NON-FICTION – THE COLLECTION

NON-FICTION

Titel: THE COLLECTION

Label: Golden Core/ZYX

Spieldauer: 151:07 Minuten

VÖ: 19. April 2024

Über NON-FICTION viele Worte zu verlieren, hieße Eulen nach Athen zu tragen. Nach dem Aus von Hades entstand diese Band und ging augenscheinlich einen etwas anderen Weg. Sänger Alan Tecchio und Gitarrist Dan Lorenzo schufen unter diesem Banner bis 1996 drei Alben. Die Fans der vorherigen Band rieben sich die Augen ob des Stilwechsels. Mangels Internet haben andere Fans kaum die Gelegenheit gehabt, die neue Band kennenzulernen.

Auch an mir ging die Truppe ungehört vorüber. Nachdem ich zuletzt mich schon Hades widmen durfte, liegt es nahe, auch der nachfolgenden Formation ein Ohr zu leihen. Da kommt diese Compilation aus dem Hause Golden Core gerade recht. Alle drei Alben auf zwei CDs versammelt, und die einzelnen Scheiben sind auch als Vinyl angekündigt. Fans werden sich die Finger lecken, denn die originalen CDs und vor allem Platten dürften nicht ganz günstig zu bekommen sein, wobei nur „Preface“ überhaupt als schwarzes Gold erschienen ist.

Ihre Wurzeln blieben weiterhin im US Metal, voller Energie. Nur, wenn bei Hades der Thrash regierte, auf vielfältige Weise, so herrscht bei NON-FICTION zu weiten Teilen die Langsamkeit vor. Die Eröffnung des Debüts etwa wäre klassischer Black Sabbath-Stoff. Vor allem ´The My Way´ und ´Listen´ atmen den Geist von Ozzy und Tony. ´Mortify Me´ hat sogar eine Menge Blues in sich. Aber klar, ganz ohne Gaspedal kommt man auch hier nicht aus, wie das flotte ´Could’ve´ beweist.

Album Nummer 2, ´In The Know´ ging den eingeschlagenen Weg konsequent weiter. Weitere vier Jahre später, das letzte Album beschreitet schon ein paar der Band eigentlich abseitige Wege. Der Zeitgeist ist auch an NON-FICTION nicht so ganz spurlos vorüber gegangen. Allerdings, nach den wenigen Durchläufen von ´It’a A Wonderful Lie´ auf meinem Player, finde ich, dass das der Musik keinen qualitativen Abbruch tut.

Manchmal frage ich mich, hätte mir diese Band damals schon gefallen? Vermutlich wären die drei Scheiben in Dauerschleife gelaufen, bis sie aus den Ohren wieder rauskommen, bis ich jeden Ton hätte mitsingen können. Dafür fehlt mir heute leider die Zeit. Zu viel Neues nimmt die Zeit in Anspruch, zu viel Ablenkung ist da. Und die Arbeit will ja auch getan werden. Aber die oberflächlichen Eindrücke, die ich bis hier gewinnen durfte, sie sagen mir, hier liegt meisterhafte Musik vor, irgendwo zwischen US/Power/Doom und sonstwas Metal. Ach, Scheiß auf die Schubladen, geile Mucke ist einfach geile Mucke. Und die relativ günstige First Press des Debüts habe ich mir dann auch nicht entgehen lassen. Jetzt muss ich mich nur noch an Watchtower trauen.

Watchtower und Hades hat man übrigens in letzter Zeit sporadisch auf Bühnen gesehen. Vielleicht gelingt es ja auch NON-FICTION zu einer Rückkehr zu bewegen. Ansonsten gibt es mit Dan Lorenzos Patriarchs In Black ja auch noch eine musikalische Fortsetzung.

Mario Wolski vergibt keine Bewertung