
CANARY
Titel: CAGE COMPANY
Label: Golden Core/ZYX
Spieldauer: 39:41 Minuten
VÖ: 29. August 2025
Seit ich 2000 der Liebe wegen in Mannheim hängen blieb, ist mir auch immer wieder Musik aus dieser Stadt untergekommen und ins Herz eigezogen. Ich durfte Joy Fleming live erleben. Alias Eye durfte ich im Probenraum besuchen (wenn auch nur, um dort Konzertkarten abzuholen). Ich konnte Poor Genetic Material kennenlernen. Und einen Sänger, der für beide genannte Bands irgendwie Vaterfigur ist, Martin Griffiths, auf dessen Soloalbum ich schon gespannt warte. Natürlich auch die Bands der 70er von hier, Twenty Sixty Six And Then, Kin Ping Meh oder Joy Unlimited nehmen einen Platz in Herz und Sammlung ein.
Irgendwo dazwischen gehören nun auch CANARY. Die Mannheimer Band brachte ihr „Cage Company“ 1981 via SriLanca Records in die Läden. Leider hatte das frischgebackene Label damals nicht das Budget, die LP adäquat zu bewerben und flächendeckend in die Läden zu stellen. Darum findet man es heute ziemlich selten auf dem Gebrauchtplattenmarkt. Umso besser, dass Golden Core sich diesem Juwel annimmt und erhältlich macht.
Der Start mit ´Loser´ ist eher getragen. Eine leicht melancholische Stimmung trägt mich durch den trüben Tag. „I’m a loser„, aber eigentlich fühle ich mich am Ende ganz wohl damit. Etwas rockiger geht es mit ´Climb The Hill´ weiter. CANARY machen ähnliche Musik, wie Birth Control oder Faithful Breath sich zu Begin der 80er anhörten. Mit einem Unterschied, von CANARY war später nichts mehr zu vernehmen.
´Where Ever You Go´ ist eine wunderbar getragene Ballade. Ein sanftes Piano führt hin zu einem seelenvollen Gitarrensolo. Weniger monströs als gewünscht klingt ´Monstershow´. Irgendwie fallen mir hier Triumvirat ein, die ähnliche Stimmungen erzeugt haben. Aber eines kann und muss ich hier schon sagen. Auch weitab aller Trends jener Zeit wurde hierzulande immer noch wirklich gute Musik gemacht.
Wer bei ´Amanda´ einen Bostonschen Schmachtfetzen erwartet, der irrt. Die Lady, von der bei CANARY die Rede ist, die rockt. Ihre Liebe kennt kein Kuscheln, keine Blümchen. Dafür macht sie süchtig. Einen Hauch von AOR verbreitet der sympathische ´Old Man´. Da hat man sich wohl von Foreigner inspirieren lassen. Drei weitere Songs findet man noch, ´Jim Jones´ möchte ich noch persönlich vorstellen. Kurz und knapp reitet er durch den Waldpark, am Rheinufer entlang. „Hallelujah„, ein Hauch Southern Rock weht durch die Kurpfalz.
Einen Vergleich, der noch näher liegt, würde ich gerne noch ziehen. Nicht nur sind die Alben fast gleichzeitig erschienen. Gleichzeitig erfolgte auch der Rerelease auf Golden Core. Die Rede ist von „Belleville“ von Andy Goldner. Beide Alben fußen auf einer Basis aus Prog und Rock. Während die Mannheimer Kanarienvögel allerdings kaum fremde Einflüsse aufnahmen, hat der Goldjunge etwas mehr nach rechts und links geschaut und auch mal bei der NDW oder dem Reggae geplündert. Legitim sind beide Vorgehensweisen. Vertreter der reinen Lehre werden wohl CANARY vorziehen. Ich finde beide Spielarten gelungen.
Mario Wolski vergibt 8 von 10 Punkten