ROSSOMETILE – GEHENNA

ROSSOMETILE

Titel: GEHENNA

Label: Independent

Spieldauer: 53:06 Minuten

VÖ: 10. Mai 2024

Saarländer sind schon ein komisch Völkchen. Essen sie doch Fleischwurst mit Maggi. Da kenne ich sonst keinen. Trotzdem, mein Kumpel Ralf beweist ab und zu, dass auch ein blindes Huhn mal ein Korn findet. Zuletzt nämlich prägte der den Begriff Kirmes Metal. In diesem Wort ist mehr als ein Körnchen Wahrheit. Und eine bessere Umschreibung für ROSSOMETILE dürfte es auch kaum geben.

Die Band aus dem italienischen Salerno um Sängerin Ilaria Hela Bernardini und Gitarrist Rosario Runes Reina widmet sich dem Symphonic Metal. Dabei tut sie wirklich alles, um die nächste Metal Kirmes zu rocken. Die Gitarrenspuren sind hochgeputscht, dazu synthetische Streicher- und Orchesterklänge und süßliche Melodien, die einen leichten Zuckerschock verursachen könnten. Das ist irgendwie so lecker wie eine zu voll belegte Pizza oder Cannoli unter zu viel Puderzucker.

Das passt irgendwie nicht zum Albumtitel. Die „Gehenna“ ist eine biblische Umschreibung für, grob gesagt, die Hölle. Namensgebend war ein Tal nahe Jerusalems, das lange als Eingang zur Unterwelt galt. Aber so weit muss man nicht reisen, um mit der Hölle sich bekannt zu machen. Eine Runde Kirmes Metal kann schon ausreichen.

Allerdings gibt es zwei Dinge, die das neue Album von ROSSOMETILE für mich zumindest streckenweise erträglich machen. Das sind zuerst die italienischen Lyrics. Auch wenn sie hier nicht so leicht sind, eher düstere Themen behandeln, es klingt leicht und luftig. Und manchmal erfreue ich mich halt auch mit leichter seichter Musik von Al Bano und Romina Power. Da fühle ich schon ein wenig ´Felicita´.  Und, noch weit wichtiger, die wohltönende, volle Stimme von Ilaria. Mit ihrem kraftvollen Sound zieht sie mich schon in Bann, allerdings wird es schwierig, wenn sie sich in die höchsten Höhen bewegt. Mit überzeugenderen Songs, vielleicht auch nur einer überzeugenderen und erdigeren Produktion würde sie noch weit mehr hermachen. So ist es vor allem die Sängerin, die „Gehenna“ auf die Hörbar-Seite rettet.

Dass sie es können, zeigen sie mit den beiden letzten Stücken. Da ist zum einen das Magnum Opus ´Duet With Satan´, trotz des englischen Titels auf italienisch, ist fast eine kleine Oper. Eine Tour de Force durch sinfonische und metallische Klänge, voller Stimmungswechsel, voller Drama und Epik. Danach kommt noch der todtraurige Abschluß ´The Dying Mermaid´. Da fällt mir nur ein Wort ein; herzzerreißend. Eines ist mir noch unklar, es ist weder italienisch noch englisch. Wenn ich raten müsste, tippte ich auf dänisch. Was passen würde, die Meerjungfrau sitzt bekanntlich im Hafen von Kopenhagen. Wie sich aber mittlerweile herausstellt, es handelt sich um ein Lied in einer erfundenen Sprache, der Sprache der Seewesen, die von Menschen nicht verstanden werden kann.

 

Mario Wolski vergibt 7 von 10 Punkten