Hier flattert mir ein unerwartetes Melodic Rock Kleinod auf den Schreibtisch. Der am 08. November 2022 im Alter von 76 Jahren verstorbene DAN MCCAFFERTY ging als langjähriger, charismatischer Frontmann der schottischen Hardrocker Nazareth in die Annalen der Rockmusik ein.

Während seiner einzigartigen Karriere war der Schotte mit der unverwechselbaren Reibeisenstimme an über 25 Alben beteiligt und hat Hits wie `Love Hurts´, `Dream On´, `This Flight Tonight´ und `Morning Dew´ veröffentlicht. Die posthume Hommage “No Turning Back – In Memory Of Dan Mc Cafferty” beweist nun, dass auch im privaten Archiv des unvergessenen Sängers unentdeckte Schätze lagerten.

Bei den beiden Ohrwürmern `Occident´ und `No Turning Back´ handelt es sich um Originalaufnahmen aus den späten 90ern gemeinsam mit dem deutschen Regisseur, Komponisten und Musikproduzenten Christoph Busse. Der grandiose, ebenfalls bisher unveröffentlichte Opener `Children´s Eyes´ mit seinem zu Herzen gehenden Text stammt aus einer Kooperation mit dem Komponisten und Produzenten Detlef Wiedeke.

Auch die weiteren Titel präsentieren locker fluffigen, eingängigen Melodic Rock, welcher die verschiedenen Facetten und die stilistische Bandbreite seiner rauen Rockröhre zeigt. Drei Songs wurden von McCafferty geschrieben bzw. getextet und 1987 auf seinem mittlerweile lange vergriffenen Soloalbum “Into The Ring“ veröffentlicht, die zwischen den beiden Nazareth-Klassikern ‚Cinema‘ (1986) und ‚Snakes´n`Ladders‘ (1989) entstanden ist: der käpferisch-hymische Titeltrack, das eingängige `Starry Eyes´ und `Sunny Island´, der nach 90er Sommerhit klingt und mit Rhythmus, Conga und Saxophonsolo Lust auf Urlaub, Sonne, Strand und Meer macht.

Abgerundet die Scheibe mit `Going Home´ aus dem Jahr 1993 und vom gleichnamigen Album des kurzlebigen schottischen Folk/Blues Projekts Seasons, dessen Sänger McCafferty war, eine Abschieds- bzw. Wiedersehenshymne mit teils originalen schottischen und irischen Dudelsäcken, Fiedeln, Flöten, Akkordeon und Percussions. Das Stück basiert auf dem `Largo´ aus der 9. Sinfonie „Aus der neuen Welt“ von Antonín Dvořák.

Als Bonustracks sind außerdem noch zwei aktuelle Coverversionen der Nazareth-Evergreens `Love Hurts´ und `Dream On´. Diese werden gesungen vom Griechen Panos Kalifis, dessen Timbre McCaffertys Organ erstaunlich nahekommt. Aufgenommen und gemischt hat den Song der renommierte Musiker und Toningenieur Bob Katsionis (u.a. Firewind, Kamelot, u.a.).

Unter dem Strich ein gutes, unterhaltsames und unter dem Tribute-Gedanken stehendes Rockalbum mit guten Songs, deren Zusammenstellung jedoch auch Fragen aufwirt, ohne die genauen (vielleicht auch rechtlichen) Hintergründe zu kennen. Warum wurde zum Beispiel nicht das gesamte Soloalbum plus die 3-5 Bonustracks wiederveröffentlicht? Und warum zwei Coverversionen statt weiterer Songs mit den Originalvocals des Protagonisten?

Michael Gaspar vergibt 7 von 10 Punkten

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