
TOWER
Titel: LET THERE BE DARK
Label: CRUZ DEL SUR RECORDS
Spieldauer: 39:34 Minuten
VÖ: 21. März 2025
Mit „Let There Be Dark“ schieben die New Yorker Oldschool-Metaller TOWER um Frontröhre Sarabeth Linden nach erfreulich kurzer Wartezeit ihr drittes vollständiges Album nach. Während Kollege Gaspar dem Vorgänger „Shock The System“ nicht ganz so viel abgewinnen konnte, war gerade dieser für mich eines der absoluten Highlights 2022. Inmitten von musikalisch wie produktionstechnisch langweiligem Reißbrett-Einheitsbrei wie Burning Witches, Cobra Spell & Co. klang das Album für mich erfrischend rotzig und ziemlich genau so, wie ich mir damals das dritte Warlock-Album gewünscht/erträumt hätte.
Abgesehen von ihren oft recht aufreizenden Bühnenoutfits gehört Sarabeth Linden für mich vor allem stimmlich zu den derzeit spannendsten Frontfrauen im Metal. Mit ihrer eigentlich recht sonoren und rockigen Grundstimme „thront“ sie über den Songs wie ihre New Yorker Kollegin Erica Stoltz von Sanhedrin, kann bei Bedarf düster-verheißungsvoll beschwören wie z. B. Elizabeth Blackwell von Castle, vor allem aber auch derbe abrocken und sirenenartig screamen wie sonst nur Doro Pesch zu alten Warlock-Zeiten. Und neuerdings auch im Balladenbereich voll überzeugen – dazu gleich mehr.
„Let There Be Dark“ unterscheidet sich von seinen Vorgängern schon durch seine erdigere und tiefenlastigere Produktion und insgesamt variableres Songwriting. Allein dadurch klingen TOWER nicht mehr ganz so wild und ungestüm wie auf ihren bisherigen Outputs und rücken damit sound- als auch songtechnisch noch ein wenig mehr in die Nähe ihrer tollen New Yorker Kolleg(inn)en Sanhedrin. An dieser Stelle muss ich auch ein großes Lob an die Gitarrensektion aussprechen, die einmal mehr mit stets eingängigem, effektivem und trotzdem irgendwie eigenständigem Oldschool-Riffing überzeugt.
Mit dem originellen Opener ‚Under The Chapel‘, dem coolen Titelsong ‚Let There be Dark‘, dem geilen ‚Holy Water‘, ‚Book Of The Hidden‘, ‚Iron Clad‘ und dem hymnischen Closer „‚The Hammer‘ gibt es definitiv wieder genug geile Uptempo-Kracher, die ordentlich originell und teilweise auch höchst dramatisch in die Fresse hauen.
Mit ‚And I Cry‘ und ‚Don’t You Say‘ haben TOWER erstmals auch zwei Halbballaden am Start. Und in dieser schwierigen Königsdisziplin hat mich die Band positiv überrascht. Gerade bei den balladesken Pasaagen erzeugt Sarabeth mi ihrer Stimme bei mir ähnliche Gänsehaut wie einst Bonnie Tyler oder Patti Smith. Sehr geil.
Fazit: Für mich persönlich kommt „Let There Be Dark“ nicht ganz an den wunderbar rohen Vorgänger „Shock The System“ mit seiner tollen Kombination aus alten Warlock und „Girlschool on Speed“ ran, überzeugt aber klar durch ausgefeilteres Songwriting und mehr Abwechslungsreichtum. In dieser Hinsicht haben TOWER auch im direkten Vergleich mit der New Yorker „Konkurrenz“ Sanhedrin imho leicht die Nase vorn. Würde mir trotzdem wünschen, dass Sarabeth zukünftig wieder häufiger mal die räudige „Scream Queen“ rauslässt.
Joe Nollek vergibt 8,5 von 10 Punkten