OLYMP
Titel: RISING
Label: Metalizer Records
Spieldauer: 40:07 Minuten
VÖ: 19. Dezember 2025
Bei dem Bandnamen dachte ich ja erst einmal an Südeuropa. Griechenland lag nahe. Doch das traditionell metallisch musizierende Quartett stammt aus Augsburg. Was aber auch zum Namen OLYMP passt. Immerhin war die freie Reichsstadt über Zeitalter ein kulturell und historisch bedeutender Ort. Von hier stammten die Fugger, deren Fuggerei war die erste Sozialbausiedlung. Und das kurz nach dem Ende des ach so finsteren späten Mittelalter. Hier blühten die Künste, mit der ersten Kunstakademie auf deutschem Boden. Die Augsburger Wasserversorgung steht auf der Liste des UNESCO Weltkulturerbes. Und in Augsburg gibt es mit dem Augsburger Friedensfest mehr gesetzliche Feiertage als in jedem anderen Ort hierzulande.
Aber eigentlich soll es nur um die Musik der Band OLYMP gehen. Traditioneller Heavy Metal steht auf der Agenda von „Rising“. Tolles, spannendes Riffing. Innerhalb der Genregrenzen sogar ziemlich abwechslungsreich. Manches klingt britisch, manches nach Amiland. Ab und an klingen auch teutonische Einflüsse. Alles erdig. Alles mit Bodenhaftung. Die Jungs haben einfach Freude an dem, was sie tun.
Besonders gefällt mir Sänger Sebastian Tölle. Mit seiner eher tiefen Stimme veredelt er das ohnehin starke Songmaterial. Und wenn er mal in die Höhe geht, vermeidet er die leider sonst oft zu hörenden Eierkneifervocals. Das Ganze tut er mit dem Mut, auch mal eine Note nicht auf den Punkt zu treffen. Wenn dann die Songtitel alle noch vor liebgewonnenen Klischees nur so triefen, da ist doch Freude angesagt.
Fast göttlich zum Beispiel kommt die Hommage an Dio mit dem flotten ´Fire And Brimstone´. Wer hier nicht „Heavy Metal“ ruft, ist wohl taub. „Play it loud!“ Genauso will ich diese Musik, treibend nach vorne. Ins Ohr. In die Beine. Bewegung für die Nackenmuskulatur. Der Drang, die Fäuste gen Zimmerdecke zu recken.
Aber einen Song muss ich kurz noch herausstellen. Während die meisten Stücke in antiken Mythen wühlen, ein Song geht weniger weit in die Geschichte zurück. ´White Rose´ ist ein kleines Epos, beginnt eher melancholisch, aber es steigert sich. Es tönen Klänge, die Mut und Kraft geben können. Über das wirkliche Thema stolpere ich dann eher zufällig, beim Entdecken deutsch gesprochener Worte. Weiße Blumen standen oft eher für den Tod und die Trauer. Die Weiße Rose steht aber vor allem für Widerstand. Und der Song erzählt von der studentischen Gruppe um die Geschwister Scholl. Die deutschen Worte zitieren ein Flugblatt der Gruppe. Hier beweisen OLYMP, dass Metal gar wohl politisch ist. Politisch sein darf. Heutzutage sogar sein muss.
Mit ihrem Debüt belegen OLYMP auf Anhieb einen Platz in einer höheren Spielklasse, direkt neben Powergame, Luzifer, Mechanic Tyrants oder Stallion. Dort bleiben sie hoffentlich für lange Zeit, denn solange solche Bands den Metal so frisch und frei darbieten, mache ich mir um diese Musik keine Sorgen.
Ach, das Coverbild ist so herrlich naiv, ein weiterer Punkt bei dieser Zeitreise.
Mario Wolski vergibt 9 von 10 Punkten


