VENUES – SOLACE

VENUES

Titel: SOLACE

Label: ARISING EMPIRE

Spieldauer: 39:47 Minuten

Stuttgarts Modern-Metal-Aushängeschild VENUES wurde 2014 gegründet und veröffentlicht mit „Solace“ das zweite Studio-Album nach “Aspire” (2018) und das erste mit der neuen Sängerin Lela am Mikro. Der Ausstieg von Frontfrau Nyves 2019, mitten in der Tourphase zum Debüt, traf die Post-Hardcoreler aus dem Schwabenland bis ins Mark. Und doch scheint sich die Neubesetzung sowohl musikalisch als auch zwischenmenschlich als schicksalshafter Glücksgriff erweisen zu können.

Dazu passt auch die beinahe unglaubliche Geschichte der Entdeckung der Sängerin auf einem Steel Panther-Konzert, wo sie auf die Bühne ging und spontan mit den kalifornischen Glam-Metallern einen Song performte, was diverse Handyvideos dokumentierten. Das vom ebenfalls neuen Gitarristen Valentin komplettierte Lineup kredenzt einen modernen Metal-Sound, der deutlich härter, aber genauso eingängig wie auf dem Debüt ausfällt und vom Kontrast und Spannungsverhältnis zwischen Robin’s Shouts, Screams und Growls und Lela’s kraftvoller, klarer Stimme lebt.

Die Band verspricht „zehn Songs, zehn Exorzismen negativer Energie, zehn Lebensretter“. Und definitiv handelt es sich bei “Solace“ um ein Song-Album. Sage und schreibe fünf Vorabsingles wurden ausgekoppelt und man hätte auch jeden der anderen Tracks bedenkenlos hernehmen können. Das spricht einerseits für die Qualität und Ausgeglichenheit der Platte, andererseits aber auch für eine gewisse Gleichförmigkeit und Ähnlichkeit der Stücke. Hinzu kommt die wahlweise als makellos oder steril und glattgebügelt empfundene Produktion.

Das melodische, sehnsüchtige ‚Rite Of Passage‘ und der Ohrwurm ‚Into The Fire‘ sind ohne Zweifel richtig gute Modern-Metal-Songs, aber die Tracks, die ein wenig aus dem stilistischen Rahmen fallen, treffen doch eher (m)einen Nerv. Das träumerisch-leichte, eingängige ‚Uncaged Birds‘ ist so ein Beispiel, ‚Shifting Colours‘, der wohl härteste und schnellste Song der Scheibe, ein weiteres. Und bei ‚Down Below‘ gefällt der überraschende, treibende Linkin Park-artige Rap-Teil und sorgt neben den tiefen Growls für Abwechslung.

VENUES gelingt es in ihren energetischen, modernen Metal-Hymnen Melodie und Härte zu vereinen, aber zum einen erinnert ein Großteil der Stücke dann doch zu sehr an Amaranthe, Delain und Konsorten. Zum anderen fehlt den Motivation, Energie und positives Denken ausstrahlenden Kompositionen gerade angesichts der wechselhaften Entstehungsgeschichte und der schwierigen und schmerzhaften Thematik eine Prise mehr Schmerz, Verzweiflung und Melancholie.

Michael Gaspar vergibt 7 von 10 Punkten