WOLFSKULL ist eine Dark Heavy Rock Band aus Essen in Nordrhein-Westfalen. Nach ihrer erfolgreichen Debüt-EP “Hexum” veröffentlichte das Ruhrpott-Quintett am 16. Dezember ihren Debüt-Longplayer “Ave Goddess“ über das Schweizer Undergroundlabel Doc Gator Records. Das Album kommt mit zehn Tracks als CD und LP in verschiedenen Farbvariationen. Wir wollen mehr erfahren über die Band rund um ihren Frontmann Pete 9, der mit seiner charismatischen Stimme mehr als nur ein Aushängeschild von WOLFSKULL ist, denn die Jungs an den Instrumenten schaffen es diverse Atmosphären erzeugen und den Hörer das ein ums andere mal in ihren Bann zu ziehen.
Hallo Feratu. Das Albumrelease eurer Debütplatte “Ave Goddess“ war vor kurzem, wie nervös warst du?
Feratu: Hey! Also wir waren schon etwas nervös, bzw. sehr gespannt, wie das gesamte Album angenommen wird. Wir haben die fertigen Mixe seit August 2021 bei uns uns haben die Lieder demnach hunderte Male gehört. Da kommen immer wieder so Gedanken, ob man das Ganze nur selbst so geil findet, oder ob da wirklich was dran ist, haha. Aber dass wir dann im Metal Hammer und Guitar Magazin zum Album des Monats gewählt wurden, ist natürlich eine Wucht … damit hatte keiner von uns gerechnet. Umso spannender ist jetzt die Zeit nach dem Release, wie die neuen Fans darauf reagieren.
Bevor wir näher auf “Ave Goddess“ eingehen, würden unsere Leser bestimmt gerne wissen, wer WOLFSKULL ist, wer bei euch was spielt und in welche Richtung eure Musik geht.
Also musikalisch geht es in die etwas dunklerer Heavy Rock Ecke, mit viel Melodie, ordentlich Power und etwas Melancholie. Wir sind eine 5-köpfige Band: Pete 9 am Gesang, Boarz an der Gitarre, Feratu an der Gitarre, Drop D. am Bass und Styx an den Drums.
Habt ihr musikalische Vorbilder? Was oder wer inspiriert euch bei eurer Musik?
Musikalische Vorbilder hat glaub ich jeder, der ein Instrument spielt oder ein Mikro in der Hand hält … bei uns sind das sicherlich auch verschiedene. Ich kann da nur für mich sprechen, dass ich mich gern von Gitarristen wie Adrian Smith, Billy Duffy oder auch Tony Iommi inspirieren lasse und deren Spielweise immer wieder aufsauge.
Wie war die Zusammenarbeit mit dem Produzenten-Team Michael Danielak und Franky Kühnlein für “Ave Goddess”.
Die Studioarbeit mit den beiden verlief sehr gut: wir haben unsere Vorproduktion mitgebracht, Micha und Franky haben uns dann von einigen Songs „ihre“ Versionen geschickt, bei denen echt gute neue Ansätze und Änderungsvorschläge dabei waren. Daraus haben wir dann wieder unsere Version geklebt und haben diese Versionen dann final neu aufgenommen. Das schöne war, dass wir keinen direkten Zeitdruck im Nacken hatten, sei es von einem Label oder auch dem Studio.
Wie kommt denn eine Band aus dem Ruhrpott an ein Indie-Label aus der Schweiz?
Das lief lustigerweise über unseren „neuen“ Drummer, der in der Corona-Phase ein Projekt mit Frank Stellmachher (einem der Labelchefs) hatte. Frank bekam mit, dass wir aktuell auf Labelsuche sind und so haben wir uns dann erst einmal kurzgeschlossen und sehr schnell fühlten wir uns mit den beiden von Doc Gator Records wohl.
Woher kommt euer ausgefallenes Album-Artwork?
Für das Artwork ist Alex Reisfar verantwortlich, ein sehr geiler Künstler aus Portland, Oregon. Ich bin durch seine Arbeit mit Mastodon, Arch Enemy und auch Heavy Temple aufmerksam geworden. Auch hier haben wir sehr schnell eine rote Linie gefunden und ich kann nur sagen, dass Alex da echt was fettes abgeliefert hat, und gefällt es riesig und es passt auch mit der Farbwelt perfekt zu Wolfskull.
Doc Gator Records wird für die physischen Versionen eures Albums zuständig sein. Wird es denn auch ein digitales Release geben?
Genau, Doc Gator Records machen die physischen Tonträger. Der digitale Release und Vertrieb läuft weiterhin über die Band in Zusammenarbeit mit Kontor New Media. Mit denen haben wir schon seit der Hexum EP sehr gut Erfahrungen gesammelt und wollten ein eingerittenes Pferd aktuell nicht wechseln.
2019 kam eure EP “Hexum” raus. Fast dreieinhalb Jahre später der Langspieler “Ave Goddess”. Warum habt ihr eure Fans so lange warten lassen? Pandemiebedingt? Diejenigen, die euch von “Hexum” her kennen, werden wissen, was sie erwartet, alle anderen noch nicht. Was dürfen unsere Leser von “Ave Goddess” erwarten?
Wie schon oben etwas angerissen sind wir musikalisch in der dunklen Heavy Rock Ecke zu finden, die Songs haben Druck und Power, viel Melodie und etwas Melancholie und Kitsch. Obenauf thront die warme, volle Stimme von Pete 9, die manche mit Ian Astbury oder auch Jim Morrison vergleichen.
Möchtet ihr etwas über die zehn Songs sagen – in einer Art Linernotes?
´Incarnadine´
Der Opener bringt zum einen etwas Mystik mit, zum anderen aber auch direkt die Power, die dich mitreißt. Der Song war von Anfang an der ideale Opener.
´Nocturnal Blue´
Ein schön treibender Rocker mit vielen Harmonien, mit Ohrwurmcharakter. Auch hier war direkt klar, das wird unsere erste Single/Video.
´Ave Goddess´
Unser Titelsong zum Album umfasst so gut alle Wolfskull-Trademarks: kraftvolle Grooves, melodische Hooks und starke Gesangsmelodien. Für viele ebenfalls ein Ohrwurm.
´Ember Falls´
Der Song verlangte eine andere Herangehensweise: Pete 9 sang uns die Gesangslinien vor und wir bastelten das Gerüst im Nachhinein drum herum. Auch vom Songaufbau ist es etwas untypischer, also sonst. Das macht das Ganze nicht langweilig.
´Order of the Obscene´
Hier sind ggf. ein paar wenige Stoner (Anfang) und auch Ghost-Einflüsse zu finden, zumindest ab dem letzten Drittel. Für mich auch ein Song, der einen stetigen Fortlauf hat und sich kaum wiederholt. Dazu die grandiosen Gesangsparts.
´Danza Kulebra´
Das ist unser Tabledance Song: hier geht’s um einen betörenden Schlangentanz in einem sexy Tempo und einem hüftschwingenden Groove. Auch hier gibt es wieder einen magischen Ohrwurm-Refrain.
´Black Winged Angels´
Den Song hatten wir schon zur Hexum EP fertig, aber wollten ihn damals noch nicht aufnehmen. Auch ein sehr schöner, komplexer Song mit Flow und vielen verwobenen Harmonien, einer starken Gesangsmelodie und einer leicht mystischen Stimmung.
´Sea Sangre´
Der Song fällt natürlich etwas aus dem Rahmen: auch hier kam Pete nur mit den Gesangsmelodien um die Ecke. Er wollte eine Retronummer machen und wir kamen sehr schnell auf eine Twin Peaks Stimmung. Im letzten Drittel gibt es einen Turn, in dem die Grundstimmung kippt und alles in einem lauten Off endet. Hier habe ich mich etwas an dem Mandy-Soundtrack orientiert.
´Night of the Huntress´
Der Song war für uns nicht ganz so einfach, immer wieder haben wir ihn umgestellt und nach einem idealen Refrain gesucht, und dann war er auf einmal fertig. Für mich einer der stärksten Songs auf dem Album und macht live ordentlich Power.
´Vargabond´
Bei der Nummer war auch sehr schnell klar, dass das die letzte Nummer vom Album wird. Danach kann man eigentlich nichts mehr bringen – ein kraftvolles, etwas episches Ending. Hier geht’s um den Zusammenhalt von Outsidern, aber im übertragenen Sinne sind damit unsere Fans gemeint, die dem Vargabond beitreten sollen/können/dürfen: du bist nicht allein, du bist nicht der einzige, komm zu uns, wir sind an deiner Seite. Ein klassisches Thema, aber in unserem Zusammenhang dann auf ein Wolfsrudel projeziert – eigentlich ein ganz schöner Gedanke.
Hast du einen bevorzugten Song auf “Ave Goddess“, den du bei Bandcamp als Favoriten setzten würdest?
Puh, das wechselt bei mir immer wieder mal, aber aktuell würde ich sagen: hört einfach mal in Black Winged Angels oder Order of the Obscene rein.
Auf eurer Bandcamp-Seite sind die Vinyls schon fast ausverkauft. Habt ihr diese große Nachfrage erwartet? Wie viele Vinyls/CDs wird es denn geben?
Ja, so langsam wird es bei der einen oder anderen Farbe etwas dünn. Zum einen haben wir uns eher keinen großen Erwartungen gesteckt, sondern wollten einfach mal schauen, ob das Album auch neue Leute überzeugen kann. Aber als wir erfuhren, dass wir im aktuellen Metal Hammer Album des Monats werden würden, haben wir da schon etwas lockerer und größer gedacht, neugierig. Wir freuen uns sehr über jeden, der unsere Musik entdeckt, mag und damit bestimmt auch weiterempfiehlt. Ich mach das ja nicht anders, wenn ich eine coole neue Platte für mich entdecke, schicke ich meinen Freunden den Link rüber und meistens können sie damit auch etwas anfangen.
Vor kurzem wart ihr mit SKID ROW unterwegs. Wie hat denn das Publikum euren Sound angenommen?
Also ich muss sagen, wir wurden da sehr gut aufgenommen. Da die Shows für uns sehr kurzfristig bestätigt wurden, wussten die meisten gar nicht, ob es eine Vorband geben würde. Aber vor allem Hamburg lief super für uns, die Hütte war schon bei unseren ersten Tönen voll und die Leute hatten einfach Lust auf eine Show und gaben uns die Chance – was will man mehr. Wir haben nach den Shows sehr viele gute Feedbacks und Resonanzen bekommen und sicherlich auch so einige neue Fans gewonnen.
Es gab auch einige Clubshows, unter anderem im Vortex (Siegen). Was bevorzugt ihr denn? Eher die Nähe zu den Fans in den Clubs oder doch die große Bühne?
In unserem Fall funktioniert beides, weil wir mit Pete 9 einen Sänger haben, der das Publikum sehr schnell einbindet und aktiv ist. Der Vorteil einer großen Bühne ist etwas mehr Platz für uns, meistens besseres Licht und Sound, man kann sich als Band gezielter präsentieren, aber klar, es fehlt der direkte Zugriff zu den Leuten. Bei den Clubshows hast du etwas mehr Schweiß und Energie, die übertragen wird, ggf etwas mehr dynamik. Ich mag beides sehr. Nur zu kleine Bühnen funktionieren bei den meisten Bands nicht soo gut: soundtechnisch und vom Bewegungsradius ist man da doch sehr eingeschränkt, wenn man vier aktive Musiker vorher hat.
Wo seht ihr euch in den nächsten fünf Jahren? Welche Schlagzeile möchtet ihr in den Rock-Magazinen über euch lesen?
Also unser 5-Jahres-Plan sieht in etwa so aus: 2 weitere sehr geile Platten abliefern, die unseren hohen Ansprüchen genügen, einige sinnhafte Support-Touren spielen, auf denen wir mehr Fanbase erspielen können und in den Sommermonaten die größtmöglichen Festivals mitspielen. Wacken wäre zB eine große Hausnummer oder auch so etwas wie 70.000 Tons of Metal (oder Ähnliches). Eine mögliche Schlagzeile wäre z.B.: „James Hetfield mit Wolfskull T-Shirt beim Shoppen gesichtet“, oder aber auch „Ghost nehmen Wolfskull mit auf Südamerika Tour“. Wie du siehst, wie bleiben schon auf dem Teppich, haben aber Träume, Ziele und Vorstellungen, haha.
Apropos Magazine. Wie war das Presseecho zu “Ave Goddess” bisher?
Also die Resonanzen der Presse waren in den allermeisten Fällen echt gut bis sehr gut. Sicherlich gibt es auch einige mittelmäßige Reviews, aber man kann nicht jedem gefallen, sonst würde etwas falsch laufen. Wir machen unser Ding, woran wir glauben und wenn das Fans und Presse gut finden, sind wir happy. Der Rest folgt step by step.
Welche Musik hört ein Dark Heavy Rocker denn privat und was war euer Highlight von anderen Künstlern in diesem Jahr?
Okay. Ich kann jetzt nur für mich sprechen: ich höre sehr viel unterschiedliches wie z.B. Olafur Arnalds, Nils Frahm und Rival Consoles, Tom Petty, die Rick Rubin Ära von Johnny Cash, dann Bands wie Insomnium, Katatonia, Paradise Lost, Amorphis, dann immer wieder auch etwas Stoner, wie Fu Manchu oder Big Scenic Nowhere, oder aber all die klassischen Sachen wie Iron Maiden, ältere Dream Theater, ältere Metallica, Black Sabbath usw.
Meine Highlights aus dem Jahr 2022 waren unter anderem die neuen Scheiben von Amorphis, Madrugada, The Cult, Ghost, INVSN, Hellacopters, Skid Row oder auch Sahg.
Wir kommen dem Ende zu, möchtest du gerne noch ein paar Worte an Fans und neue Zuhörer richten?
Ich denke, dass unsere Musik einiges zu bieten hat, nicht schnell langweilig wird und auch keinem großartig weh tut. Von daher hört rein, checkt die unterschiedlichen Songs und spielt es euren Freunden vor! Folgt uns auf den Social Media Kanälen und kommt zu unseren Shows. Wir sind über jeden neuen Fan dankbar und freuen uns, mit euch zu rocken!
Ich bedanke mich herzlich für das Interview und freue mich auf euer Album. Wir sehen uns hoffentlich mal bei einem eurer Konzerte und trinken was kühles. Viel Erfolg mit “Ave Goddess”.
Vielen Dank für dein ausführliches Interview und die coolen Fragen! Es hat Spaß gemacht und ja, wie sehen uns sicherlich bald mal auf eine Show, dann stoßen wir an!
Cheers!
Interview: Tobi Stahl
Titelfoto: Thomas Michels / Livefotos: Sven Bernhardt