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MALADIE – Aufgeben ist keine Option!

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MALADIE stehen für ungewöhnlichen Extreme Metal und gehören zu den fleißigsten Bands, die ich kenne. Ich durfte bereits im letzten Jahr über “For We Are The Plague” schreiben und als bei Apostasy Records die neue “EP” “Symptoms IV” angekündigt wurde war ich voller Vorfreude auf neue Musik von MALADIE, die ihren “Hauptsitz” in meiner Nachbarschaft haben, worauf die Vorderpfälzer Metalgemeinde auch stolz sein kann, wie ich finde. Ich freue mich sehr, dass Björn sich Zeit genommen hat, um meine Frage zum neuen Werk zu beantworten, dass ihr auf Bandcamp kaufen könnt – nachdem ihr das Interview gelesen habt natürlich.

Hallo nach Ludwigshafen, zu Björn Köppler von MALADIE. Björn veröffentlicht mit MALADIE die EP “Symptoms IV” über Apostasy Records. Dort erschien erst im letzten Jahr das Album “For We Are The People” und das ebenfalls Ende November.

Hallo Björn, schön, dass du mit MALADIE nach nur einem Jahr mit neuem Material zurück bist. Wie ging es dir in den letzten 12 Monaten und wie geht es dir heute?

Hallo Tobi, och, mir geht es eigentlich ganz gut, danke. Die letzten 12 Monate waren seltsam, um es mal dezent auszudrücken. Ich habe viel in meinem Laden (eine Videothek) gearbeitet. Da wir wegen eines Umbaus der kompletten Halle, in der der Laden ist, schließen mussten, haben wir die Zeit genutzt, um ebenfalls intern umzubauen. Wir haben da sehr viel Planung, Geld, Arbeit und Herzblut reingesteckt. Den Umbau habe ich so gut wie alleine gemacht und nun ist alles ganz anders gekommen, als es mit dem Vermieter abgesprochen war. Versprechen wurden nicht eingehalten, und wir haben keine neue Genehmigung bekommen. Das bedeutet, dass der Laden nun für immer geschlossen ist. Von den daraus entstandenen Schulden fange ich gar nicht erst an. Das ist sehr traurig und auch ärgerlich. Mein Herz hat sehr an dem Laden gehangen und ich hatte sehr loyale Angestellte und Kunden. Aber es ist, wie es ist, und ich bin mittlerweile ein grundsätzlich sehr entspannter Mensch, weswegen mir solche Dinge nicht mehr auf die Gesundheit schlagen, wie es früher der Fall gewesen wäre. Also doch, mir geht es trotz allem ganz gut.

Du hast mit “Symptoms IV” eine EP am Start, deren Daten aber auch auf ein Album passen könnten. “Symptoms IV” kommt nämlich mit acht Songs und fast 40 Minuten Spielzeit, das schaffen manche nicht für einen Longplayer. Wieso ist “SIV” eine EP?

Wir nennen unsere EPs so, weil sie doch wesentlich kürzer sind als unsere Alben, auch wenn uns natürlich klar ist, dass man sie mit der Spielzeit locker auch Album nennen könnte. Grindcore oder Brutal Death Metal Bands würden daraus sogar zwei Alben machen, hehe.

Außerdem trennen wir so auch die “Symptoms”-Scheiben von den Alben, da sie eher einzelne Symptome verschiedener Couleur beschreiben, während unsere Alben mehr als das große Ganze fungieren. Das klingt verschroben, und das ist es auch. Aber was ist an Maladie schon normal?

Was sehr auffällt, ist das kreative Design von Cover und Booklet. Wie sieht hier der Entstehungsprozess aus? Lässt du dich von den Songs inspirieren oder hast du eine spezielle Muse?

Was die Cover Artworks unserer Platten angeht, hat Giannis (Nakos / Remedy Art Design) vollkommen freie Hand. Er weiß genau, wie unsere Musik als Gemälde aussehen würde und setzt genau das um. Und das nicht, weil ich ihm je irgendetwas suggeriert habe oder ähnliches, sondern er fühlt es einfach. Er erschafft diese Kunstwerke auf eine sehr ähnliche Weise, wie ich die Musik erschaffe: Er setzt sich hin und lässt sich einfach gehen. Und am Ende kommt dann jedes Mal das mehr als perfekte Cover dabei raus. Auch wenn meine Erwartungen jedes Mal sehr hoch sind, schafft er es immer wieder, diese weit zu übertreffen, und ich freue mich wahnsinnig auf die kommende Zusammenarbeit. Das Layout der CDs mache ich dann anhand des fertigen Covers selbst. Das geht dann meistens sehr schnell und fast wie von selbst.

Welche Themen behandelt ihr auf dem Album, von was oder wem wurdest du inspiriert? Ereignisse gab es ja genug – schöne wie auch negative.

“Symptoms IV” beinhaltet die wohl positivsten Texte und die positivste Musik, die ich je geschrieben habe. Zusammengefasst kann man sagen, dass es darum geht, die Dinge nicht immer allzu ernst zu nehmen. Dass Trübsal und Frustration nichts ändert, sondern im Gegenteil, alles eher noch schlimmer macht. Darum, dass sehr viel mehr Kraft in einem selbst steckt, als es oft den Anschein hat. Dass alles gar nicht so schlimm ist, wie es anfangs wirken mag. Oder aber, dass man immer aus allem das Beste machen sollte und dass Resignation ein Weg ist, der nirgends hinführt. Es ist genau so, wie es der Sohn eines von mir sehr geschätzten Politikers gesagt hat: “Es ist wie Schwimmen; wer sich nicht bewegt, geht unter.”

Das mag jetzt mit Blick auf das aktuelle Weltgeschehen ziemlich naiv klingen (und zu meiner Verteidigung muss erwähnt werden, dass die Texte schon einige Jahre alt sind), aber auch heute muss man kämpfen und stark bleiben. Mehr denn je.

Aufgeben ist keine Option.

Die Hauptinspiration war damals tatsächlich das Kennen- und Liebenlernen meiner Partnerin Wiebke (die mittlerweile ja auch fest zur Band gehört). “Symptoms IV” ist während dieser Zeit entstanden und ich finde, das hört man auch, hehe. Aufschwung, neuer Mut, Offenheit, Erkenntnis und so weiter…All das kann man auf “Symptoms IV” finden.

Würdest du sagen, dass “Symptoms IV” dem Hörer viel Spielraum für Interpretationen lässt und das auch in verschiedenen Phasen des Lebens – so habe ich mir die Texte jedenfalls bisher ausgelegt.

Auf jeden Fall. Das tun eigentlich so ziemlich alle meine Texte. Ich habe während des Schreibens zwar natürlich persönliche Bilder und Erfahrungen vor Augen, aber ich benenne diese ja selten direkt, sodass jeder die Möglichkeit hat, seine eigenen Bilder dazu heraufzubeschwören. Das tue ich aber nicht absichtlich, das passiert einfach von alleine. Ich finde es immer mehr als spannend, wenn mir unsere Fans mitteilen, wie sie die Dinge interpretieren. Das eröffnet auch mir immer wieder neue Sichtweisen und inspiriert mich sehr.

‘Becoming’ ist ein so saugeiler Song der mit Saxophon, fetten Gitarren, Iron Maiden Screams, Death Metal Voices und vielem mehr auftrumpfen kann – auch die Lyrics sind emotional, zumindest empfinde ich das so. Um was geht es in dem Song?

Danke, danke. Freut mich wirklich sehr, dass dir der Song so viel gibt. Das ist das schönste Kompliment, das man mir machen kann. ‘Becoming’ handelt im Prinzip von Erkenntnis und Zusammenhalt. Wenn man erkennt, wer und was man ist und auch, dass man zusammen noch mehr erreichen kann, als alleine, kann das einen ungemein stärken und erleuchten. Man kann natürlich auch alleine sehr viel erreichen und aus sich machen, aber wenn man Leute um sich hat, die einfach zu einem gehören, ist das nochmal eine andere Stufe. Leider muss man das auch wirklich erst erkennen können, was ein schwerer Weg sein kann und das ist auch immer mit Schmerzen verbunden. Aber der Protagonist in dem Lied hat es geschafft und wird so zu einer Urgewalt, wie er es nicht zu träumen gewagt hätte.

Mit Vibes aus dem Punkrock kommt ‘The Principle’ “um die Ecke” und handelt mehr oder weniger von den Tücken des Lebens. Eigene Erfahrungen?

Ich habe mich beim Schreiben der Musik anscheinend sehr von meinen alten Helden beeinflussen lassen, und der gute alte Heavy Metal ist dem Punkrock ja nicht allzu fern. Man höre sich nur mal das Debüt von Iron Maiden an. Und japp, der Text handelt, wie eigentlich alle meine Schriften, von eigenen Erfahrungen. Hier geht es darum, dass ich ein sehr nachtragender Mensch bin. Das ist nicht cool, das weiß ich, aber das ist eine Sache, die ich bisher nicht ändern konnte und es vielleicht auch gar nicht will. Früher habe ich mir zu vieles gefallen lassen und habe die berüchtigte gute Miene zu dem noch berüchtigteren bösen Spiel gemacht. Das ist heute nicht mehr so. Wenn es sich jemand durch Taten oder Worte bei mir verkackt, entferne ich diesen aus meinem Leben, und da bleibt er dann auch. Das ist zwar nicht immer einfach, aber es räumt die Seele und das Gemüt auf Dauer auf. Das ist eine Katharsis, die das Leben sehr erleichtern kann.

Du zockst den Großteil an Instrumenten (Rhythm & Lead guitars, bass, drums, piano, organ). Mit Déhà (vocals, additional solo guitars), Alexander Wenz (vocals), Hauke Peters (saxophone, duduk, kazoo). Alex Spalvieri (solo guitars) und der Gastsängerin Wiebke sind starke Musiker im Line-up. Die Vocals, besonders Clean und Growl, geben sich einen steten Wechsel in verschiedenen Songs. Wer ist denn für welche Art des Gesangs zuständig?

Das ist eigentlich schnell beantwortet. Alle weiblichen Gesänge sind von Wiebke. Alex ist der, der so böse und angepisst klingt und alles andere macht Déhà. Der kann zwar auch sehr böse und angepisst, aber Alex ist immer einen Tacken fieser. Dafür ist Déhà umso flexibler, was die verschiedenen Emotionen, die unsere Musik und Texte transportieren, angeht, und er durchlebt sie alle wirklich, bis es weh tut. Wiebke hat dann immer großartige Ideen für Harmonien, auf die ich nie gekommen wäre, und so entsteht der immense Abwechslungsreichtum auf unseren Platten. Es ist ein unglaublich gutes und befreiendes Gefühl, solche einzigartigen Musiker in meiner Band zu haben.

Was die Instrumente angeht, habe ich durch ein eigenes Studio sehr viel lernen dürfen in den letzten Jahren und kann so vieles selbst übernehmen. Meine Gitarrensoli klingen aber immer noch, als ob man eine Gitarre die Treppe runterschmeißt, und deshalb habe ich da lieber jemanden in der Band, der das auch wirklich kann. Dazu kommt dann, dass Déhà manchmal eine sehr schöne Idee für eine kleine Gitarren-Melodie oder -Harmonie hat, und die spielt er dann gleich selbst ein. So geht es sehr viel schneller, als wenn er es mir erst zeigen muss. Außerdem finde ich, dass Melodien wesentlich besser klingen, wenn derjenige sie spielt, der sie auch erschaffen hat.

Magst du erläutern, wo Duduk und Kazoo eingesetzt werden und welche Instrumente das sind?

Haha, diese Instrumente waren auch für mich eine Überraschung. Hauke spielte sonst ja nur Saxofon. Irgendwann kam noch eine Querflöte dazu. Dann ein Didgeridoo und ich dachte, ich sei auf alles gefasst, aber nö, dann kam Duduk und Kazoo. Ich möchte mein Gesicht nicht sehen, als ich es das erste Mal hörte. Aber es war einfach Maladie, und so kamen diese ungewöhnlichen Instrumente auf die Platte. Denn eins kann man mit ziemlicher Sicherheit sagen: wenn es nirgends passt, passt es zu MALADIE.

Duduk ist eine Flöte, die aus Armenien stammt und hat einen sehr eigenen Klang, den man mit den hier eher bekannten Blasinstrumenten nur schwer vergleichen kann. Ein Kazoo ist eine ziemlich kleine Tröte, die vom Charakter her einem Saxofon gar nicht so unähnlich ist. Würde man ein Saxophon mit einer Software hochstimmen, würde es irgendwann wahrscheinlich wie ein Kazoo klingen. Der Sound dieser Dinger ist unverkennbar fies, und ich glaube fast nicht, dass schon mal eine andere Metal Band eines genutzt hat. Das Duduk hört man im Opener ‘The Calm Mind’ und das fiese Kazoo-Solo macht ‘Rebirth’ um einiges kränker.

Wie wild und experimentell ist “Symptoms IV” im Vergleich mit “For We Are The Plague” und was können deine Fans erwarten, wenn sie den Silberling einlegen?

Trotz der exotischen Instrumente ist “Symptoms IV” eine unserer eingängigsten Platten. Vielleicht nicht ganz so simpel wie “The Sick is Dead – Long Live the Sick” aber insgesamt doch recht einfach aufgebaut und wenig experimentell. Da war “For We Are the Plague” wesentlich komplexer und abgefahrener. Wenn ich “Symptoms IV” beschreiben müsste, würde ich wahrscheinlich etwas sagen, wie: “Stell dir vor, Maladie wäre eine Old School Hardrock und/oder Heavy Metal Band. Traditionell und trotzdem so bekloppt wie eh und je…“

Apropos Silberling, die CD ist limitiert, oder?

Japp, aber das waren bisher alle unsere Platten.

Welche Möglichkeit haben interessierte Metaller “Symptoms IV” zu hören, wenn die CD Sold Out ist?

MALADIE kann man bei allen bekannten Streaming-Diensten hören. Ich selbst bin zwar kein Freund solcher Dinge, da Musik so, meiner Meinung nach, immer mehr zu einem reinen Verbrauchsgut wird, aber da kommt man als Musiker heute nicht mehr drum rum, wenn man möchte, dass die Leute die Musik auch hören. Außerdem werden, bzw. wurden die Betreiber dieser Dienste mit Blut, Schweiß und Tränen anderer Leute zu Milliardären, während alle anderen direkt an der Musik beteiligten (z.B. Label, Vertrieb, die Musiker usw.) nur einen kleinen Bruchteil eines Cents pro Stream bekommen, den sie sich dann noch teilen müssen. So bekommt jeder bei um 100.000 Streams keine 5€. Aber so ist er halt, der gute alte beschissene Kapitalismus. Langfristig gesehen wird das aber der Untergang der Kunst sein, da bin ich mir leider ziemlich sicher. Aber ich hoffe einfach, dass das erst in vielen, vielen Jahren passieren wird.

Dass unsere physischen Tonträger limitiert sind, heißt aber in dem Fall nicht, dass es sie dann nie wieder geben wird. Ich bin immer offen für Neuauflagen, wenn denn wirklich eine Nachfrage bestünde. Die Leute sollen unsere Musik auch hören und nicht nur in Vitrinen von ein paar wenigen bewundern können. Das wäre jüngeren Fans gegenüber nicht fair, die Bands erst später entdecken.

Wie wird es mit MALADIE 2025 weitergehen? Hast du etwas geplant hinsichtlich Liveshows oder dergleichen?

Liveshows sind keine geplant. MALADIE auf die Bühne zu bringen, ist ein ordentlicher Aufwand. Déhà wohnt in Belgien, Alex (Git.) in Italien, Hauke ganz im Norden Deutschlands… Das muss erstmal alles unter einen Hut gebracht werden, und das kostet natürlich auch ordentlich.

Aber faul sind wir ja nie. Um ehrlich zu sein, arbeiten wir bereits an den kommenden drei Platten, und diese sind zum Großteil auch schon fertig eingespielt. Und ja, bevor du fragst, ich bin so verrückt und habe so einen Output, mit dem ich meine Mitmusiker schon ab und zu mal etwas (zu?) sehr fordere, aber was soll man machen? Ist halt so, hehe. Wenn ich keine neue Musik kreiere und aufnehme, würde ich sehr wahrscheinlich nur noch im Kreis rennen und im wahrsten Sinne des Wortes durchdrehen. Man wird uns also auch 2025 und später nicht los. Aber unsere Fans sind daran ja auch schon gewöhnt und fänden es wahrscheinlich seltsam, wenn es eine längere Pause gäbe.

Das wars von meiner Seite, ich bedanke mich für eure tolle Musik, für deine Zeit mir meine Fragen zu beantworten – die letzten Worte gehören dir! Feuer frei!

Sehr gerne. Es freut mich sehr, dass dir “Symptoms IV” gefällt, und ich danke dir für dieses Interview und damit verbundene Unterstützung. Ich weiß sowas wirklich sehr zu schätzen.

Ansonsten wünsche ich allen viel Spaß mit unserem neuen Werk und hoffe, den Leuten damit eine gute Zeit zu beschaffen. Teilt die Freude und wenn es euch keine bereitet, Kopf hoch, es könnte schlimmer sein. *lächelt

Interview: Tobias Stahl
Photos: Promo