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„Vergessene Perlen“: WITCHCRAFT

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Unter der Rubrik: „Vergesene Perlen“ veröffentlichen wir in unregelmäßiger Reihenfolge Reviews, die mehr Aufmerksamkeit verdient hätten.

Den Anfang machen WITCHCRAFT mit ihrem Album „LEGEND“ von 2012:

56:45 min.

NUCLEAR BLAST / WARNER

Ein Album, welches von den Fans der ersten drei Witchcraft-Werke Werke mitunter in Bausch und Bogen abgelehnt wurde. Verrat! Ein Mann, der bis dahin absolute 60ies/70ies Retro-Sounds praktiziert hatte, öffnete sich einer zeitgemäßen Produktion. Oweia! Die so vieles für sich vereinnahmende Internet-Generation kochte (im Underground…) über: Was ein Schmock, wie kann er es wagen? Nun, er kann es wagen, da es seine eigene musikalische Vision ist? Fragezeichen? Ausrufezeichen! Shut up, Avatar!! Ich befürchte, das bevorstehende, nunmehr rein akustische „Black Metal“ wird ähnliche Reaktionen hervorrufen. Wenn dem so wäre, bewiese es nur eines, nämlich was für ein erfrischend gegen den Strich gebürsteter Künstler der Herr Magnus Pelander doch ist. Und wie orthodox dümmlich der sozial medialisierte Underground doch im Regelfall seine bevorzugt einfach gestrickte Stangenware angeordnet sehen will… „Legend“ jedenfalls ist ein hell strahlendes Kleinod ursprünglichen Doom- und Heavyrocks, das bestproduzierte Album, welches Pentagram nie veröffentlichten und auch nie in derartig beseelter Perfektion hätten einspielen können. Vom Superhit „Deconstruction“ an werden hier die große Melodei („Dystopia“, textlich stachlig, through and through) sowie das minimalistische, aber immer auf den Punkt gezockte Riff zelebriert, und zwar stets flankiert von entspannt gekonnten, immer auch verspielten Grooves. „It’s Not Because Of You“ ist nicht zuletzt aufgrund Pelanders wundervoll entschleunigt intonierter Poesie ein unbedingtes Meisterstück hintergründiger Dynamik. Damit wären die vordergründigen Hits erwähnt, aber da sind auch noch das southernrockige (angesichts des Songtitels zufällig? I don’t think so…) „An Alternative To Freedom“ , der unbedingt swingende Groover „Flag Of Fate“ (it’s time to raise it) oder das auf früheren Festivalgigs als Rausschmeißer dienende „Ghosts House“ mit seinen progressiven Versatzstücken. „White Light Suicide“ glänzt mit hintergründig arrangierten Riffs, während der die frühen Sabbath-Epen im Gewand von Danzigs „III“ furztrocken feiernde Longtrack „Dead End“ MP endgültig den Vogel abschießen lässt. Abschließend noch das textlich sullivanesque Doomrockjuwel „By Your Definition“. Großer Sport? Ausrufezeichen big time!! „Fuck your heroes, screw your gods, fuck your icons, deal with the real.“ ‚Nuff said. Fantastischer Classic Rock with an edge.

 

Patrick Müller vergab 9,5/10 Punkten