracher `All We Are´ mit seinen starken Chören passt natürlich auch wie die sprichtwörtliche Faust aufs Auge.
Den emotionalen Schlussakkord bildet die Neuauflage der in russischer Sprache dargebotenen Friedenshymne `Ya Svoboden´.
“Under My Skin” ist für Fans eine Gelegenheit, ihre Lieblinge von einer neuen Seite kennenzulernen und für Interessierte ein guter Einblick in das Können dieser talentierten Band mit ihrer fantastischen Sängerin. In jedem Fall sind es enorm kurzweilige und abwechslungsreiche beinahe 90 Minuten und eine gelungene Werkschau des bisherigen Schaffens im neuen, ungewohnten musikalischen Gewand.
Michael Gaspar vergibt 7,5 von 10 Punkten