HAKEN – FAUNA

HAKEN

Titel: FAUNA

Label: INSIDE OUT MUSIC

Spieldauer: 62:11 Minuten

VÖ: 03. März 2023

Die britischen Prog Rocker/Metaller HAKEN kredenzen uns mit “Fauna“ den siebten Full-Length-Longplayer ihrer Karriere und damit ein opulentes, geschmack- und gehaltvolles 9-Gänge-Menü, welches keine Wünsche offen lässt.

Die Hauptzutaten des modernen Progsounds des Sextetts sind anspruchsvolles Riffing, viel Dynamik und packendes, die technischen Fähigkeiten der Band nutzendes und keine Experimente und das Besondere scheuendes Songwriting. Zudem steht speziell die schmackhafte Keyboardarbeit des nach vierzehn Jahren zurückgekehrten Peter Jones im Mittelpunkt der opulenten (Schlacht-)Platte.

Wenn dies die wesentlichen Bestandteile des Gerichts sind, so ist die charakteristische, unverwechselbare Stimme von Ross Jennings der pikante Sud und die leckere Soße, die alles zusammenhalten und ebenfalls einen Großteil des delikaten Wohlgeschmacks ausmachen.

Die kompakte Singleauskopplung und eingängige Eröffnung `Taurus´ dient dabei als leicht verdaulicher Gruß aus der Küche, bevor es mit gut gewürzten und abgeschmeckten Longtracks wie `Nightingale´ und dem grandios aromatisierten `Sempiternal Beings´ in die Vollen der luxuriösen Mahlzeit geht.

Die melodischen, teilweise polyrhythmischen, interessanten Kompositionen überzeugen und unterhalten durchweg, beispielsweise auch das mitreißende `Island In The Clouds´, welches von seiner dominanten Basslinie bestimmt wird.

Das passenderweise am Valentinstag ausgekoppelte, leichtfüßige und an Muse erinnernde `Lovebite´ entpuppt sich als leichter, bekömmlicher Zwischengang mit hübscher Garnitur, an dem sich zudem das textliche Konzept der Scheibe näher erklären lässt.

Jeder Song beschäftigt sich mit einem Wesen aus dem Tierreich, besitzt jedoch auch eine persönliche Verbindung zu den Bandmitgliedern und/oder dem täglichen Leben. Dabei sind manche Allegorien, Symbole und Metaphern offensichtlicher und weniger vielschichtig als andere.

So ist das abschließende `Eyes Of Ebony´ dem extrem vom Aussterben bedrohten Weißen Nashorn, aber eben auch dem verstorbenen Vater von Gitarrist Richard Henshall gewidmet (vermutlich ein sehr liebevoll gemeinter Vergleich), während es im erwähnten `Lovebite´ um gescheiterte und toxische Beziehungen, erklärt am Beispiel des allseits bekannten tödlichen Liebesspiels der Schwarzen Witwe, geht.

Mit `Elephants Never Forget´ folgt der fantastische, facettenreiche, elfminütige Hauptgang, der allein schon das Geld der Mahlzeit wert ist, gefolgt nur noch vom nachfolgenden, köstlichen Dessert `Eyes Of Ebony´, einem puren, packenden Math Rocker vor dem Herrn.

„Fauna“ ist zukunftsweisend, aber nicht übertrieben modern, anspruchsvoll, aber nicht überfordernd, komplex, aber nicht überladen, abwechslungsreich, aber nicht hektisch, und somit ein üppiges, pikantes Festmahl und ein zeitgemäßer und appetitlicher Leckerbissen für jeden Progfan.

Michael Gaspar vergibt 8,5 von 10 Punkten