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This Day in Metal: OBSESSION – SCARRED FOR LIFE

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Gegenstand unserer neuesten musikalischen Geschichtsstunde ist ein zeitloser, eingängiger Klassiker – das Debüt der US Power Metaller OBSESSION:

OBSESSION

Titel: SCARRED FOR LIFE

Label: ENIGMA

Spieldauer: 42:14 Minuten

VÖ: 13.03.1986

 

Heute vor 37 Jahren erschien das Debüt von Obsession mit dem Titel „Scarred For Life“. Nachdem die Amis aus New Haven, Connecticut 1982 mit „Shadows Of Steel“ auf der zweiten „Metal Massacre“- Compilation von Metal Blade ihren Einstand feierte, erschien im Folgejahr ein Demo mit gleich neun Songs, die auf den kommenden  beiden Langrillen teilweise verwertet wurden. Zunächst erschien im gleichen Jahr zunächst jedoch die „Marshall Law“- EP mit vier Songs auf Metal Blade Records.

Bevor nun das LP-Debüt veröffentlicht werden konnte, gab es im gleichen Jahr noch ein weiteres Demo mit drei Songs, von denen „Missing you“ und „Waitin´ for your call“ als Bonus auf der Wiederveröffentlichung des zweiten Albums „Methods Of Madness“ landete, die Metal Mayhem Music im Jahr 2000 veröffentlichten.

Im unveränderten Line-Up erschien dann 1986 „Scarred For Life“. Das Album bietet klassischen US Power Metal aus der zweiten Reihe, der alle Attribute enthält, für die das Genre steht: Kräftiger Gesang mit gelegentlichen Ausflügen in den höheren Oktavenbereich und satten screams, mächtige backing vocals, schneidende Gitarren, ausufernde Soli, ganz viele Melodien, eine kräftige Produktion und starke drums, die sich nicht in den Vordergrund drängeln.

Aushängeschild ist Sänger Mike Vescera, der bei vielen anderen Bands und Projekten erfolgreich war. So kennt man ihn von acts wie Loudness, Yngwie Malmsteen, Dr. Sin, Reign of Terror und noch vielen mehr und natürlich auch von seinen Solo-Projekten wie MVP oder Vescera (dessen 2017er LP „Beyond The Fight“ besonders empfehlenswert ist).

Erwähnenswert ist aber auch das Gitarrendoppel Bruce Vitale / Art Maco, die mit ihrer melodischen Art und Weise dafür sorgen, dass die Songs im Ohr bleiben. Das Songwriting ist stark und hätte deutlich mehr Aufmerksamkeit verdient.

Herausragend ist der Opener und Titeltrack mit seinem starken Refrain, den melodisch-harten Gitarren und dem gelungenen Solo. Ein weiterer Höhepunkt ist das schnelle und harte „Bang ´Em Till They Bleed“, das man schon dem Speed Metal- Genre zuordnen kann. „Take No Prisoners“ überzeugt mit seinen treibenden Gitarren, klasse Hooks und einem erneut starken Solo, ohne dass die Melodien vergessen werden. „Run Into The Night“ ist ein straighter Speed Metal- Song, der nach vorne abgeht und die Power-Ballade „Tomorrow Hides No Lies“ wirkt wie für Mike Vescera gemacht, da er dort all seine Emotionen gesanglich ausleben kann.

Ein Trumpf der Scheibe ist aber auch, dass man vom Midtempo-Stampfer über Speed Metal- Hymnen, straighte Rocker und Balladeskes ein breites Spektrum abdeckt und so für Abwechslung gesorgt ist. Was die Band von anderen US Metal- Bands unterscheidet, ist der stets unterschwellige Hair Metal- Einfluss, der nie die Kontrolle übernimmt, jedoch trotzdem präsent ist. Das verleiht der Platte eine gewissen Leichtigkeit, die dafür sorgt, dass die Songs eingängig sind (böse Zungen könnten das auch als „catchy“ bezeichnen, den Begriff finde ich hier jedoch zu negativ).

Das gelungene cover-artwork ist ein weiteres Highlight, das sowohl futuristisch als auch faszinierend ist. In der Zeichnung kann man sich ganz wunderbar verlieren und darin eintauchen.

Zu empfehlen ist hier die CD-Wiederveröffentlichung von Inner Wound Recordings aus dem Jahr 2017, das die beiden Bonustracks „Shadows Of Steel“ (vom „Metal Massacre II“- Sampler) und „Evil In Her Eyes“ (vom 1986er Demo) beinhaltet.

In meinen Augen schafft es die Platte, auf der einen Seite sehr klassisch zu klingen, gleichzeitig kommt sie aber frisch und unverbraucht rüber. Die Scheibe hat es verdient, nicht in Vergessenheit zu geraten, denn meist wird ja eher der ebenfalls starke Nachfolger „Methods Of Madness“ genannt. „Scarred For Life“ gehört jedoch genauso in die Sammlung eines jeden US Metal- Fans.

Hans-Jörg Dammann