SEVEN SPIRES – A FORTRESS CALLED HOME

SEVEN SPIRES

Titel: A FORTRESS CALLED HOME

Label: FRONTIERS MUSIC

Spieldauer: 66:06 Minuten

VÖ: 21. Juni 2024

Schon seit einigen Jahren schätze ich die Genregrenzen sprengenden US Metaller SEVEN SPIRES und beobachte deren Entwicklung mit Interesse und wachsendem Vergnügen. Auch die neue “A Fortress Called Home“ getaufte vierte Studioscheibe des Vierers weist verschiedenste Elemente und Versatzstücke aus Extreme, Symphonic und Progressive Metal auf.

Zudem hat das Quartett mit Adrienne Cowan, die jüngst gerade wieder mit Avantasia auf den europäischen Bühnen unterwegs war, eine der talentiertesten und vielseitigsten Sängerinnen des Genres in ihren Reihen, die mit ihrem Mix aus Cleangesang, Klassik, Growls, Screams und Gekeife auch noch (Melodic) Death/Black Metal Elemente in den unverkennbaren Soundmix einbringt.

Doch nicht nur das, auch schnelles, aggressives Riffing, ultraharte Passagen und Blastbeats gehören zum umfangreichen Werkzeugkasten der vier Musiker, die sich am renommierten Berklee College of Music in Boston kennengelernt haben, und daraus ihren ganz eigenen Extreme Metal Hybriden entstehen lassen.

Und dies zwar mit einem extremen Twist, aber auch mit dem mehr als hochverdienten und gerechtfertigten Symphonic Metal Stempel, mit dem ansonsten in meinen Augen etwas zu inflationär umgegangen wird. Denn auf höchstem musikalischen Level werden hier ausladende Orchestrierungen, üppige Chöre und Opernvocals in den extremen Metalcoktail integriert.

Die packenden Kompositionen sind stimmig und facettenreich und pendeln dynamisch und ungebremst zwischen quälender Aggression, melodischer Schönheit sowie ruhigen und/oder proggigen Passagen hin und her.

Wieder wurden zahlreiche Vorabsingles veröffentlicht, um dem neuen Studiowerk den Weg zu bereiten. Während `Almosttown´ beinahe eingängig daherkommt, bieten der Opener und Titelsong sowie das grandiose `Portrait Of Us´ das Beste aus allen Welten. Dagegen ist `Architect Of Creation´ eher als brutale, flotte, gradlinige Abfahrt mit nur wenig symphonischem Anstrich zu bezeichnen.

Außerdem sollten insbesondere zwei besondere Tracks nicht unter den Tisch fallen. Zum einen das überraschende, facettenreiche `Love´s Souvenir´, dass zwischen akustischen Sounds, jazzigem Piano und sehnsüchtiger Melancholie startet, um dann in einen treibenden Banger mit mehrstimmigen opernhaften Vocals aufzugehen. Zum anderen glänzt der großartige, vielseitige, zwischen Melodie und Härte changierende, ebenfalls vorab ausgekoppelte Schlusstrack `The Old Hurt of Being Left Behind´.

SEVEN SPIRES überzeugen mit ihrem beinahe einzigartigen Soundmix, ausgereiften, abwechslungsreichen Songs und enormen musikalischen Fähigkeiten, auch wenn mir der Vorgänger “Gods Of Debauchery“ ein Mü besser gefallen hat, vielleicht weil er noch ein wenig härter, überraschender und stimmiger war. Dennoch ein abermals schier vor Kreativität, Spielfreude, Talent und Vielseitigkeit berstender Silberling mit Atmosphäre und Langzeitwirkung.

Michael Gaspar vergibt 8,5 von 10 Punkten