EPITAPH
Titel: PATH TO OBLIVION
Label: My Kingdom Music
Spieldauer: 41:06 Minuten
VÖ: 20. Dezember 2024
Besucht man mittelalterliche Kirchen, etwa das Freiburger Münster, den Frankfurter Dom oder jenen in Münster, findet man in den Umgängen und an den Säulen zahllose Epitaphien. Diese Gedenkmale zeigen religiöse Darstellungen und die Personen, an die an diesem Ort erinnert werden soll. Oft aus Stein geschlagen, später aber auch als gemalte Tafeln, sollen sie verhindern, dass bestimmte Personen in Vergessenheit geraten. Und da kommt eine Band aus Italien, nennt sich EPITAPH und ihr neues Album „Path To Oblivion“. Das ist fast ein Widerspruch in sich – ähnlich wie die Formulierung leicht adipös.
Gegründet wurde die Band 1988. In den ersten Jahren des Bestehens entstanden drei Demos, wurden unzählige Konzerte in Italien und anderswo gespielt. Danach kam es erst einmal zu einer langen Pause. Seit 2007 allerdings ging es langsam wieder aufwärts, ein seltsamen Wort im Zusammenhang mit eher düsteren Doomklängen. Zwei Alben und eine Split mit Abysmal Grief stehen seitdem auf der Habenseite. Jetzt also Dreher Numero 3. Mir selbst sind die Jungs bisher unbekannt. Den neuen Sänger Ricky dal Pane allerdings kenne ich von seiner vorherigen Band Witchwood.
EPITAPH beschreiten ihren Weg des Vergessens mit einem schweren, tiefgründigen klassischen Doom. Der verbindet das Riffing von Black Sabbath mit Candlemassscher Melodieführung. Ihren leicht schwermütigen Sound lockern sie auf mit verträumten Passagen und sogar locker-heiteren Momenten. Das ist, als ob Orks doch träumen können und tanzen wollen.
Wichtig im Genre sind auch die Sänger. Ich möchte nur erinnern, wie Ozzy, Ronnie und Tony jeweils auf ihre eigene Art Black Sabbath geprägt haben. Ricky erscheint mir ähnlich prägend. Kraftvoll, voller Seele, voller Inbrunst. Immer auch wunderbar melodisch. Für mich steht er auf einer Stufe mit genannten. Vielleicht am nächsten zu Tony Martin, da Ricky eine ähnliche Classic Rock Prägung hat.
Noch eine Sache, Doom ist von Natur aus eher düster. Aber gute Doombands schaffen immer wieder, auch hoffnungsvoll zu tönen, Positives auszustrahlen. So eben auch EPITAPH. SIe lassen spüren, obwohl das Fleisch vergeht, es gibt vielleicht doch Licht am Ende des Tunnels. So ähnlich, wie die Epitaphien in den Kirchen es tun. Ohne jetzt auf eine religiöse Schiene gehen zu wollen, diese Epitaphien zeigten den Menschen ihrer Zeit einen Blick in die Ewigkeit. Vielleicht sollte man versuchen, eine Kirche zu besuchen, die Musik von EPITAPH auf den Ohren. Schauen und Hören, ob vielleicht die alte Kunst und die Musik Verbindungen eingehen. Vielleicht vor dem beeindruckendsten und wohl größten Denkmal, das ich kenne, das Grabmal des Bischofs Fürstenberg im Paderborner Dom an der Rückwand, das nicht nur mit der Höhe von 14 Metern beeindruckt.
Mit „Path To Oblivion“ ist den Italienern ein echtes Meisterwerk gelungen. Fans klassischen Dooms dürfen diese Scheibe nicht verpassen. EPITAPH sind wohl auf dem richtigen Weg. Vergessen werden gehört nicht dazu. Sie haben sich mit dieser Scheibe ihr eigenes klingendes Denkmal errichtet.
Mario Wolski vergibt 9 von 10 Punkten