MINISTRY – HOPIUMFORTHEMASSES

Ministry - HopiumForTheMasses

MINISTRY

Titel: HOPIUMFORTHEMASSES

Label: NUCLEAR BLAST RECORDS

Spieldauer: 42:31 Minuten

VÖ: 01. März 2024

Als ich Anfang der 90er die alten MINISTRY-Klassiker abgefeiert habe, galt die Band von Mastermind Al Jourgensen bereits mit ihrem vierten Album „Psalm 69“ als Urgestein des Industrial Metal. Niemals hätte ich gedacht, dass ich über dreissig Jahre später mal das Ministry-Album Nummer 16 rezensieren werde…

„HopiumForTheMasses“ ist jetzt das dritte Album nach der letzten kurzzeitlichen Bandauflösung und führt die bereits auf dem Vorgänger „Moral Hygiene“ hörbar eingeschlagene Wandlung des Bandsounds konsequent weiter. Früher eindeutige Trademarks wie krank-noisige Soundscapes, sperriger bis zäher Industrial-Djent oder fräsende Thrash-Gitarren findet man auf der neuen Scheiben nämlich vergebens.

Stattdessen wartet „HopiumForTheMasses“ mit neun kompakten, sowohl eingängigen als auch spannenden Songs auf, die mich song- und soundtechnisch wahlweise an die metallischen Krupps der 90er, die letzten LARD-Alben, groovig-rockige Nine Inch Nails und häufig sogar an die gitarrenlastigeren Hitscheiben „Angst“, „Nihil“ oder „WWIII“ der EBM-Götter KMFDM erinnern.

Die ersten drei vorab veröffentlichten Songs ‚B. D.E‚, ‚Just Stop Oil ‚ und der obergeile Hit ‚Goddamn White Trash‚ geben als erste Anspieltipps bereits einen guten Überblick über die stilistische Marschrichtung des Albums. Im Grunde gibt danach ein genialer Song dem nächsten nahtlos die Klinke in die Hand:

  • Goddamn White Trash – Treibende Krupps/KMFDM-Rhythmik, Hardcore-Vibes und – ja – coole Bläser.
  • Aryan Embarrassment – Manischer Industrial-Stampfer im LARD-Style. Jello Biafra keift wieder genial mit.
  • TV Song – Straighter, früher MINISTRY-typischer Industrial-Hardcore, haut wunderbar aufs Maul.
  • New Religion – Klingt aufgrund der Gesangsmelodien wie die Industrial-Version eines Warrior-Soul-Stampfers.
  • It’s Not Pretty – Balladesker Anfang schlägt in geilen Uptempo-Mix aus KMFDM, LARD und – ja – Big Band um.
  • Cult Of Suffering – Epic-EBM-Rock mit Hammond und Gastsängerin. KMFDM pur. Mein absolutes Highlight.
  • Ricky’s Hand – Fast schon Oldschool-EBM mit nur dezenten Gitarren. Geiler Gute-Laune-Hit zum Abschluss.

Ja, tatsächlich haben sich MINISTRY musikalisch so weit wie noch nie von der Brachialität und Unberechenbarkeit alter Tage entfernt, liefern daür aber einfach eine beachtliche Hitdichte ab. Da ich selbst auch auf Bands wie KMFDM, Nine Inch Nails, Krupps und gut gemachten EBM stehe, macht mir das Album tierisch Spaß. Könnte aber auch verstehen, wenn alte MINISTRY-Fans mit der Scheibe Probleme haben.

Glücklicherweise nicht geändert haben sich Al Jourgensens gewohnt ironische bis zynische gesellschafts- und sozialkritische Texte. Ob verlogene Regierungen und Konzerne, Faschisten und Rassisten  Chauvinisten, Heuchler oder Klimaleugner – sie alle (vor allem Trump + Untersützer, die diese Prädikate ja neust in Personalunion vereinen) kriegen auf „HopiumForTheMasses“ ihr Fett weg.

Fazit: Alles in allem halte ich „HopiumForTheMasses“ für das mit Abstand beste MINISTRY-Album seit „The Last Sucker“, das mittlerweile ja auch schon wieder 17 Jahre auf dem Buckel hat.

Joe Nollek vergibt 9,5 von 10 Punkten