DAVID REECE muss man eigentlich gar nicht mehr vorstellen. Seit vier Jahrzehnten veredelt er mit seiner charakteristischen, einzigartigen Stimme Erfolgsalben von unter anderen ACCEPT, Bangalore Choir, Bonfire und den Sainted Sinners, während er parallel seine Solokarriere vorantreibt und mit “Baptized By Fire“ nun seine mittlerweile sechste Studioscheibe vorstellt.

Die zwölf neuen Songs strotzen vor Power, wirken ausgereift, sind fesselnd und abwechslungsreich. Seine neue Bandbesetzung dafür fand Reece in seiner Wahlheimat Italien in Riccardo Demarosi (Bass), Niccolò Savinelli Gitarre sowie Drummer Giovanni Savinelli.

Wie Coverartwork und Albumtitel bereits vorwegnehmen ist der neue Silberling deutlich heavier und kraftvoller ausgefallen als die beiden Vorgänger “Cacophony Of Souls“ (2020) und “Blacklist Utopia“ (2021), die zudem ein wenig unter dem bekannten weltweiten Dilemma der letzten Jahre gelitten haben.

Vielleicht besteht darin auch ein Grund dafür, dass DAVID REECE anno 2024 irgendwie mächtig den Kaffee auf zu haben und deutlich angepisst zu sein scheint. Bereits Songtitel wie ` We’ve Lost The Fight´ (Textauschnitt: „I´m losing faith in our humanity“), `No Rest For The Wicked´ und `Twilight of the Gods´ wirken desillusioniert und wenig hoffnungsfroh was die Zukunft der Menschheit angeht.

Songs wie der eindringliche Opener `Enemy Is Me´ und das grandiose `Payback’s A Bitch´ bieten beste Rock-/Metal-Unterhaltung mit mächtigen Riffs und einer außergewöhnlichen, charismatischen Stimme. Und bei aller Härte, Direktheit und Düsternis gelingt es immer wieder, auch schicke Melodien, Leads und beinahe eingängige Refrains zu kreieren.

Denn die Faszination und Stärke der Scheibe liegt nicht in ihrer unmittelbaren Eingängigkeit, sondern zuallererst in der Wucht, Energie und Dynamik begründet, die Reece und seine Mitstreiter immer wieder entfachen.

Während es zwischendurch hart scheppert und auch mal heftig groovt schlagen `Seasons Of A Man´ und das fantastische `Closer To God´ mit weniger Tempo ein wenig leisere Töne an, letzteres mit packend-atmosphärischem Alter Bridge Chorus. Bleiben noch das superbe `Archbishop Of Anarchy´ und der emotionale, erneut gesellschaftskritische und musikalisch einnehmende Schlussakkord `Tomorrow Don’t Matter Today´ zu erwähnen.

Und wenn man doch mal beginnt, sich ein wenig Abwechslung vom intensiv-mächtigen Sound zu wünschen, kommt der Protagonist auch noch mit der melancholischen, atemberaubenden Power-Ballade `My Heart Burns´ mit akustischem Flamenco-Ausklang ums Eck.

DAVID REECE präsentiert sich als authentischer, gradliniger Vollblutmusiker und ausgezeichneter Songwriter, der etwas zu sagen hat und konsequent seinen Weg verfolgt. All das macht “Baptized By Fire“ zu einem packend-atmosphärischen, dichten und intensiven Hörerlebnis mit Langzeitwirkung.

Michael Gaspar vergibt 9 von 10 Punkten

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