Bereits im September 2023 veröffentlichten NIGHT IN GALES mit “The Black Stream” ihr drittes Album bei Apostasy Records, zählt man die Split-EP mit NYKTOPHOBIA dazu, sind es vier Veröffentlichungen beim beliebten Underground Label. Am Nikolaustag sind Sänger Christian Müller, die Gitarristen Jens und Frank Basten sowie Bassist Tobias Bruchmann und Schlagzeuger Adriano Ricci zurück und haben ihre insgesamt neunte Langrille “Shadowreaper” im Gabensack. Doch wer nun glaubt, dass der “Shadowreaper” ein freundlicher Geselle ist, irrt, denn außer dem 06. Dezember als Erscheinungstag hat die Hauptfigur dieses Albums mal so gar nichts mit dem Rauschebart zu tun – ok, wenn beide die Peitsche schwingen, rummst es gewaltig, aber das wars dann auch mit Ähnlichkeiten, denn der “Schattenschnitter” zerfetzt die Seelen, die im Black Stream umherirren, während der andere Äpfel verteilt.

“Shadowreaper” knüpft also in gewisser Hinsicht an den Vorgänger “The Black Stream” an und doch machen NIGHT IN GALES einiges anders als bei vorherigen Alben. Das Quintett arbeitete für vier Alben in Folge mit Dan Swanö zusammen, nun vertrauten sie die insgesamt neun Songs einem Mann an, der auch schon mit AT THE GATES (“Slaughter Of The Soul”), IN FLAMES (“The Jester Race”, “Whoracle”) und mit DARK TRANQUILLITY (“The Gallery”) arbeitete und das ist kein geringerer als Fredrik Nordström (Studio Fredman). Das Cover-Artwork wurde vom italienischen Künstler Paolo Girardi gefertigt, der dem “Shadowreaper” eine sehr gruselige Gestalt verlieh. Girardi zeichnete auch schon für INCANTATION, CRYPTOPSY und THE BLACK DAHLIA MURDER und ist in der internationalen Extreme-Metal-Szene ziemlich bekannt. Nun aber genug der Fakten, jetzt gibts Knüppel aus dem Sack und das gleich neun Mal! Als Grundlage diente uns die sehr hübsche 180g Vinyl Ausgabe von “Shadowreaper” in den Farben Gold/Black/White Opaque Splattered (Auflage von 200), die im Gatefold mit Inlay nach Hause kommt, klanglich qualitativ hochwertig und komplett störungsfrei ihre Runden auf meinem Plattenteller dreht.

Zunächst starten wir mit akustischen Gitarren in den Opener ‘Into The Evergrey’ und nach etwa 50 Sekunden geben NIGHT IN GALES Vollgas, hauen brachiale Gitarrensounds raus, die untermalt vom Schlagzeugdauerfeuer und dem intensiven Gesang brutal unter die Haut gehen. Hierbei hat ‘Into The Evergrey’ nicht nur temporeichen Gesang zu bieten, auch “geflüsterte” Vocals und zerstörerische dunkle Growls fetzen in die Ohren. Den Horror vor etwas, das niemals endet, besingen die Melo Deather in ‘The Horrors Of Endlessness’ und halten die Geschwindigkeit auch während dem knackig wilden ‘Open The Sun’ hoch, in ‘The Nihilist Delta’ darf man ein wenig durchatmen. Wieder  schnell, aber mit einer Ecke mehr Groove servieren NIGHT IN GALES die erste Singleauskopplung ‘Spirals’, die eigentlich jedem Old School Melo Deather bekannt sein müsste.

Die zweite Halbzeit, oder auch Seite B der Vinyl, eröffnet der Nackenbrecher ‘Dead Inside’, ein Song, der mich an so manch anderes Lied vom IN FLAMES Album “Whoracle” erinnert. Mit schwarzen Flammen züngelt das Quintett vom ‘Window To The End’, dass neben halsbrecherischen Gitarren und Drumgewitter auch kurze “Verschnaufsphasen” hat. Die eindrucksvollste und brachialste Nummer ist für mich ‘Sculptured And Defleshed’, denn hier eröffnen die Jungs groovig, holen dann den Dampfhammer raus und kehren gegen Ende in etwas ruhigeres Fahrwasser zurück – famos-schwedischer Melodic Death Metal nach NIG Art des Hauses – klasse! ‘Walk Of Infinity’ schließt die Scheibe nach fast 36 Minuten Spielzeit ab, zurück bleibt ein offener Mund ob der schier unmöglichen Leistung den Vorgänger “The Black Stream” noch zu toppen!

Aus dem Hause Apostasy kamen 2024 einige verdammt starke Alben, vor allem auch in der zweiten Jahreshälfte. “Shadowreaper” veröffentlicht das Label mit NIGHT IN GALES während der letzten Atemzüge des Jahres und wird damit sicherlich einige Jahrescharts, in einem für Melo Death Fans starken 2024, sprengen. “Shadowreaper” ist ein unglaublich intensives Album, das sowohl musikalisch als auch lyrisch unter die Haut geht. Man hat mit dem Wechsel zu Nordström wohl alles richtig gemacht, der die Verknüpfung von modernem Melodic Death und jenen Old School Vibes großartig hergestellt hat und auch wenn es nur Nuancen sind, klingen NIGHT IN GALES 2024 eindrucksvoll schwärzer, düsterer, druckvoller und “schwedischer”! Zu kaufen als MC, CD, Vinyl und in digitaler Fassung gibt es “Shadowreaper” unter https://apostasyrecords.bandcamp.com/ !

Tobi Stahl vergibt 9,5 von 10 Punkten

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