BONFIRE – MMXXIII (Re-Recorded)

BONFIRE

Titel: MMXXIII (Re-Recorded)

Label: AFM Records

Spieldauer: 142:39 Minuten

VÖ: 22. September 2023

Mit ReReleases wird der Musikmarkt geradezu geflutet, das stößt auch in der Szene dem ein oder anderen Metalhead negativ auf. Jetzt kommen BONFIRE am 22. September auch noch mit einem Triple an, denn die erfolgreiche deutsche Truppe veröffentlicht drei ihrer Alben erneut. Über AFM Records werden “Don´t Touch The Light” (1986), “Fireworks” (1987) und “Point Blank”(1989) erscheinen und zwar alle einzeln als CD, in verschiedenen Vinyl-Varianten und auch digital auf verschiedenen Streaming-Portalen. Der ausschlaggebende Punkt für die drei Wiederveröffentlichungen war laut Gitarrist Hans Ziller eine Reise in die Vergangenheit und die Erkenntnis, dass jene drei Scheiben schon Patina angesetzt hätten. Die Idee war geboren, alle Songs aus den 80er Jahren unter modernen Bedingungen und mit der aktuellen Bandbesetzung komplett neu einzuspielen, inklusive aktualisierter Artworks. Gesagt, getan! Mit ihrem kürzlich verpflichteten neuen Sänger Dyan Mair, der aus Griechenland stammt und als großes europäisches Gesangstalent gehandelt wird, mit Hans Ziller (Guitar), Frank Pané (Guitar), Ronnie Parkes (Bass) und Fabio Alessandrini (Drums) gings ins Studio. Nicht einmal zwei Wochen dauerte es, bis der der 30-Jährige sämtliche 35 Songs der drei Kultscheiben eingesungen hatte.

Ziller über Dyan Mair:

Dyan kann einfach alles singen, von Rockröhre bis Falsett. Bei ihm weiß man schon jetzt, dass er auch auf der Bühne richtig abliefern wird.

Neben den bisher genannten Modernisierungen wurden auch die Artworks ein bisschen verändert. Fans erster Stunde dürfen aber beruhigt aufatmen, denn die Hauptmerkmale der Artworks sind unverändert geblieben. “Don’t Touch The Light” zeigt anstatt zwei Kinder nun zwei erwachsene Frauen, das Cover von “Fireworks” hat etwas mehr „Hitze“ bekommen, und aus der vor einem riesigen Tor stehenden Frau auf “Point Blank” ist ein Mönch geworden.

Ziller über die Covergestaltung:

Der direkte Bezug zu den originalen Artworks ist erhalten geblieben, gleichzeitig erkennt man, dass es sich um neue Versionen dieser Alben handelt.

und leichte Veränderungen am Sound der drei Alben:

Natürlich haben wir uns weitestgehend an die originalen Arrangements gehalten, haben lediglich hin und wieder ein Riff leicht verändert oder den Sound eines Gitarrenparts modernisiert. Alle wesentlichen Elemente bis hin zu den Texten blieben jedoch unangetastet.

Mit “Don’t Touch The Light”, das 1986 über RCA Records veröffentlicht wurde, geht die Reise los. Gute Kritiken gab es damals nicht wirklich für die Scheibe. Das Intro `The Rising´ klingt hymnisch und erhöht die Spannung auf das, was in den nächsten Minuten kommt. Was als erstes sehr positiv auffällt, ist die Stimme des Griechen Mair, die richtig gut in die Ohren geht. Auch der Sound ist modern und knackig. ´Starin´ Eyes´ macht richtig Spaß, ´Hot Rock´ geht gut ab, ´You Make Me Feel´ ist eine gefühlvolle Ballade, nach der ´Longing For You´ das Tempo wieder erhöht und mich die Stimme des neuen Sängers immer mehr begeistert. Über den eingängigen Titeltrack ´Don’t Touch The Light ´, dessen Thema eigentlich sehr aktuell ist, geht es zum druckvollen Song ´S.D.I.´ – einem Track, der ein Raketenabwehrsystem der USA kritisiert. Mit ´No More´ und ´L.A.` endet dieses ReRelease so wie es begonnen hat, nämlich schön knackig!

“Fireworks” ist die nächste Wiederveröffentlichung und steht als originales Vinyl von 1987 in meinem Plattenregal. Das Album wurde mit Ken Mary von Fifth Angel eingespielt, der als Gastmusiker dabei war. Als Produzent war Michael Wagener mit von der Partie. BONFIRE hatten 25 Songs in der Pipeline, von denen es elf auf die Platte schafften. Von “Fireworks” gibt es eine remasterte Ausgabe aus dem Jahr 2009 und eine Live-Aufnahme “Fireworks – Still Alive” aus 2011, aber eben keine mit neuem Shouter und neuem Equipment, das den modernen Standards entspricht. So geht der Opener ´Ready 4 Reaction´ sehr gut ab, ´Sweet Obsession´ ist noch immer einer der Hits auf dem Album und klingt in neuen Soundkleidern stark genauso wie ´Fantasy´ und die Hymne ´American Nights´.

“Point Blank” kam 1989 und brachte Veränderungen in der Bandstruktur mit sich, denn während des Recordings wurde Gitarrist Hans Ziller aus der Band geworfen. Angeblich hatte sich zwischen Hans und dem Rest der Band etwas aufgebaut, was zur Trennung führte. Auf der Wiederveröffentlichung sind “nur” 15 der ursprünglichen 17 Tracks (´Jungle Call´ und ´Minestrone´ fehlen) und die Reihenfolge mancher Songs wurde neu arrangiert. Der Auftakt mit dem catchy ´Bang Down the Door´ ist gleich, es folgt aber ´Hard on Me´ und nicht ´Waste No Time´, der nun als letztes Lied in der Trackliste steht. Zur Trennung von Hans Ziller sei gesagt, dass er bereits 1991 wieder Teil von BONFIRE war – ohne Mastermind an Gitarre geht es nicht, wie der 2020er Output “Fistful Of Fire” zeigte.

Mit ihrem neuen Sänger und der Idee, die 80er Jahre Alben “Don’t Touch The Light” (1986), “Fireworks” (1987) und “Point Blank”(1989) neu einzuspielen haben BONFIRE auf dem reichhaltigen Markt der ReReleases ein Alleinstellungsmerkmal. Oftmals werden die Werke aus vergangenen Tagen nichtmal anständig remastered, hier gibt es eine komplett neue Stimme zu neu arrangierten Songs. Man hört auch, dass der Südeuropäer Mair ein großer Fan von BONFIRE ist und sich so noch mehr ins Zeug legt – was man während jedem Song hört. Natürlich stellt sich trotzdem die Frage, ob man, wenn man alle Scheiben schon hat, diese nochmal braucht. Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Sollte es Fans und/oder Sammler geben, die diese Frage mit “Nein” beantworten, würde ich zu einem Kauf raten, denn BONFIRE klingen richtig gut und haben die 80er sehr gelungen ins Jahr 2023 transportiert. Einziger Wermutstropfen ist, dass es keine komplette Box zu kaufen gibt. Vielleicht kommt sowas ja noch.

Tobi Stahl vergibt 8,5 von 10 Punkten