HELLRIPPER – WARLOCKS GRIM & WITHERED HAGS

Hellripper - Warlocks Grim & Withered Hags

HELLRIPPER

Titel: WARLOCKS GRIM & WITHERED HAGS

Label: PEACEVILLE

Spieldauer: 43:09 Minuten

VÖ: 17. Februar 2023

Mit „Warlocks Grim & Withered Hags“ knallen uns HELLRIPPER ihren melodischen Highspeed-Black/Thrash zum dritten Mal in voller Albumlänge – und erstmals mit einigen unerwarteten stilistischen Überraschungen – um die Ohren. Auch auf diesem Album sind HELLRIPPER eine One-Man-Show des schottischen Sängers und Gitarristen James McBain, der sich nur für Live-Auftritte (bisher vor allem in England und Nordeuropa, ein paar auch in Deutschland) auf volle Bandgröße verstärkt.

Auf „Warlocks Grim & Withered Hags“ kann man den mit Abstand größten musikalischen Entwicklungsschritt gegenüber allen bisherigen Veröffentlichungen erkennen. Prügelten sich HELLRIPPER bislang vornehmlich in rund drei Minuten zum Ziel, kommen die Songs auf dem neuen Album durchschnittlich auf fünf Minuten Laufzeit und größtenteils deutlich variabler und epischer daher. Den früher bei vielen Songs hörbaren Punk- und Motörhead-Einflüssen frönt McBain nur noch bei ‚Goat Vomit Nightmare‘ und ‚The Hissing Marches‘.

Bei den sonstigen neuen Tracks wie dem 6-minütigen Opener ‚The Nuckelavee‚ gehen filigraner Speedmetal und hymnischer Black Metal Hand in Hand einher – aufgelockert durch zahlreiche melodische Leads und ausgefeilte Solo-Passagen. Songtechnisch sind HELLRIPPER auf „Warlocks Grim & Withered Hags“ damit mittlerweile näher an Sachen wie der letzten tollen Kampfar-Scheibe als an bisher oft zum Vergleich rangezogenen Black/Thrashern wie Midnight dran – auch wenn sie speedtechnisch weiterhin fast immer bis zum Anschlag aufdrehen.

Fast immer? Nicht mehr! Absolutes Novum im HELLRIPPER-Sound ist der fantastische 7-minütige Titelsong ‚Warlocks Grim & Withered Hags‚: Purer, fast ausschließlich getragener bis stampfender, gegen Ende sogar mit Folklore-Elementen verzierter Epic Metal mit allenfalls dezentem Black-Metal-Anstrich. Vor allem aufgrund seiner originellen Gitarrenarbeit schafft McBain hier trotz aller Epik sogar das Kunststück, dabei eben NICHT permanent an Bathory zu erinnern. Sehr stark.

Finales Highlight des Albums ist für mich dann aber der über 8-minütige Abschlusskracher ‚Mester Stoor Worm‘: Von akustischen Einsprengseln über melodische Twin-Gitarren-Leads bis hin zur Blastspeed-Raserei ist bei dieser – trotz zahlreicher Rhythmus- und Tempowechsel nie aus der Bahn geratenden – Achterbahnfahrt aus epischem Black Metal, abgedrehtem Techno-Thrash und garstigem Death Metal wirklich alles dabei. Solch einen Wahnsinn hätten auch Vektor und Obscura nicht besser hinbekommen.

Fazit: Wow! Schon seit ihren zahlreichen ersten (Split-)EPs spielen HELLRIPPER ganz oben in der Black/Thrash-Liga mit und haben sich mit jedem Album kontinuierlich gesteigert. Ohne ihre bewährten Trademarks zu vernachlässigen, hat James McBain mit „Warlocks Grim & Withered Hags“ das musikalische Spektrum seiner Band um mehrere Dimensionen erweitert und zeigt erstmals so richtig, was als Musiker und Songwriter in ihm steckt.

Joe Nollek vergibt 9 von 10 Punkten