THY SHINING CURSE
Titel: THEURGIA
Label: VICISOLUM PRODUCTIONS
Spieldauer: 36:16 Minuten
VÖ: 16. Februar 2024
Die 2021 in Pittsburgh gegründeten Symphonic Death Metaller THY SHINING CURSE sind das Soloprojekt des Death-Metal-Eingeweihten Leonidas Diamantopoulos, dessen Vision darauf abzielt, ein immersives mystisches Erlebnis zu schaffen, indem sie “die archetypischen Instinkte des Menschen durch kraftvolle Symbolik heraufbeschwört, die den Prinzipien der pythagoreischen Tradition, der eleusinischen Mysterien, des Neuplatonismus und der westlichen Esoterik” nutzt.
Die Darstellung der Bandmitglieder wird bewusst vermieden, sondern durch zwei mysteriöse Figuren ersetzt, die als visuelle Repräsentanten der Band fungieren und auch auf dem Coverartwork des Debütalbums “Theurgia” dargestellt sind: Celeus und Celeucis.
Der Albumtitel steht im Griechischen für „göttliches Werk“ und die Scheibe besteht aus sieben musikalischen Riten und beschreibt magische Handlungen, die den Weg zu höheren Wesen und der jenseitigen Welt bahnen und dem Hörer die „Methexis“ (= Teilhabe) und eventuell Catharsis (= Reinigung) verschaffen können.
Einige der Protagonisten wie das `Aesahaettr´, ein Messer mit einer Klinge, so fein, dass sie das Gewebe zwischen den Welten des Multiversums durchschneiden kann (aus His Dark Materials, Philip Pullman) oder die `Acephale` (Geheimbund um den französischen Schriftsteller Georges Bataille) stammen aus der klassischen Literatur und sind leicht zu erkennen. Andere sind Produkte der Fantasie des Masterminds.
Angesichts dieses mächtigen phyilosophischen Unterbaus und des großen und durchdachten Kontextes verbietet es sich fast über so etwas profanes wie Musik zu sprechen, aber dafür sind wir ja nun mal hier. Das Trio bietet schnelles Riffing mit hohem technischem Anspruch, Highspeeddrumming und Death/Black Metal Vocals sowie ausladenden und facettenreichen symphonischen Elementen.
Nach dem kurzen, von ätherischem Gesang und Violinen dominierten Titeltrack , welcher als Intro dient, legt `Abyssaoth´ mit flott, extrem und mit dissonanten Harmonien, üppigen Bläsern und einem solierenden Saxyphon los. Das bereits erwähnte `Aesahaettr´ überrascht nach seinen sperrigen Strophen mit einem von sirenenartigem Gesang gekennzeichneten, modern-eingängigem Chorus.
Im Folgenden gelingen noch bessere Kompositionen und Arrangements, indem die packenden Synthie- und Pianopassagen und/oder Orchestrierungen (noch) besser mit den übrigen Elementen und dem extremen Gesang harmonieren. Als Positivbeispiel sei hier die abschließende Vorabsingle `Melmoth´ erwähnt.
Im Endeffekt sowohl musikalisch als auch inhaltlich in großen Teilen ein bombastisches, intensives und spannendes (wenn auch ein wenig zu kurzes) Hörerlebnis, das nicht vollends aus den Socken haut, aber das Potential mitbringt, mit jedem Durchlauf zu wachsen, über längere Zeit zu fesseln und immer wieder Neues zu entdecken.
Michael Gaspar vergibt 7 von 10 Punkten