You are currently viewing This Day in Metal: 40 Jahre KISS – „Creatures Of The Night“

This Day in Metal: 40 Jahre KISS – „Creatures Of The Night“

  • Beitrags-Autor:
  • Beitrags-Kategorie:

„This Day in Metal“ geht weiter und zwar mit einem echten Klassiker und dem wohl härtesten Album, das KISS je veröffentlicht haben.

KISS – CREATURES OF THE NIGHT

Label: CASABLANCA RECORDS

Spieldauer: 39:00 Minuten

VÖ: 13.Oktober 1982

Heute vor 40 Jahren erschien das zehnte KISS- Studioalbum „Creatures of the night“. Es war das letzte Album der Band vor ihrer Demaskierung, das letzte Werk für Casablanca Records, das eigentlich bereits 1980 an PolyGram verkauft wurde, dessen Name jedoch trotzdem auf der Platte steht und gilt als eines ihrer musikalisch gelungensten Alben in der langen Karriere der Band. Gitarrist Paul Stanley wollte schon auf diesem Album das Make-Up weglassen, da er der Meinung war, dass die Band keine Existenzberechtigung hätte, wenn sie es nicht auch ohne Maskierung schaffen würden, doch Gene Simmons war dagegen.

Gleichzeitig war es das vorerst letzte Album für längere Zeit, bei dem Gründungsmitglied und Gitarrist Ace Frehley auf Fotos abgebildet war. Sein Beitrag tendierte auf dem Album jedoch gen Null, nachdem er sich schon auf den Platten davor kaum beteiligt hatte. Nach eigener Aussage war er zunächst nicht mit der musikalischen Ausrichtung der Vorgänger einverstanden, dazu kamen Alkohol- und Drogenprobleme. Die Band selbst beanstandete die daraus entstandene Unzuverlässigkeit von Ace. Auf dem cover-artwork war er aus kommerziellen Gründen dennoch abgebildet.

Die Rhythmusgitarre und Soli übernahmen daher andere Musiker, u.a. sein direkter Nachfolger Vinnie Vincent. Es wirkten aber auch die Gitarristen Bob Kulick (Bruder des späteren Kiss- Gitarristen Bruce Kulick, 2020 verstorben), Robben Ford (Charles Ford Band, Yellowjackets) und Steve Farris (Eddie Money, Mr. Mister) mit.

Es waren aber noch weitere Gastmusiker an dem Album beteiligt. Da wäre zunächst Adam Mitchell zu nennen. Der schottische Songwriter und Komponist schrieb mit Paul Stanley drei der neun Songs gemeinsam und war auch an anderen Kiss- Alben beteiligt („Killers“, „Crazy nights, „Hot in the shade“). Weitere beteiligte Musiker waren Bryan Adams, Jim Vallance (kanadischer Songwriter, der viele Songs mit Bryan Adams schrieb) und Vinnie Vincent. Es gibt aus diesen Kollaborationen diverse Songs, die nicht auf diesem Album veröffentlicht wurden, z.B. die von Vincent geschriebenen „Betrayed“ und „Back on the streets“. Die Songs „It´s my life“ und „Legends never die“ landeten ein Jahr später auf dem Wendy O. Williams- Album „W.O.W.“. Das komplett von Eric Carr verfasste und eingespielte „Don´t leave me lonely“ wurde ebenfalls abgelehnt, Co-Autor Bryan Adams veröffentlichte es im selben Jahr auf seinem dritten Album „Cuts like a knife“ mit leicht abgeändertem Text.

Es ist zudem nicht ganz klar, inwiefern Gene Simmons wirklich alle Bass-Parts eingespielt hat, aufgrund seiner Trennung von Diana Ross, mit der er damals liiert war. Mindestens der Titeltrack wurde jedoch vom späteren Toto- Bassisten Mike Porcaro (2015 verstorben) aufgenommen. Jimmy Haslip (Blackjack) spielte den Bass beim Song „Danger“ ein.
Nach den discolastigen „Dynasty“ (1979) und „Unmasked“ (1980) und dem mit Prog- Anleihen versehenen Konzeptalbum „(Music from) The Elder“ (1981) bildete „Creatures of the night“ die Rückkehr zum ursprünglichen Hardrock. Es war das bis dato heavieste Album der Band und Paul Stanley nannte Kiss 1982 erstmals eine Heavy Metal- Band. Das lag zum einen an dem Drumstil von Eric Carr, der nichts mit Peter Criss´ Jazz-beeinflussten Art zu tun hatte sondern sich eher am klassischen Rock orientierte. Zum anderen war die Atmosphäre auf dem Werk deutlich düsterer und mystischer, was bereits das cover-artwork, einer Fotografie vom französischen Künstler Bernard Vidal, sehr gut herausstellt.

Highlights hat das Album einige zu bieten. Das geht bereits mit dem Opener und Titeltrack „Creatures of the night“ los, ein eingängiger Track an der Schwelle zum Heavy Metal. Der Song hat später das 1993 erschienene Live-Album „Alive III“ eröffnet, bei dem Sologitarrist Bruce Kulick das Solo etwas veränderte und den Song noch heavier gestaltete. Das von Gene Simmons intonierte „Rock and Roll hell“ hat eine große atmosphärische Dichte und ist sehr dunkel. „Danger“ überzeugt mit tollen Riffs, „I want it loud“ dürfte jeder im Rock-Universum kennen, „I still love you“ ist eine ergreifende Ballade und das abschließende „War machine“, wieder von Gene Simmons gesungen, hat sich zu Recht lange in der Live-Setlist der Band gehalten, bis heute. Der Song ist Heavy Metal pur und wieder sehr düster, langsam und beschwörend.

Das Album ist Neil Bogart gewidmet, der am 08.05.1982 im Alter von nur 39 Jahren an Krebs verstarb. Er gehörte gemeinsam mit Bill Aucoin, dem ersten Manager der Band von 1973 bis 1982, im Hintergrund der Band fest dazu. Er hatte das Label Casablanca Records gegründet, die die ersten Kiss- Alben veröffentlichten und war eine der wichtigsten Personen und Förderer des Quartetts, wenngleich sein Label eher mit Disco-Acts erfolgreich war.

In kommerzieller Hinsicht war das Album jedoch ein Flop. Es erreichte zwar den Gold-Status 1994, war aber in keinem Land in den Top 10.

Zur Feier des 40-jährigen Jubiläums von „Creatures of the night“ wird es eine Neuauflage geben. Diese erscheint als 5CD + BR Audio Super Deluxe, 2CD Deluxe Edition, 1 LP Half-Speed Master 180g sowie als 1 CD Remaster. Das Boxset beinhaltet u.a. ein 80-seitiges Hardcover-Buch, ein T-Shirt, diverse Poster, ein Press Kit sowie weitere Memorabilia. Es erscheint am 18.11.2022.

Hans-Jörg Dammann