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VERITATES – “Silent War” und die dunklen Seiten unserer Gesellschaft!

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Am 16. September veröffentlichten Veritates ihr zweites Album “Silent War”über Doc Gator Records. Die Scheibe hat mein Kollege Alex für euch besprochen und ihr könnt seine Rezi natürlich jederzeit nachlesen. Über die Scheibe, Hintergründe zum Release der Vinylausgabe, eine nähere Beleuchtung der Texte und vieles mehr, habe ich mit Bandgründer Tom Winter und Frontmann Andreas von Lipinski gesprochen.

Hallo Tom, Hallo Andreas,

anstrengende und bestimmt auch spannende Tage liegen hinter euch mit dem Album Release von “Silent War”, eurem zweiten Dreher nach dem im Underground hoch geschätzten Erstlingswerk “Killing Time”. Wie blickt ihr auf die letzten Tage und Wochen zurück?

Tom: Ein neuer Release ist immer spannend, aufregend und auch stressig. Damit vorweg eine Vorabsingle kommt, wollten wir ein entsprechendes Video organisieren. Das passiert bei uns dann auch immer ganz knapp vor Release, keine Ahnung warum das so ist. So ein Releasetag kommt ja nicht überraschend, dennoch hatten wir zwei Wochen vorher immer noch kein Video, hahaha…da kam dann etwas Hektik auf…Sehr schade ist, dass sich das Vinyl auf Grund fehlerhafter Testpressung doch nun sehr verzögert und somit noch viele Fans vorerst ohne unser Album auskommen. Das ganze Marketing etc. war aber punktgenau vom Doc Gator-Team bereitgestellt.

Andreas: Dem ist nichts hinzuzufügen, man muss heutzutage alles extrem früh planen, weil die Produktionszeiten der Presswerke so ewig dauern, ich finde es immer extrem schade, wenn CD und Vinyl nicht zusammen erscheinen.

Euer Line-Up besteht aus Tom Winter, Andreas von Lipinski, Frank J. Noras sowie Jörg Belstler und Marcus Kniep. Möchtet ihr uns euer Line-Up vorstellen? Wer macht was bei Veritates?

Tom: Marcus spielt die Drums und hat sich um alle Keyboards Arrangements gekümmert. Jörg spielt den Bass. Frank kümmerte sich um die ganzen Soli und hat auch einen Song beigesteuert. Andreas macht die ganzen Vocals, Melody Lines und hat zwei Songs beigesteuert und ich bin für die Rhythmusgitarre zuständig und habe den Rest der Songs verbrochen. 

“Silent War” kommt eine Ecke düsterer rüber als “Killing Time”. Ist das ausschließlich den letzten Jahren zu “verdanken” oder hattet ihr noch andere Einflüsse?

Tom: Für mich haben ganz klar die letzten Jahre den größten Einfluss darauf gehabt. Bedingt durch die Pandemie haben sich teilweise schon dunkle Seiten in der Gesellschaft und auch im zwischenmenschlichen Bereich aufgetan. Die Nachwirkungen sind bis jetzt zu spüren und es wird wohl noch länger gehen, bis das wieder auf einem normalen Level ist, hoffe ich zumindest sehr.

Andreas: Ich bin eigentlich immer sehr optimistisch, aber ich glaube nicht, dass wir jemals dasselbe Level erreichen werden wie vorher, der Live Sektor ist quasi kaputt, es wird nur noch die Megaseller geben und kleine Club-Konzerte, die kleinen und mittleren Festivals werden so nicht mehr stattfinden zumindest in den nächsten Jahren. Wie auch immer, mich persönlich hat das Verhalten vieler Menschen während der Pandemie sehr wütend gemacht, Extremsituationen zeigen halt den wahren Charakter der Menschen, die du kennst oder auch nicht kennst. Das hat sich natürlich auch in der Musik, Texten und Gesangsstil manifestiert.

Mit ´Alone´ und ´Mirror´ haben es zwei emotionale Tracks unter die zehn sonst härteren Lieder geschafft. Hier gefällt mir ´Mirror´ richtig gut. Handelt es sich bei beiden um rein persönliche Erfahrungen des Songschreibers?

Andreas: Bei ´Mirror´ hatte ich diese melancholische Musik schon lange im Kopf, es war mir wichtig den Song absichtlich einfach und eintönig zu halten. Die Text Idee war ebenfalls schon länger vorhanden ein guter Freund von mir bzw. namens Ralf Willuweit ein sehr beliebtes Mitglied der Facebook Gruppe HEAVY METAL FANS den ich schon seit fast 30 Jahren kannte ist 2019 mit Mitte 50 verstorben, er hätte unsere Musik geliebt da bin ich mir sicher, leider ist er von uns gegangen bevor er auch nur ein Ton des ersten Albums hören konnte, das nagt an mir, denn er war ein großer Metalfan, bzw. das war sein Leben, der Text beschreibt wie unterschiedlich Leben verlaufen können, und wie gleich wir sein können wenn wir uns im Spiegel betrachten. Während ´Alone´ tatsächlich die Pandemiesituation beschreibt, die es nicht zu ließ das alte Menschen besucht werden durften, und ziemlich alleine mit Ihren Ängsten und der Situation waren.

In Mirror singt Chris Boltendahl von Grave Digger die Backing-Vocals. Er ist auch sonst sehr eng mit “Silent War” verknüpft und ist unter anderem euer Produzent. Wie kam der Kontakt zustande?

Tom: Chris hat Andreas zum Glück im richtigen Moment aus dem Hut gezaubert. Da kann er mehr dazu sagen, oder Andreas?

Andreas: Das entstand auch erst zufällig, da er gerade zur selben Zeit auch an dem Album von WarWolf arbeitete bot er sich an auch das Veritates Album zu veredeln, wobei er uns schon sehr unterstützte da wir diesmal uns am Anfang etwas schwer taten, hat er uns doch ein wenig in die richtige Richtung geschoben. Wir hatten zwar einige Songs schon beisammen, aber irgendwie war das alles noch im Entstehungsprozess, und die Pandemie hat dann die Emotionen von Tom und mir ganz vehement beeinflusst, dadurch ist auch die etwas härtere und auch noch melancholischere Ausrichtung entstanden.

Andreas war auch auf dem Wacken Open Air bei Grave Digger auf der Bühne. Wie wars für dich, Andreas? Welche Erfahrungen nimmst du mit aus dem hohen Norden, die du bei Veritates einbringen kannst?

Andreas: Zunächst einmal war es nicht das erste Mal, dass ich vor großem Publikum gespielt hatte, die drei Jubiläumsgigs mit Grave Digger waren jedoch schon was Besonderes, vor allem Wacken, ich denke in diesem Leben werde ich wohl nicht mehr dort auf der Hauptbühne singen. Grundsätzlich nehme ich aus jedem Gig Erfahrungen mit, auch wenn es mittlerweile einige Hunderte sind.

Schon lange vor dem offiziellen Start der Pre-Order hattet ihr limitierte Boxen angeboten, die jedoch alle schon verkauft sind. In welchen Formaten kann man “Silent War” kaufen und wird es, wie kürzlich bei WarWolf, eine Signing Session über Facebook geben?

Tom: Das Album kann man als CD und Vinyl erwerben. Die Vinylversion gibt es sogar in fünfFarben. Entweder man kontaktiert uns über Bandcamp, Facebook oder geht zu www.docgatorshop.com. Egal wo, man hat die volle Auswahl.

Andreas: Signing Session ist immer schwierig, da wir uns sehr selten sehen, da wir weit auseinander wohnen, damit sind die signierten Exemplare noch etwas limitierter.

Mit ´Alone´ und ´Mirror´ haben wir schon über zwei Songs gesprochen. Was würdet ihr als Liner-Note bei den restlichen acht Liedern schreiben – bei einigen muss man ja schon zwischen den Zeilen hören können.

´For My Thoughts´

Tom: kurz und knackig, sehr angenehm zu spielen und er perfekte Opener.

Andreas: Der Song spiegelt meinen ganzen Hass, den ich habe, wenn Leute einen belehren müssen, was man sagen darf, und ich bin kein Schwurbler. Political Correctness aber wird heutzutage auf die Spitze getrieben, aber niemand kann einem vorschreiben, was man zu denken hat.

´Evil´

Tom: Könnte auch auf dem Debüt stehen und ist wohl die stärkste musikalische Verbindung dahin. War auch einer der ersten Songs für das neue Album. Eines meiner persönliche Highlights.

Andreas: Textlich geht es einfach darum, dass die Menschheit das Böse auf dieser Welt ist und niemand anderer.

´My Own Way´

Tom: Der letzte Song, der für das Album entstanden ist. Spiegelt wohl am ehesten meine Verbindung zu speedigen Songs in den 80ern.

Andreas: Ein beliebtes Statement von mir: Geht euren eigenen Weg und nehmt den steinigeren, der ist meist der bessere.

´Psychologist Of The Dead´

Tom: Ein lang gehegter Traum, über das Thema einen Song zu machen. Andreas hat das super transformiert. Das Intro und Outro war das erste Ergebnis mit meinem, damals neu erworbenen Gitarrensynthie. Zum Glück hat Marcus das nochmal komplett neu eingespielt. Das klingt dann doch schon bedeutend besser, hahaha.

Andreas: Nur so viel das Thema ist von einem Hollywood Film mit Bruce Willis adaptiert, aber hier soll der Hörer schon selber herausfinden, wie er es deutet, es war nicht so einfach das Thema umzusetzen, aber ich denke es ist uns ganz gut gelungen sowohl musikalisch als auch textlich.

´Lies´

Tom: Da kam wohl wieder meine Liebe zum 80er Thrash zum Vorschein.

Andreas: und meine Abneigung gegenüber manipulativen Lügnern.

´Fear Sells´

Tom: Sehr geiler Chorus von Andreas. Das Riffing gefällt mir hier auch sehr gut. Andreas hat mal gesagt, Hey, du machst immer Songs auf Tempo 155 oder 180bpm, mach mal was anderes! Ich habe mich dann auf 142 bpm entschlossen und das Riff einfach in dem Tempo gespielt. Kommt aber auch besser, muss ich zugeben. Hahaha

Andreas: 142 bpm, wobei die Antwort auf alles doch 42 ist, oder? Ansonsten geht es halt um die Medien, Früher galt Sex Sells ich denke heute passt Fear Sells wesentlich besser.

´Faceless Man´

Tom: Der Song ist von Frank und ich bin froh darüber. Auch ein geiler Chorus und der Song machen Laune beim Spielen.

Andreas: Der Text ist einem Menschen gewidmet, den es wirklich gibt, aber natürlich nicht genannt wird, einem narzisstischen Ego, welches sich nicht hinter die Fassade blicken lässt, deshalb gesichtslos.

´Silent War´

Tom: Der erste Song für das Album. Sehr geradlinig, ohne Schnörkel. Ich finde ein würdiger Abschluss des Albums.

Andreas: Was soll ich sagen, das Synonym der Covid Pandemie mit all ihren menschlichen Abgründen.

Bisher wurden drei Singles mit dazugehörigem Video veröffentlicht. Werden noch welche folgen?

Tom: Das kann gut sein, aktuell ist aber hierzu nichts definitiv geplant. Ich würde gerne mal ein reales Video machen. Das ist aber finanziell gerade leider nicht realisierbar.

Andreas: Ja leider kosten reale Videos richtig Kohle, wenn man wüsste, dass das Geld wieder reinkommt, könnte man das machen, aber in der jetzigen Situation, wo alle Ihre Flocken zusammenhalten müssen, eher schwierig.

Als ich mit Kollegen über die aufkommende Sammelleidenschaft von MCs sprach, sagte er mir, dass auch im Underground MCs wieder stärker im Kommen sind. Wie ist eure Meinung dazu? Die Dinger sind relativ günstig und landen eventuell auch mal fix im Warenkorb – optimal, um die Mindestbestellmenge zu erreichen, um keinen Versand bezahlen zu müssen.

Tom: ehrlich gesagt ist das nun wirklich nichts für mich, Kassetten haben mich damals schon nicht umgehauen und ich Trauer diesen Dingern nicht nach. Es gibt aber absolut eine Sammler Szene und hat dementsprechend auch seine Berechtigung.

Andreas: ich persönlich finde Tapes echt geil erinnert doch sehr an früher, und obwohl ich cool finde, habe ich mir heutzutage noch keine gekauft, ich würde sie wahrscheinlich auch nicht abspielen, sondern ins Regal stellen bis sie verstaubt sind, keine Ahnung ob das Leute reizen würde Tapes von uns zu kaufen.

Wie seht ihr die Situation rund um die Clubszene? Besucht ihr selbst regelmäßig Konzerte dort oder bevorzugt ihr auch mal Iron Maiden, Rammstein und Co.?

Tom: Die Clubszene ist so wichtig für den Underground, hat es aber seit der Pandemie sehr, sehr schwer. Es war schon vorher ein Riesenaufwand den Laden am Laufen zu halten, jetzt ist es ja fast unmöglich und ich ziehe vor jedem Clubbetreiber den Hut. Ich persönlich gehe eher an kleinere Gigs, wenn ich Maiden sehen möchte, was durchaus manchmal passiert, bleibt ja nur der Mega Event. Da habe ich ja keine Wahl, aber ist mir auch immer ein Graus so ein Großkonzert zu besuchen.

Andreas: Ich persönlich gehe sehr selten auf Konzerte, das liegt aber daran das ich auch in Coverbands spiele, und bei 20 Gigs im Jahr, bin ich zeitlich schon sehr am Limit, ich bevorzuge jedoch kleiner Location, und eher exotische Konzerte wie Gov`t Mule.

Werdet ihr live auftreten? Die Stimmen werden immer größer nach einer Live-Show von euch. Ihr seid aber so ziemlich über die Republik verstreut, wenn ich recht weiß. Wäre eine Show mit Grave Digger nicht brutal geil?

Tom: Es wäre jedem Gig geil, ist aber für uns echt schwer umzusetzen. Meist habe ich auch die Bremse, da es bei mir leider nicht immer so geht, wie ich das selber gern möchte . Mal sehen, was passiert.

Wo seht ihr euch mit Veritates in sieben Jahren und welche weiteren Pläne habt ihr mit eventuellen anderen Projekten?

Tom: Ich mache ungern Vorhersagen für die Zukunft und nehme dafür sehr gerne alles mit, was in Bezug auf die Band kommen möge. Ein drittes Album ist für mich im absolut möglichen Bereich. Andere musikalische Projekte habe ich nicht.

Andreas: Solange ich Alben aufnehmen kann mit Veritates oder WarWolf oder sonst wem, heißt, solange ich produktiv sein kann, im Bereich Songwriting und Gesang bin ich glücklich, egal ob live oder im Studio. Aber wie im Hier und Jetzt, keiner weiß was in ein paar Jahren ist.

Möchtet ihr euren Fans zum Abschuss noch was schreiben?

Tom: ich danke jedem der uns supportet, sei es durch Tonträgerkauf, Werbung, Zuspruch und auch konstruktive Kritik. Ohne diese Menschen würde es Veritates wohl nicht geben.

Andreas: Was soll ich sagen, ohne die Leute, die es kaufen, hören, sich damit beschäftigen, lieben oder hassen, wären wir ja unserer musikalischen Existenz beraubt. Ich danke allen, die das Feuer des Undergroundmetals am Brennen erhalten haben.

Ich bedanke mich bei euch, dass ihr euch die Zeit genommen habt, um meine Fragen zu beantworten und wünsche euch weiterhin viel Erfolg mit “Silent War”, ihr habt es mit eurer großen Leidenschaft zur Musik redlich verdient.

Tom: Ich danke dir, Tobi…

Für dich, lieber Tom, jederzeit gerne!

Interview: Tobi Stahl
Photocredit: Veritates