WITCHWOOD – BEFORE THE WINTER

WITCHWOOD

Titel: BEFORE THE WINTER

Label: JOLLY ROGER RECORDS

Spieldauer: 62:18 Minuten

Seit 2014 üben sich die Italiener WITCHWOOD als Nachlassverwalter des Hard- und Classic Rock der frühen 70er Jahre. Ihr vorher schon in anderen Bands sturmerprobter Vintage-Sound beruft sich dabei insbesondere auf Uriah Heep und Jethro Tull, deren Songwriting-Kniffe man eingehend studiert hat und auch auf „Before The Winter“ wieder zusammenführt („A Taste Of Winter“). Neben all der britischen Classic Rock-Herrlichkeit kommt auch die amerikanische Ursuppe in Form des „Crazy Little Lover“ zu ihrem Recht. Von Bands neueren Datums hat man sicher auch schonmal den Spiritual Beggars Gehör geschenkt – „Feelin'“ könnte (auch qualitativ) glatt auf deren letztem Longplayer stehen, während „A Crimson Moon“ Fans früher Psychotic Waltz eine Gänsehaut verpassen wird.

Dabei muss man den Italienern jedoch einfach zugestehen, dass sie bei allem Mangel an Originalität kompetente Songwriter sind. Gerade im zweiten Teil von „Before The Winter“ ziehen sie mit diversen Longtracks mächtig vom Leder ziehen und dabei auch ihre instrumentale Kompetenz zur Schau stellen. Während die Band proggige Strukturen im Zusammenspiel von Hammond, folkigen Fötereien sowie meist recht zurückgenommenen Gitarren problemlos zu vermitteln weiß, lässt Sänger Ricky Dal Pane sein Timbre irgendwo zwischen David Byron und Rival Sons-Röhre Jay Buchanan schwingen („Hesperus“). Auch der Fluss des Albums weiß zu gefallen, knackiger arrangiertes Material der Sorte „No Reason To Cry“ sorgt auch schon einmal für Hormonaufwallungen.

Der abschließende Zehnminüter „Slow Colours Of Shade“ gefällt mit düsteren Irrungen und Wirrungen im Arrangement-Dschungel sowie einer spacigen Psychedelic-Note. Experiment gelungen. Lediglich die letztgültig packenden Hooks gehen „Before The Winter“ ab, diese sind eben auf „Sunrise To Sundown“ (wenn auch der Songwritingansatz zugegeben ein anderer ist) eben doch noch einen Tacken griffiger. Dennoch ein Album, welches Freunde ausgefeilter Vintagesounds antesten müssen.

P.S. Die Spielzeit bezieht sich auf die Vinyl-Version inkl. des Bonustracks „Child Star“.

Patrick Müller vergibt 7,5 von 10 Punkten