IN AUTUMN
Titel: WHAT'S DONE IS DONE
Label: MY KINGDOM MUSIC
Spieldauer: 45:54 Minuten
VÖ: 16. Februar 2024
Unverhofft kommt oft. Das mitreissende, abwechslungsreiche wie melodische Doom-Death-Gebräu, das die Italiener IN AUTUMN auf ihrem bärenstarken und überraschend hartem dritten Album „What’s Done Is Done“ abliefern, sollte zumindest alle Fans von Paradise Lost, Katatonia, alten Opeth und My Dying Bride definitiv schon mal aufhorchen lassen.
Bereits die beiden Underground-Perlen „Reborn“ (2013) und vor allem das tolle „Greyerg“ (2018) haben mir mit ihrer Mischung aus dramatischem, sowohl rhythmischem wie melodischem, Postrock und melancholischem Metal gefallen. Mit neuem Sänger und gesteigerter Härte sprechen IN AUTUMN auf „What’s Done Is Done“ jetzt stärker als bisher auch das „klassische“ Metal-Publikum an.
Als absoluter Glückgriff entpuppt sich nämlich der 2020 eingestiegene (und bereits dritte) Sänger Giuliano Zippo, der mit seiner kraftvollen, melancholischen Stimme in vielen Momenten an Nick Holmes von Paradise Lost und David Gold (RIP) von den göttlichen Woods of Ypres erinnert, bei härteren Passagen aber auch wunderbar keift wie Angela Gossow zu besten Arch-Enemy-Zeiten.
Vor allem überzeugen IN AUTUMN aber mit durch die Bank stimmigen und spannenden – immer abwechslungsreichen, jedoch nie überladenen – Songs. Hier kann „What’s Done Is Done“ z. B. mit dem starken letzten Paradise-Lost-Album Obsidian absolut mithalten und dieses in Sachen Songwriting, Variabilität, Härte und Gesangsleistung sogar oft locker übertreffen.
Während der Opener und Titeltrack ‚What’s Done Is Done‘ einfach „nur“ wie ein cooler epische Paradise-Lost-Doomer rüberkommt, erweitern Songs wie ‚Inside My Soul‘ und der Closer ‚I See You‘ diesen Sound bereits mit einigen deftigen Uptempo-Passagen. Noch cooler und unberechenbarer sind meine persönlichen Highlights:
- ‚Focus‘: Definitiv der modernste Song – fängt balladesk wie Anathema an, schlägt dann in eine Art Dark Age (DE) mit Pantera-Riffing um. Irgendwie geil. Solte sogar jedem Metalcore-Fan gefallen.
- ‚Lucid Dream‘: Von ballasdesken Anathema über groovige Paradise Lost und verzweifeltem Doom bis hin zu speedigem Death Metal ist hier wirklich alles drin
- ‚Despised For Life‘: Die beste (Halb-)Ballade, die Arch Enemy nie selbst geschrieben haben
- ‚The Ilusions Of Decay‘: Mäandert irgendwie zwischen Paradise Lost, epischem postmodernem Black Metal und groovigem Stoner Rock
- ‚Strange Thoughts‘: Anathema-Melancholie und alte Arch-Enemy-Dramatik steigern sich langsam zu einem mitreissenden melodischen Death-Groover
Fazit: IN AUTUMN haben mit „What’s Done Is Done“eine grandiose Undergroundperle herausgebracht, die mit ihrer Mischung aus mitreissendem Doom über hartem Postrock bis hin zu progressivem bis melodischem Death zahlreiche Zielgruppen ansprechen sollte. Ein echter „Überflieger-Hit“ ist zwar noch nicht dabei, Potenzial dazu hört man aber an allen Ecken und enden. Ich drücke der Band all meine Daumen für die Zukunft!
Joe Nollek vergibt 8,5 von 10 Punkten