BETONTOD – ZEIG DICH

BETONTOD

Titel: ZEIG DICH

Label: BETONTOD RECORDS/TONTOOL

Spieldauer: 36:19 Minuten

VÖ: 26. Mai 2023

Während das schon sehr gute „Zwischenalbum“ “Pace Per Sempre“ und die “B-Seiten“ Kompilation aus dem Hause BETONTOD uns die Zeit während der Pandemie versüßten, blieben die Songs von der dreizehnten, den programmatischen Titel “Zeig Dich“ tragende Studioscheibe zunächst in der Schublade.

Mit den Arbeiten an der Platte war bereits 2018 begonnen, diese dann jedoch zunächst zugunsten des Lockdownalbums und der Zusammenstellung von Stücken, die es nicht auf die vorherigen Alben geschafft hatten, auf Eis gelegt worden. Doch nun sind die punkigen Deutschrocker vom unteren Niederrhein wieder am Start und das so kreativ, lebenshungrig, abenteuerlustig und wütend wie eh und je.

Und es gibt viele weitere gute Gründe, warum man die Rheinberger Truppe schlichtweg lieben MUSS: sie kommen aus dem „Sektor“ (NRW), sind aktiv und erfolgreich seit mehr als 30 Jahren und in Sachen energetischem Punkrock mit inhaltsreichen deutschen Texten macht ihnen so schnell niemand etwas vor.

Sie zeigen klare Kante gegen Extremismus und liefern regelmäßig starke Alben mit deutschsprachigem Punkrock auf die Zwölf und mit Refrains, die man schon beim ersten Durchlauf problemlos mitgröhlen kann und deren tiefgründige Texte kein Blatt vor den Mund nehmen. Nicht zuletzt erweisen sie sich immer wieder als gnadenlos gute Liveband.

Auch „Zeig Dich“ macht da keine Ausnahme und hat etwas von einem künstlerischen Befreiungsschlag, der dabei nach Aussage des Quartetts nicht bis ins Kleinste ausgearbeitet ist, sondern vielleicht gerade deswegen frisch, spontan, intensiv und mitreißend wirkt.

Dabei gibt es den typischen BETONTOD Stoff wie `Zurück in Schwarz´ oder die abschließende Gänsehauthymne `Mehr als Legende´. Und die harte, laute und gesellschaftskritische Nummer mit dem passenden Motto `Wir müssen hier raus´ – mit ihrem vielsagenden Text und dem hymnischen Chorus im Grunde genommen die Blaupause des perfekten BETONTOD Songs.

Da wird gegen die ignoranten geistigen `Brandstifter´ gewettert und auch `Das Kapital´ jedweder politischer Couleur bekommt sein Fett weg. Es werden `Barrikaden´ errichtet und Blendgranaten gezündet, die Fahnen mit dem `Totenkopf´ geschwenkt und Bengalos entfacht.

Obendrauf ist neben solchen Kompositionen auch für Abwechslung und die ein oder andere musikalische Überraschung gesorgt. So beispielsweise das mit fetten Bläsersounds aufwartende, saucoole Liebeslied `Nie mehr St. Pauli ohne Dich´, das rhythmisch-tanzbare und mit elektronischen Sounds aufgemotzte `Tanz im Algorithmus´ sowie das mit einer unbekannten Sängerin vorgetragene, grandiose Duett `Diese Liebe´.

Als Hommage an die NDW und die New Wave- und Popmusik der 80er und auch musikalisch an diese Jahrzehnt angelehnt gibt es schließlich noch das eingängige `Neonlicht´, dessen Keyboardparts auch aus einem Nena-Song stammen könnten und dessen Lyrics zu großen Teilen aus Songtiteln erfolgreicher Hits der damaligen Zeit (Stichworte: „Nie aufgehört, zu glauben“, „Für immer jung“, „Kraft der Liebe“, „Lila Regen“) bestehen.

BETONTOD hauen eine frische, kurzweilige und abwechslungsreiche Scheibe raus und zeigen, dass sie immer noch wichtig, neugierig und bereit sind, sich weiterzuentwickeln und neue Wege zu gehen, ohne die eigenen Roots und Trademarks zu vernachlässigen.

Michael Gaspar vergibt 8,5 von 10 Punkten