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Willkommen in der Welt von Morgen – MARIO LE MOLE im Interview

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Die Frage hat sich mir erst einmal gestellt, braucht es Soloalben von Sängern? Aber vielleicht sollte man die Frage auch anders stellen, existiert die Hauptband eigentlich noch? Doch fangen wir am Anfang an. Mario wurde schon in der DDR bekannt als Sänger von Merlin. Nach der Wende gründete er aus deren Überresten Mind Odyssey. Dort spielte unter anderen auch Victor Smolski, der eine Weile auch Rage stark geprägt hat. Um Mind Odyssey ist es schon lang ruhig, so ist die Frage berechtigt. Gibt es diese Band überhaupt noch? Also geht eine schnelle Message raus. Die Antwort ließ nicht lang auf sich warten.

Hi Mario, Mind Odyssey wurde nie aufgelöst! Ich habe diese Band gegründet und ich nehme sie auch mit ins Grab…😉 ich habe etliche Male versucht die alte Band wieder ins Leben zu rufen, doch bis jetzt ist mir das nicht so recht gelungen und mit anderen Leuten wollte ich bis jetzt nichts Neues machen. Aber das kann sich noch ändern… Wie findest Du „Evolution“?“

Um die Frage zu beantworten, die ersten Eindrücke sind ziemlich stark. Aber sag mal, Du hast hier wirklich alles allein gemacht?

„Ja, absolut! Außer ´Carved In Stone´ das Gitarrensolo ist von Dan Uhden gespielt worden meinem alten Mind Odyssey Kollegen.“

Das Schlagzeug, ist das jetzt echt oder programmiert?

„Die Drums sind stückweise eingespielt auf einem E-Drum und dann zusammengefügt, aber alles mit echten Drumsounds also Samples. Ich habe sehr viel Studioerfahrung in all den Jahren gesammelt und gesehen, dass andere, sehr bekannte Leute den Drumsound so aufhübschen, um es vorsichtig ausdrücken. Das würde man nur nicht so vermuten. Getriggert wurde schon in den 90ern und man hatte wie durch ein Wunder immer den selben Drumsound im Studio als auch live. Nur damals gab es viele Ausfälle, was manchmal peinlich wurde.“

Gibt es auf „Evolution“ Songs, die Dir textlich oder musikalisch besonders wichtig sind?

Musikalisch sind mir grundsätzlich alle Songs sehr wichtig, textlich ´Evolution´, ´Chase The Buck´ die gesellschaftlich Stellung nehmen und ´The Course Of Time´, der sehr persönlich ist.“

Das thrashige ´Chase The Buck´ ist mir auch besonders aufgefallen. Worum geht es denn da?

Der Bock steht stellvertretend für alles, was wir nach jagen, Zeit, Geld, Schnelllebigkeit, Oberflächlichkeit. Irgendwann erkennen wir, dass wir vielleicht, dass wir vieles gar nicht brauchen und dass andere Dinge viel wichtiger sind. Ich bin ja schon ein alter Mann, der kann sowas schreiben.“

So alt jetzt aber auch noch nicht. Aber guter Übergang zur nächsten Frage. Schauen wir ein wenig auf früher. Welche Bedeutung haben Merlin heute noch für Dich und ein Song wie ´Die Welt Von Morgen´?

„Merlin hat eine große Bedeutung für mich, verbunden mit vielen Erinnerungen an ein komplett anderes Leben. Es war ja ein Leben hinter dem Eisernen Vorhang in einem eigenen Kosmos. Es gab eine große Metalgemeinde auch im Berliner Raum. Heute kommen die deutschen Metalbands eher aus anderen Gefilden. In Berlin sind dafür andere Musikstile zu Hause. Viele Metalbands meiden Berlin aus Angst vor leeren Häusern. ´Die Welt Von Morgen´ ist textlich leider immer noch aktuell und das nach fast 40 Jahren. Der Song wurde komplett an einem Tag aufgenommen inklusive dem grauenvollen Drumcomputer in einem der privaten Studios, die für den Rundfunk produzierten in der Nähe von Berlin. (Die Arbeiten von Jürgen Matkowitz (Prinzip) Waren für diesen Sound berüchtigt. Anm.d.Verf.) Ich würde den Song gerne mal neu produziert hören.“

Doch es gibt auch die Kollegen von Metall.

„Ja, es gibt hier noch einige Metal Bands, aber im Vergleich zu anderen Regionen eher weniger.“

Gibt es noch unveröffentlichtes Material von vor 1989?

„Ich habe noch so einiges rumliegen aber um es zu veröffentlichen reicht die Qualität nicht aus.“

Besteht eine Chance, Deine Solosongs mal live zu erleben?

„Da wird dran gearbeitet.“

Nun denn, egal was die Zukunft bringt. Ergötzen wir uns doch im Moment an „Evolution“. Und nutzen wir die Chance, Mind Odyssey mal wieder oder ganz neu zu entdecken. Oder auch den Heavy Metal in der DDR. Ich danke meinem Namensvetter für seine Geduld und Zeit, schriftliche Interviews sind auch nicht jedermanns Sache, aber dieser Schriftwechsel hat wirklich gut funktioniert. Man darf halt nicht schreibfaul sein. Aber vor allem wünsche ich viel Erfolg für das neue Werk.