MEMORIAM
Titel: RISE TO POWER
Label: REAPER ENTERTAINMENT
Spieldauer: 44:51 Minuten
VÖ: 03. Februar 2023
Für mich zählt das fünfte MEMORIAM-Album „Rise To Power“ bereits jetzt zu den Death Metal Highlights 2023. Mit dieser Scheibe halten die Briten das Qualitätslevel des granatenstarken Vorgängers „To The End“ mit fast unerwarteter Leichtigkeit und setzen vielleicht sogar noch einen drauf.
Natürlich baut auch „Rise To Power“ sowohl musikalisch als auch textlich prinzipiell auf dem mächtigen Bolt-Thrower-Erbe von Sänger und Aushängeschild Karl Willets auf. Dabei entwickeln MEMORIAM aber zunehmend eine eigene Identität und sind songtechnisch imho mittlerweile abwechslungsreicher und variabler als Bolt Thrower auf ihren letzten Alben. Spätestens hier muss man unbedingt auch die tolle Arbeit und die langjährige Dampfwalzen-Expertise des ehemaligen Benediction- und Cerebral-Fix-Gitarristen Frank Healy als Qualitätsgarant anführen.
Der alles zermalmende Opener ‚Never Forget, Never Again (6 Million Dead)‘ ist stilistisch gleich auch der typischste „Bolt Thrower Song“ des Albums – wer Thema und Aussage des Songs nicht gleich anhand des Titels erkennt, hat in Geschichte leider eh gepennt. Das folgende rabiate ‚Total War‚ ist auch gleich der einzige Uptempo-Song des Albums und geht – textlich zwar recht plakativ, aber immerhin unmissverständlich – auf den unsäglichen russischen Angriffskrieg in der Ukraine ein.
Danach reissen mich MEMORIAM vor allem dann mit, wenn sie bei Songs wie den Video-Auskopplungen ‚All Is Lost‚ oder dem Titelsong ‚Rise To Power‚ punktuell morbide Melodien/Leads einbauen, wie man sie von den ersten Paradise-Lost-Alben kennt. Absolutes Highlight von „Rise To Power“ ist für mich sogar der eingängigste wie auch untypischste Kracher ‚I Am The Enemy‘ – auf so einen Hit warten alte Paradise-Lost-Fans tatsächlich schon seit Jahren.
Auch die restlichen drei bisher nicht erwähnten Songs hauen voll auf die Glocke und erinnern phasenweise zusätzlich sowohl an alte Unleashed-Stampfer wie auch an neuere Disbelief-Walzen. Mittelmäßige Songs gibt es auf der Scheibe definitiv keine.
Fazit: Bolt Thrower is dead, long live MEMORIAM. Für Old School Death Metal Fans sollte „Rise To Power“ ein Pflichtkauf sein.
Joe Nollek vergibt 9 von 10 Punkten