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FREEDOM CALL – Band und Ehe haben ähnliche Attribute

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Hallo Chris und herzlichen Glückwunsch zu 25 Jahre FREEDOM CALL, 25 Jahre far behind the Sun, 25 Jahre im Zeichen des Regenbogens, 25 Jahre im Zeichen des Power Metal. Was sind deine Gedanken, wenn du dich zurückerinnern an die Zeit, als ihr mit “Stairway to Fairyland” euer Debüt veröffentlicht habt?

Servus Tobias, vielen Dank für die Glückwünsche. Es hört sich immer sehr beeindruckend an…25 Jahre dies und das…eigentlich fühlt sich das Ganze an, als wäre es erst vorgestern gewesen. Die Zeit verfliegt einfach unfassbar schnell und man hat selten die Gelegenheit oder auch die Muse, die ganzen Erfahrungen, Erlebnisse und Erinnerungen Revue passieren zu lassen. Kurz und bündig, wir sind alle froh und dankbar gesund geblieben zu sein und geniessen den Luxus unserer Leidenschaft, der Musik, des Herumreisen und des Kreativseins.

Hast du Lust, die einzelnen Abschnitte eurer Bandgeschichte näher zu beleuchten? Denn 2001 kam “Crystal Empire” und im Jahr darauf “Eternity” raus. In dieser Zeit ging es auf Platz 94 und im Jahr danach sogar auf Platz 55 der deutschen Charts. Wie waren diese Erfolge für euch und wie schaust du auf die ersten 10 Jahre der 2000er insgesamt zurück, in denen auch “The Circle Of Life” (2005), “Dimensions” (2007) und “Legend Of The Shadowking” (2010) veröffentlicht wurden?

25 Jahre Bandgeschichte mal schnell näher zu beleuchten, würde wohl den Rahmen sprengen. *lächelt* Um kurz vorwegzunehmen, waren schon die frühen Charteinstiege nie unser Motiv oder Motivation unseren Weg zu gehen. Egal, welchen Weg man einschlägt. Nur erfolgsorientiert, ohne Leidenschaft wird es immer ein sehr kurzer Weg sein. Bei uns stand immer die Freude am Musizieren im Vordergrund. Der Rest hat sich dann mehr oder weniger so ergeben. Natürlich in Kombination mit viel Fleiß und der Bereitschaft, viel Zeit für wenig Geld zu investieren.

2012 wurde “Land Of The Crimson Dawn” veröffentlicht, dass auch erstmals in den Charts in der Schweiz einstieg, “Beyond” (2014), “Master Of Light” (2016) und “M.E.T.A.L.” waren die Alben der 2010er Jahre und auch ziemlich erfolgreich. Wie war die zweite Dekade im “Eheleben” mit FREEDOM CALL für dich und die Band insgesamt?

Mit “Eheleben” hast du es sehr gut getroffen. Im Grunde tauchen in einer Bandgeschichte sehr ähnliche Attribute wie auch in einer Beziehung auf. Auf jeden Fall fängt beides mit Leidenschaft an. In der Tat war die Zeit nach dem Ausstieg des Mitgründers von Freedom Call, Bandmate und immer noch einer meiner besten Freunde, Daniel Zimmermann, eine Art neue Ära von Freedom Call.

Wir setzten neue Maßstäbe für uns und spielten derzeit unsere erste richtige Headliner Tournee, womit wir ein klares Zeichen setzten, dass wir eben nicht “nur” die Zweitband vom Gamma Ray Drummer sind, sondern eine absolut eigenständige Band. Mit den Nachfolgeralben konnten wir das mehr als bestätigen und durften dann auch schon sehr bald weltweit unterwegs sein. Soetwas gibt einer Band natürlich viel Motivation und Selbstbewusstsein.

Die 20er Jahre gingen mit der Pandemie recht beschissen los und auch so manche Bands trennten sich. Nicht aber FREEDOM CALL. Trotzdem die Frage: Wie hat sich das Gesicht von “FC” in den Jahren verändert und wie die Musik – wenn überhaupt.

Sicherlich hat es uns auch voll getroffen, als es im Frühjahr 2020 plötzlich hieß…nix geht mehr. Wir waren derzeit gerade dabei, unsere sehr erfolgreiche M.E.T.A.L. Tour zu spielen, jedoch fielen Länder wie Japan, Thailand und andere tolle Territorien den Umständen zum Opfer. In der ersten Pandemiephase haben wir uns komplett zurückgezogen. Natürlich hatte auch ich versucht die “Mehr”zeit mit Songwriting zu nutzen, konnte aber aufgrund der mentalen Situation keinen Zugang zu unserer Attitüde des “Happy Metal” finden. Ich glaube, da war es uns allen nicht so recht zum Lachen zumute…

Aber, klar, Gesichter ändern sich ständig, der Grund liegt in der Zeit, jedoch haben wir es nie verloren, das ist wichtig.

Im letzten Jahr wurde das Livealbum “The M.E.T.A.L. Fest” veröffentlicht, dass ich auch hier zuhause stehen habe und es noch heute feiere, zu lange war die Pandemie-Pause. Wie war es für euch, das 2019er Album nicht richtig betouren zu dürfen.

Glücklicherweise konnten wir unsere Haupt-Tournee 2019/20 fast beenden. Auch wenn wir, wie bei der Vorfrage schon gesagt, noch tolle Shows und Reisen vor uns hatten. Natürlich versuchte man sich mit Abstandkonzerten oder Livestreamings etwas abzulenken, aber die grosse Genugtuung war das sicherlich nicht…auch nicht für das Publikum. Umso mehr freuten wir uns dann auf die tollen Festivals, das sollte dann eben auch gleich festgehalten werden mit unserer DVD “The M.E.T.A.L. Fest”.

Am 10. Mai kommt nun “Silver Romance” raus. Was darfst du uns denn schon verraten? Auf was dürfen sich eure Fans freuen? Welche Formate wird es geben und wie seid ihr thematisch aufgestellt, denn das Coverartwork erinnert ja auch schon an die Fantasy-Welt von “Beyond”, das vor 10 Jahren rauskam.

Verraten kann ich auf jeden Fall, dass wir sehr stolz auf ein ganz besonderes Album sind. Entstanden in einer sehr außergewöhnlichen, emotionalen Zeit, die uns wohl immer in Erinnerung bleiben wird. Diese mentalen und emotionalen Ups & Downs, welche schließlich jeden von uns betroffen haben, machen aus “Silver Romance” ein sehr farbenfrohes Album. Viele gefühlsintensive Momente sind festgehalten worden, auch wenn wir diese weder musikalisch noch textlich in den Vordergrund schieben wollen. Verraten kann ich auch, dass neben dem Digipak (CD) noch ein Doppel Vinyl Album und eine streng auf 500 Stk. limitierte “25 Jahre Happy Metal” Box erscheinen werden.

Thematisch geht es bei uns, wie immer, in eine Fantasiewelt einzutauchen. Einfach mal die Gedanken baumeln lassen und sich der Magie von Klang, Wort und Bild hinzugeben. Gerade in der Welt von heute, tut es gut, sich mal für ein paar Augenblicke der Realität zu entziehen.

Wie würdet ihr eure Spielart bezeichnen? Ihr habt auf “Silver Romance” schnelle Songs, die auch Headbanger erfreuen, aber auch Lieder im mittleren Bereich, sehr melodische Tracks und zwei poppige Nummern, die wohl nicht jeden Geschmack treffen werden.

Ob der Song nun schnell, langsam, Mid-Tempo oder wer weiß was ist. Es geht um die Atmosphäre und um die Ausstrahlung, die musikalische Aussage. Obwohl, wie schon erwähnt, das Album sehr farbenfroh ist, ist die Aussage aber klar. Wir wollen, dass der Zuhörer eine gute Zeit mit uns verbringt. Ob zuhause auf dem Kopfhörer oder headbangend auf dem Konzert. Mehr wollen wir gar nicht.

Reagiert ihr auf Fankritik oder macht ihr die Musik, die ihr machen wollt?

Natürlich reagieren wir auf konstruktive und respektvolle Kritiken. Schließlich machen wir die Musik auch für unsere Freunde und Fans. Allerdings haben wir diese Freunde und Fans nur deshalb, weil wir eben genau das machen, was wir wollen. *zwinkert*

Ihr habt für “Silver Romance” einige Abläufe geändert. Stichworte u.a.: Textschreiber und Studio. Was genau habt ihr geändert und warum?

Der Plan war einfach der, das neue Album “Silver Romance” etwas anders erscheinen zu lassen, allerdings ohne an den Vorgängeralben Kritik anzusetzen. Wir haben in verschiedenen Tonstudios gleichzeitig arbeiten können. Als Songschreiber sind, wie auf den Vorgängeralben, unser Gitarrist Lars und meine Wenigkeit vertreten. Wie auch schon auf dem “Beyond” und dem “Master of Light” Album war unser Schlagzeuger Ramy Ali als Co-Texter beteiligt. Eine grundlegende Veränderung war, dass das Album diesmal von Lars Rettkowitz, unserem Gitarrist und Co-Produzent in seinem Tonstudio abgemischt wurde.

Was ist das besondere an den Stücken von Lars und wie habt ihr euch “Silver Romance” aufgeteilt?

Jeder hat so seine eigene Art von Songwriting. Oft wird eben diese “Vision” durch die Produktion glattgebügelt oder verdreht. Das haben wir bewusst versucht zu vermeiden und den Songschreiber Charakter klar beizubehalten. Lars war von Anfang an als Songwriter vertreten und er kann durch seine Art immer wieder eine neue Farbe einfließen lassen.

Wirst du die “Schreiberei” mit Blick in die Zukunft ganz abgeben an die “jüngere” Generation – die ihr ja auch mit einer Hymne auf dem Album besingt.

Das ist die Frage…wer ist denn nun die Metal Generation? Sind es diejenigen, die z.B. das Wacken Open Air aufgebaut und groß gemacht haben, die vor dem Plattenladen übernachtet haben, weil am nächsten Tag die neue Black Sabbath erschien…Oder ist es die Generation, die sich für Umme eine Playlist nach der anderen auf Spotify runterzieht und die Konzerte mit seinem Smartphone mitfilmt um es dann auf Tik Tok zu posten? Vielleicht ja beide…ein bißchen. *zwinkert*

“Silver Romance” ist auch nicht “nur” ein Titel für euer Album, ihr habt euch dementsprechend ein Konzept erarbeitet. Was genau steckt dahinter und ist “Silver Romance” auch in lyrischer Hinsicht ein Werk, das ein Konzept verfolgt?

Konzeptalbum klingt für mich immer sehr überzogen. Sicherlich kann man in dem Namen das finden, was wir in diesem Jahr feieren…unsere Silberhochzeit. Ansonsten ist “Silver Romance” ein kleines Geschichtchen über eine tolle Welt, in der du alles möglich machen kannst. Ein Plätzchen, an dem du dich verstecken kannst oder einfach nur das machen kannst, was dir gefällt…Silber ist ein tolles Edelmetall mit einigen interessanten Bedeutungen wie Freiheit, Klarheit. Es steigert das Selbstbewusstsein, stärkt die Vorstellungskraft und Fantasie. Also, alles Attribute, welche zu unserer positiven Grundeinstellung passen.

Wir müssten auch über eure Silberelfen-Pressefotos sprechen, denn dahinter verbirgt sich ja auch etwas besonderes. Wie kam es denn zu den Outfits?

Wir haben uns optisch dem Thema Silber genähert. Da geht es gar nicht darum um wichtige Zeichen zu setzen…obwohl uns silber schon sehr gut steht. Wer neugierig ist, ist herzlich eingeladen uns auf unserer Tour zu besuchen…

Wann kann man euch denn live erleben und wie sehr habt ihr Bock wieder auf der Bühne zu stehen?

Wir starten unsere Tournee zeitgleich zum Release des neuen Albums. Wir werden zuerst durch unsere Land ziehen, bevor Ende Mai schon die Sommer Festival Saison für uns beginnt. Weiter geht es dann mit unseren „Silver Romantic Metal Nights“ im Herbst, da werden wir dann erstmal Europa bereisen.

Wird es erneut ein Livealbum geben oder eine Best Of aus den letzten 25 Jahren – das wäre eine spannende Sache.

Jetzt werden wir erstmal die berühmten “Bretter der Welt” bearbeiten…unsere “Silver Romance” Tour wird sich sicherlich auch in das Jahr 2025 ausdehnen. Da haben wir noch viele Shows vor uns und auch Zeit darüber nachzudenken, ob wir unsere Silberhochzeit verewigen wollen.

Interview: Tobi Stahl
Photocredits: Patrick Eiserbeck