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VANDEN PLAS – When theater and metal unite…

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Zunächst Glückwunsch zu einem abermals äußerst gelungenen Album aus dem Hause VANDEN PLAS. Wie zufrieden seid ihr selbst, wenn ihr euch die Früchte eurer Arbeit anhört und wie zufrieden seid ihr mit den ersten Reaktionen auf „The Ghost Xperiment – Awakening“?

Wir sind nach wie vor sehr zufrieden. Ich habe mir erst jüngst, als die Platte dann endlich auf dem Tisch lag, den Opus nochmals mit Abstand reingezogen. Nach wie vor habe ich den Eindruck, dass wir genau da sind, wo wir hin wollten, nämlich, dass sich „The Ghost Xperiment“ auf unsere härteren und älteren Tugenden beruft und den richtigen Hebel ansetzt, ohne die uns auszeichnenden Melodiebögen und epischen Momente aus den Augen zu verlieren. Auch die Gestaltung des Albums wirkt jetzt, da man es nicht nur auf dem Computer betrachtet, stimmig und gelungen. Ich denke wir können stolz sein.

Das ist schön. Man hätte ja meinen können, dass ihr nach dem epischen Zweiteiler „Chronicles Of The Immortals“ nun erst einmal die Schnauze von Konzeptalben voll haben könntet, aber weit gefehlt! Im Gegenteil, der Zusatz „Awakening“ suggeriert, dass es auch diesmal weiter gehen wird. Was könnt ihr uns zur Story sagen, die ihr diesmal erzählt und wird es wieder eine Fortsetzung geben?

Ja, es wird eine Fortsetzung geben, aber dies war nicht von vorne herein geplant. Wir wollten ein Album schreiben, welches eine Geistergeschichte erzählt und zwar eine glaubwürdige. Ich habe lange nach Material gesucht und wurde irgendwann hellhörig, als ich auf Abhandlungen zum „Phillip Experiment“ stieß. Basierend auf diesem Experiment habe ich meine Geschichte entwickelt. ich möchte nicht zuviel verraten – nur soviel, dass die Geschichte auf dem zweiten Teil einen interessanten Twist erfährt. Während des Arbeitsprozesses im Studio entwickelten sich die Dinge, der „Geist in der Maschine“ hat sich quasi verselbstständigt und wir haben relativ schnell bemerkt, dass wir noch sehr viel musikalischen und textlichen Input hatten, um die Geschichte in jeder Beziehung komplett und stimmig zu Ende zu erzählen. Wir kamen dann gemeinsam mit Frontiers Records auf die Idee, die Story in zwei Teile zu gliedern und dann zeitnah den zweiten Teil „Iillumination“ zu releasen. Ich denke mit dieser Entscheidung können alle Parteien super leben, vor allem die Fans, die innerhalb von kürzester Zeit zwei vollwertige VANDEN PLAS-Alben auf die Ohren bekommen.

Das nennt man dann wohl eine klassische Win-Win-Situation! Aus meiner Sicht kommt „The Ghost Xperiment“ um einiges leichtfüßiger daher als „Chronicles Of The Immortals“. Selbst sein Herzstück mit den drei Longtracks wirkt zu keinem Zeitpunkt langatmig (Von langweilig würde ich bei euch nie sprechen!), wie es beim Vorgänger manchmal der Fall war. Selbst das längste Stück ‚The Devil`s Poetry‘ kommt mit einem Monster-Hook daher. Seht ihr das auch so?

Es ist natürlich immer subjektiv, wenn man über seine eigenen Alben referiert und für „Chronicles“ haben wir ja damals auch unsere passenden Argumente gehabt, dennoch ist man froh, wenn alle die das neue Werk positiv bewerten und das aktuelle Material super finden. Auf unserer Reise fühlen wir uns dadurch natürlich bestätigt.

Euer Leitmotiv ist das Schwert, welches wiederum das Cover ziert. Was fasziniert euch an scharfen Klingen

Das Schwertmotiv haben wir ja schon seit der ersten Platte „Colour Temple“, immer etwas abgewandelt. Es ist quasi über die Jahre zu unserem Logo geworden. Es symbolisiert eine Mischung aus Schwert und Kreuz, welches mit allen Mitteln – ob durch Glaube oder durch Kampf – dem Guten zu seinem Recht verhilft. Ich denke so ein Schutzsymbol tut uns ganz gut bei den ganzen metaphysischen Geschichten, die wir immer wieder an uns ranlassen.

Ihr werdet ja gerne als die „deutschen Dream Theater“ bezeichnet. (Meine Meinung: Natürlich gibt es Parallelen, aber auch große Unterschiede zum Traumtheater. Trotz der teilweise halsbrecherischen Duelle zwischen Gitarre und Keyboards agieren Stephan und Günter wesentlich songdienlicher als Rudess und vor allem Petrucci. Andy ist für mich klar der bessere Sänger im Vergleich zu La Brie und außerdem wiederholt ihr euch nicht ständig selbst, so wie Dream Theater die letzten Jahre.)
Schmeichelt euch das oder nervt es euch mittlerweile eher?

Danke – es schmeichelt eher – Dream Theater ist und bleibt eine Macht, ohne Wenn und Aber. Mit ihnen verglichen zu werden ist natürlich eine Ehre! Wir kommen wohl auch aus diesem ständigen Vergleich eh nie wieder raus, obwohl wir uns ja nicht selbst in die gleiche Schublade gesteckt haben, sondern die schreibende Zunft dies getan hat . Wir machen ja einfach nur unser Ding, ohne selbst einen Stempel drauf zu drücken und hoffen, dass dies auch bei den Hörern ankommt. Wenn es dann sogar besser ankommt als Dream Theater bin ich ehrlich gesagt sehr happy.

Das nennt man dann wohl eine klassische Win-Win-Situation! Aus meiner Sicht kommt „The Ghost Xperiment“ um einiges leichtfüßiger daher als „Chronicles Of The Immortals“. Selbst sein Herzstück mit den drei Longtracks wirkt zu keinem Zeitpunkt langatmig (Von langweilig würde ich bei euch nie sprechen!), wie es beim Vorgänger manchmal der Fall war. Selbst das längste Stück ‚The Devil`s Poetry‘ kommt mit einem Monster-Hook daher. Seht ihr das auch so?

Es ist natürlich immer subjektiv, wenn man über seine eigenen Alben referiert und für „Chronicles“ haben wir ja damals auch unsere passenden Argumente gehabt, dennoch ist man froh, wenn alle die das neue Werk positiv bewerten und das aktuelle Material super finden. Auf unserer Reise fühlen wir uns dadurch natürlich bestätigt. >>Euer Leitmotiv ist das Schwert, welches wiederum das Cover ziert. Was fasziniert euch an scharfen Klingen?<< Das Schwertmotiv haben wir ja schon seit der ersten Platte „Colour Temple“, immer etwas abgewandelt. Es ist quasi über die Jahre zu unserem Logo geworden. Es symbolisiert eine Mischung aus Schwert und Kreuz, welches mit allen Mitteln – ob durch Glaube oder durch Kampf – dem Guten zu seinem Recht verhilft. Ich denke so ein Schutzsymbol tut uns ganz gut bei den ganzen metaphysischen Geschichten, die wir immer wieder an uns ranlassen. >>Ihr werdet ja gerne als die „deutschen Dream Theater“ bezeichnet. (Meine Meinung: Natürlich gibt es Parallelen, aber auch große Unterschiede zum Traumtheater. Trotz der teilweise halsbrecherischen Duelle zwischen Gitarre und Keyboards agieren Stephan und Günter wesentlich songdienlicher als Rudess und vor allem Petrucci. Andy ist für mich klar der bessere Sänger im Vergleich zu La Brie und außerdem wiederholt ihr euch nicht ständig selbst, so wie Dream Theater die letzten Jahre.)

Ihr seid unter dem Namen Exodus etwa zur gleichen Zeit gestartet wie Majesty damals. 1997 wart im Vorprogramm von Dream Theater auf der „Falling Into Infinity“-Tour und hattet für meinen Geschmack mit „The God Thing“ schon damals das bessere Album am Start. Wie ist eure Erinnerung aus dieser Zeit?

Wir haben gar nicht soviel falsch gemacht würde ich sagen. (Lächelt zufrieden!) Wir sind mit Bands wie Angra und Dream Theater durch Europa getourt, haben mit die größten und schönsten Festivals gespielt – angefangen von Wacken über Bang Your Head, Sweden Rock, Progpower USA und haben Progpower Europe geheadlined, das wunderbare Night of the Prog auf der Loreley, Rock The Nations in istanbul … etc.p.p.. Wir haben großartige Erinnerungen, durften sehr viel erleben und dafür bin ich sehr dankbar.

Mittlerweile seid ihr dem (Prog) Metal in vielerlei Hinsicht entwachsen und treibt euch vorzugsweise auf den Theaterbühnen Europas herum. Worin liegen die unterschiedlichen Reize einer Musical-Aufführung im Vergleich zu einer Metal Show?

Ach, man kann das gar nicht richtig vergleichen oder auseinander dividieren. Die Rockbühnen riechen nach Schweiß und Alkohol und die Theaterbühnen nach Schweiß und Schminke. Da in beiden Fällen – wenn man es seriös betreibt – der Schweiß überwiegt, sind es eigentlich nur Nuancen, die anders sind. wir haben im Theater Disziplin gelernt und möchten sie in unserem Rockgenre nicht mehr missen. Umgekehrt haben wir auch den Rock ‚N‘ Roll an viele Theater gebracht, das hat auch seinen Reiz. Ich glaube, das eine ohne das andere gibt es bei uns nicht mehr. Die Welten sind verschmolzen. Mittlerweile ist es uns ja gelungen sehr viele eigene Stücke ans Theater zu bringen. Zurzeit schreibe ich gerade mit den Jungs an unserer sechsten Rockoper, welche mindestens an drei verschiedenen Häusern aufgeführt werden wird. vielleicht fühlen sich die beiden Welten deshalb beide so unzertrennlich an. Diese Trennung soll jedoch unbedingt wieder hörbarer sein, was man sicherlich auch bei dem nächsten Output wieder spüren wird!

Leider macht ihr euch heuer als Band auf dem Livesektor ziemlich rar. Auf eurer Homepage gibt es derzeit keine Livedates.

Das stimmt, wir haben uns entschieden erst nach dem Output des zweiten Teils der „Ghost Xperiment“-Saga wieder ausgiebig zu touren. Ansonsten spielen wir mega viel live – ca. 80 live Shows im Jahr, dies allerdings an Theatern, jedoch wie gesagt vornehmlich VANDEN PLAS-Material. Ich würde mir wünschen, dass noch mehr unserer Fans sich so ein Event mal anschauen würden. Der besonders große Aha-Effekt wäre sicherlich zu sehen, dass in so einer Bühnenshow wie bei großen Rockevents hunderttausende Euro stecken – das sieht und hört man natürlich auch. „The Ghost Xperiment“ werden wir allerdings nicht als Musical inszenieren.

Ihr seid ob eurer Bühnenengagements viel unterwegs. Als Rheinland-Pfälzer wüsste ich gerne, ob ihr trotzdem noch eine große Verbundenheit zu eurer Heimat verspürt. Lebt ihr noch in der Pfalz oder hat es euch in aller Herren Länder verstreut?

Wir leben alle immer noch im Raum Kaiserslautern. Ich war in diesem Jahr allerdings zusammengerechnet höchstens drei Monate dort, ansonsten eben immer wieder in verschiedenen Produktionen in vielen Städten. Die Verbundenheit zu Kaiserslautern ist nach wie vor riesengroß – „Home is where the heart is…“

Was für ein schönes Schlusswort. Und das, obwohl der FCK derzeit nicht wirklich Grund zur Freude vermittelt. VANDEN PLAS mit „The Ghost Xperiment“ allerdings schon und so darf man jetzt bereits auf den zweiten Teil gespannt sein.

 

Alex Fähnrich

 

Bildnachweis: Pressebilder