PRIMAL FEAR – CODE RED

PRIMAL FEAR

Titel: CODE RED

Label: Atomic Fire Records

Spieldauer: 57:53 Minuten

VÖ: 01. September 2023

Mit “Code Red” servieren uns PRIMAL FEAR ihr dreizehntes Studioalbum und das 25 Jahre nach dem ihr selbstbetiteltes Debüt “Primal Fear” wie ein Stahlhammer in der deutschen und internationalen Metal-Szene einschlug. Das Sextett um Sänger Ralf Scheepers, die Gitarristen Tom Naumann, Alexander Beyrodt und Magnus Karlsson, sowie Schlagzeuger Michael Ehré dürfen hierbei auch wieder Mat Sinner (Bass, Gesang) an Bord der Band begrüßen, der sich nach langer Krankheit wieder zurückgekämpft hat und sagt:

Nach meiner schweren Krankheit war dieses Album mein musikalischer Weg zurück zur Normalität. “Code Red” war die erste Produktion, an der ich wieder teilnehmen konnte. Das war ein einschneidendes Erlebnis. Ich war überglücklich, wieder mit den Jungs im Studio kreativ sein zu können. Es hat mir die Welt bedeutet, dieses Album zu machen.

Wir freuen uns auch, dass du wieder da bist Mat!

Einen ziemlichen aktuellen Hintergrund hat der Titel des Albums, denn schaut man sich auf der Welt um, gibt es sehr viele Ereignisse, die nach “Alarmstufe Rot” schreien. Das wird auf “Code Red” natürlich thematisiert.

Sinner sagt über “Code Red”:

Die ganze Welt spinnt doch! Mehr und mehr Länder werden von Despoten regiert, in den USA kann man zwischen einem 80- und einem 78-Jährigen wählen. Das nimmt mich mit. Ich kann kaum noch Nachrichten schauen, alles scheint in die falsche Richtung zu steuern. Und wenn einer auf den falschen Knopf drückt, sind wir alle dran. Deswegen gilt Alarmstufe Rot. Jetzt ist nicht die Zeit, um über Rock’n’Roll, Mädels und Drinks zu singen.

“Code Red” wurde im Studio des Livemischers von PRIMAL FEAR eingespielt, wo alles aufgenommen wurde außer Scheepers wuchtigem Gesang, den er in seinem eigenen Studio aufgenommen hat. Finalisiert hat das ganze Mastermind Jacob Hansen in Dänemark.

Mit ihrer ersten Singleauskopplung ´Another Hero´ eröffnen die Schwaben ihr Album druckvoll, mit sehr eingängigem Refrain und dem Ruf nach einem “Helden”, der den Menschen zeigen kann wie man respektvoll miteinander umgeht – wobei in jedem von uns eigentlich so ein Held steckt, man muss ihn nur “wecken”. Über ´Bring That Noise´, dass knackige Gitarren-Soli abfeuert, geht es zum Groovemonster ´Deep In The Night´, bei dem es ums Fremdgehen geht und einen zornigen Scheepers am Mikro zeigt – ein Song der lauter als andere gehört werden muss und eventuell ein Ventil sein kann. ´Cancel Culture´ zeigt sich düsterer als die vorherigen Songs und auch hier möchte ich Mat Sinner zitieren, der über den Song sagt:

Es gibt Länder, da verschwindet man einfach, wenn man seine Meinung sagt. Das sind untragbare Zustände. Ich gebe aber nicht klein bei. Ich war schon immer ein Rebell, ich habe keinen Bock mich anzupassen. Und ich muss ja auch in gewissen Ländern nicht spielen, so einfach ist das.

Ein knackiger Feelgood-Track ist ´Play A Song´, denn viele, inklusive mir, ziehen ihre Kraft aus der Musik und hier ist die Hymne dazu. Scheiß auf die Sorgen – just play a Song! Bedrohlich eröffnet ´The World Is On Fire´, wer die Ohren aufstellt, kann die Flammen aus den Lautsprechern züngeln hören. Hier ist das Thema ganz klar die Zerstörung der Erde durch uns, eingehämmert mit druckvollem Sound. ´Their Gods Have Failed´ kommt einen Tacken langsamer rüber, aber genauso soundgewaltig wie man es von PRIMAL FEAR gewohnt ist und das über mehr als sieben Minuten – hier dürfen die Fäuste in die Luft fliegen!

Wenn ´Steelmelter´ die ersten teutonischen Gitarren-Attacken aus den Boxen ballert ist man schon tief in der “zweiten Halbzeit” von “Code Red” angekommen und bekommt danach ´Raged By Pain´ um die Ohren gehauen, einen wütenden Nackenbrecher vor dem Herrn mit einem Refrain der zum Shouten einlädt – “Show me what you got”! Auf “Metal Commando” gab es die Ballade `I Will Be Gone´ auf “Code Red” ist es ´Forever´ und auch gleichzeitig die Ruhe vorm Sturm des Albumfinales ´Fearless´, dass nochmal zum headbangen, Fäuste ballen und mitsingen auffordert.

PRIMAL FEAR sind zurück und bringen mit “Code Red” einen absoluten Kracher auf die heimischen Plattenteller, der mindestens so stark wie “Metal Commando” ist – vielleicht auch den Tick besser. “Code Red” ist auch ein Werk seiner Zeit, gibt sich in vielen Punkten kritisch und verdeutlicht das auch mit dem Gesang von Scheepers der mal zornig bis wütend, mal sentimental oder trotzig ist, aber eines ist er immer: absolute Oberklasse. Seine Bandkollegen Sinner, Naumann, Beyrodt, Karlsson und Ehré sind ebenso absolute Herrscher ihrer Instrumente und lassen die Wände mit ihrer Soundgewalt ein ums andere Mal beben. Ob dieses dreizehnte Album nun besser als das zwölfte ist weiß ich nicht, zumindest fand ich “I Will Be Gone” als Ballade schöner und ´Their Gods Have Failed´ will auch nicht so richtig zünden, trotzdem ist “Code Red” ist ein Power Metal Sturm aus der PRIMAL FEAR Hymnen-Schmiede, der Ende des Jahres unter den Top 3 der Genrecharts landen muss.

Tobi Stahl vergibt 9 von 10 Punkten