Als ich zum letzten Mal mit Feratu von WOLFSKULL gesprochen habe fragte ich ihn:
Wo seht ihr euch in den nächsten fünf Jahren? Welche Schlagzeile möchtet ihr in den Rock-Magazinen über euch lesen?
Also unser 5-Jahres-Plan sieht in etwa so aus: 2 weitere sehr geile Platten abliefern, die unseren hohen Ansprüchen genügen, einige sinnhafte Support-Touren spielen, auf denen wir mehr Fanbase erspielen können und in den Sommermonaten die größtmöglichen Festivals mitspielen. Wacken wäre zB eine große Hausnummer oder auch so etwas wie 70.000 Tons of Metal (oder Ähnliches). Eine mögliche Schlagzeile wäre z.B.: “James Hetfield mit Wolfskull T-Shirt beim Shoppen gesichtet”, oder aber auch “Ghost nehmen Wolfskull mit auf Südamerika Tour”. Wie du siehst, wie bleiben schon auf dem Teppich, haben aber Träume, Ziele und Vorstellungen, haha.
Heute möchte ich natürlich wissen, ob man endlich James Hetfield im WOLFSKULL Shirt beim Shoppen gesehen hat, oder ob Angebote von GHOST reingekommen sind und inwiefern er mit der bisherigen Reise von WOLFSKULL zufrieden ist. Natürlich sprechen wir auch über “Midnite Masters”, dem neuen Album der Band und was uns sonst noch so einfällt. Viel Spaß beim Lesen!
Hallo Feratu. Das Albumrelease eures Zweitwerkes “Midnite Masters” steht in Kürze an – wie ist die Stimmung im Rudel, wie zufrieden seid ihr mit den Reaktionen auf eure Singles und mit der Resonanz auf “Midnite Masters”?
Feratu: Hey Toby, schön, dass wir uns hier wieder treffen. Also unsere bandinterne Stimmung ist aktuell sehr gut. Die Songs zu proben und zu spielen macht einfach Spaß und wir freuen uns schon riesig auf dem 25.07., um das Album auf dem Nord Open Air Sommerfest mit den Leuten zu feiern. Die bisherigen drei Singles kamen alle echt gut an, vor allem aber ‘Holler In The Hollow’ kursiert immer noch sehr stark in vielen Playlists und ich glaube, der Song funktioniert bei den Leuten am besten, dicht gefolgt vom ‘Midnite Masters’.
Mir drängt sich natürlich die Frage auf, ob ihr einen gewissen Druck verspürt, ob des Erfolges eures ersten Langspielers “Ave Goddess”, denn das ist natürlich ein Faustpfand, mit dem im Vorfeld auch geworben wurde?
Feratu: Zum einen haben wir das Thema “Album des Monats” im Nacken gehabt, aber zum anderen wollen wir eigentlich immer nur die bestmöglichen Songs veröffentlichen. Deshalb haben wir auch dieses Mal unsere stärksten Songs mit ins Studio gebracht und sie dort mit Jörg Uken aufgenommen und produziert. Den Druck machen wir uns also schon von selbst und haben einen hohen Anspruch. Wir haben uns zur Regel gemacht: no Filler, just Killer!
Ihr wart mit Jörg Uken im September ‘24 im Studio. Was habt ihr für “Midnite Masters” anders gemacht, welche Erfahrungen habt ihr aus dem ersten Release mitgenommen, denn “Midnite Masters” fühlt sich ungezähmter als “Ave Goddess” an. Wolltet ihr bewusst Heavier werden oder war das einfach so während der Entstehung der Platte?
Feratu: Wir sind mit einer gut vorbereiteten Vorproduktion ins Studio gegangen, das meiste stand also schon fest und wir hatten im Soundlodge Studio dann zwei entspannte Wochen, um alles perfekt aufzunehmen und zu optimieren. Jörg ist ein Supertyp, arbeitet schnell und präzise. Dass wir hier etwas heavier ausgefallen sind, lag aber eher schon an unseren Songs und der Vorstellung, wie unser Album werden sollte. Wir haben intern immer gesagt: Das nächste Album braucht mehr Fuchsschwanz, also mehr Breitseite, mehr staubigen Rock und ich denke, das haben wir auch erreicht. Im Vergleich dazu haben wir die “Ave Goddess” während der Corona-Zeit aufgenommen, alles lief langsamer und mit mehr Zwischenpausen ab. Die Grundstimmung war damals auch etwas getragener und melancholischer.
Im Opener und Titeltrack ‘Midnite Masters’ zeigt ihr euch direkt von eurer rebellisch-rockigen Seite – mit Wucht, treibendem Groove und fetten Gitarren. Feratu, was bedeutet dir dieser Song persönlich – und wie viel davon ist vielleicht auch schon der Handschrift des “Neuen” im Rudel geschuldet? Apropos: Wie kam Mike Nero eigentlich zu euch – kanntet ihr euch vorher schon?
Feratu: Für mich ist der Titeltrack schon etwas Besonderes, da wir den Song schon sehr früh für das neue Album geschrieben haben. Das meiste entstand sogar im Proberaum, direkt aus dem Bauch heraus und alles fühlte sich total gut und richtig an. Der Song gab uns quasi ein wenig den “neuen” Weg vor, den wir mit dem neuen Album gehen wollten. Mike hat bei den neuen Songs noch nicht ganz so viel beigesteuert, da er zu einem Zeitpunkt zu uns stieß, als das meiste schon fertig war, aber im Studio hat er schon so einige Parts übernommen und eingespielt. Und wir kannten uns vorher noch nicht. Mike hatte sich ganz klassisch per E-Mail bei uns auf den Posten beworben und wir waren Anfangs noch skeptisch, da er einfach mal knapp 150 km von uns entfernt wohnt und wir dachten, dass das wenig Sinn machen würde. Er ließ aber nicht locker und blieb hartnäckig, also luden wir ihn ein und er hat uns gleich nach zwei, drei Songs überzeugt – ein guter Mann, der frischen Wind, Humor und Leidenschaft mitbringt!
Gab es sonst noch Veränderungen im Line-up?
Feratu: Nein, ansonsten gab es keine weiteren Veränderungen im Hause WOLFSKULL.
‘Jaguarette’ war die erste Single – was war für euch der Reiz an genau diesem Track, ihn als Türöffner fürs Album zu nehmen?
Feratu: Da ‘Jaguarette’ ein recht straighter Power-Song ohne viel Schnick Schnack ist, haben wir uns für ihn als erste Single entschieden. Wir wollten direkt signalisieren, dass WOLFSKULL 2025 mehr Power und Fuchsschwanz an den Tag legen.
Bei ‘Destyna’ wird’s düster – ein blutiges Duett, das lyrisch fast an einen Ripper aus London erinnert. Wer ist die Gesangspartnerin an Pete 9s Seite – und wie hast du persönlich die Zusammenarbeit erlebt?
Feratu: Ja, mit ‘Destyna’ wird es wieder etwas melancholischer und düsterer. Eine rabenschwarze Halbballade, die, wie du schon treffend sagst, einen Charakter umschreibt, der ähnlich wie der Ripper im Hinterhalt auf sein Opfer lauert. Wir haben bei dem Track gesangliche Unterstützung von Nadine Mulawski, der Frau von Mike (Nero) bekommen. Sie ist eine wirklich gute Sängerin. Wir haben ihr grob beschrieben, was wir uns an welchen Stellen vorstellen und wünschen, und Nadine kam ziemlich schnell auf den Punkt – das Ergebnis hat uns direkt umgehauen.
Instrumental gesehen, ist ‘Call Of The Wayward Ones’ ein echtes Highlight. Wie war es, mal komplett ohne Vocals arbeiten zu dürfen? Würdest du ein rein instrumentales Album tatsächlich feiern? Mein Vorschlag: “Midnite-Instrumental-Masters”!
Feratu: Auf den ersten Blick wirken Instrumental Songs vielleicht einfach, simpler, aber gefühlt finde ich sie schwieriger zu komponieren, da man einfach eine andere Struktur hat. Hier muss nichts nach Strophe, Bridge, Refrain ablaufen, sondern sollte hier aus einem Flow entstehen. Mit ‘Call oft he Wayward Ones’ haben wir uns zugleich ein Intro geschrieben, welches wir bei Liveshows immer wieder nutzen werden. Von einem reinen Instrumental Album würde ich aber aktuell absehen, das könnte man ggf. unter einer anderen Flagge kreieren, aber so weit denken wir gerade nicht.
In Songs wie ‘Mustang Baby’ oder ‘Netherworld In Flames’ spürt man eine fast körperliche Wucht – wie sehr spielt für dich Live-Tauglichkeit beim Songwriting eine Rolle?
Feratu: Oh, beim Songwriting denke ich schon sehr früh immer an die Livesituation. Wir wollen hier nicht zu viele Gitarrenlayers oder sonst etwas haben, was wir dann live nicht mehr umsetzen können. Wenn wir die Vorproduktion in unserem Proberaum auf Herz und Nieren testen und dabei schon Gänsehaut bekommen, dann fehlt den Songs erst mal nichts mehr, und das ist unser Ziel.
Die letzten Töne von ‘Tyger Of Fate’ verhallen – was wünschst du dir, dass Hörer*innen fühlen, wenn das Album durchgelaufen ist?
Feratu: Von mir aus sollten sie das ganze Album erst einmal auf sich wirken lassen und nachspüren. Ähnlich wie beim Yoga: nach den ganzen Asanas (Körperhaltungen) kommt am Ende noch Shavasana, eine liegende Ruheposition, um zu entspannen und nachzuspüren, zu verinnerlichen, zu reflektieren, was man gerade getan und erlebt hat. Ich glaube, das hat fast jedes Album verdient. Bevor man es direkt zur Seite legt oder ein anderes Album startet, sollte man hier einfach mal schauen, wie Midnite Masters auf einen wirkt. Wir haben ganz bewusst, ‘Tyger of Fate’ als letzten Song ausgewählt. Der Song drückt dich noch mal so richtig an die Wand, hebt dich hoch und eröffnet am Schluss noch einmal so einen imaginären, weiten Horizont, da passt einfach nicht mehr wirklich viel dahinter.
Nach so einem Albumrelease liegt der Gedanke an die Bühne ja nah – gibt’s schon Pläne für eine “Midnite Masters” Tour, auf der ihr die neuen Songs live entfesseln wollt?
Feratu: Aktuell haben wir einige Pläne für live, allerdings sind die Sachen noch nicht spruchreif. Wir werden bei Zeiten aber alles auf unserer Website und auf unseren Social Media Kanälen posten.
Wie war das denn nun mit dem 5-Jahres-Plan Feratu? *grinst
Feratu: Haha, unser letzter 5-Jahres-Plan ist ja theoretisch noch gar nicht abgelaufen, daher haben wir noch etwas Zeit und Luft nach oben. Nein, aber mal im Ernst, wir sind happy, wie “Ave Goddess” angenommen wurde. Wir hätten uns definitiv mehr Live-Aktivitäten gewünscht, aber daran arbeiten wir jetzt weiterhin. Jetzt ist erst einmal “Midnite Masters” dran und wir hoffen, dass ganz viele Leute da draußen reinhören und es ihren Freunden vorspielen und verbreiten: SPREAD THE WORD OF THE WOLVES
Feratu, danke dir für deine Zeit, deine Leidenschaft und natürlich die schweißtreibenden Riffs auf Midnite Masters. Bevor wir das Interview schließen, überlasse ich dir das letzte Wort an unsere Leser und eure Fans.
Feratu: Ich danke dir lieber Tobi für deine Zeit und dein Engagement – wir hoffen, dass viele Leser bis hierhin lesen, dann unsere Musik hören und verbreiten. Nutzt das Netz, checkt unseren Online Shop für Vinyl, CDs und Merch und folgt uns auf den entsprechenden Plattformen. Wir wollen spielen und mit euch rocken!
Interview: Tobias Stahl
Photocredit: Thomas Michels
Titelbild: Björn Fehl
Livebild: Sven Bernhardt