Aus Dortmund kommen SYMBIONTIC, die am 05. Mai 2023 ihren zweiten Langspieler “The Sun and the Darkness” veröffentlichten. Gegründet wurde die Death Metal Kapelle schon vor 24 Jahren im Jahr 2000, veröffentlichte da auch neben zwei Demos (“Promo 2001” und “BioConstruct”) einen Langspieler mit dem Namen “Vaya” (2005). Leider kam bis 2011 nichts mehr und es folgte eine lange Pause bis 2021 und danach kam der zweite Langspieler, über den wir heute mit den NRW-Deathern, genauer gesagt mit Drummer Hartmut, sprechen.
Hallo Hartmut! Schön, dass es mit einem Interview geklappt hat, auch wenn die VÖ von “The Sun and the Darkness” schon sechs Monate her ist, aber die Zeit macht euren zweiten Output ja nicht ungeiler – im Gegenteil. Bevor wir zur Platte kommen würde ich gerne wissen, wie es dir und der Band geht und wie ihr die Feiertage verbracht habt.
Hallo Tobi! Danke für Deine Worte und Dein Interesse an uns als Band und unserer Musik. Die Feiertage haben wir alle unterschiedlich verbracht, aber zum Großteil im Kreis der Familie. Während die anderen noch in der Vorweihnachtszeit probten, um auch unseren neuen Bassisten, Daniel Woyke, für die bevorstehenden Konzerte vorzubereiten, hatte ich mit einer hartnäckigen Erkältung zu kämpfen – kein Covid. Ab Montag geht’s dann wieder zu fünft weiter.
Warum gab es den langen Split von 2011 bis 2021 und was war der Ausschlag für eure Reunion?
Seit dem Ausstieg von Torsten Horstmann 2006 hatte die Band diverse Besetzungswechsel, was zwar auch neues Potenzial mitbrachte, aber eben auch Schwierigkeiten mit der Identifikation. So kam es 2011 zu einer musikalischen Neuorientierung, mit der beispielsweise ich mich nicht mehr identifizieren konnte. SYMBIONTIC war es aber auch nicht mehr, weswegen die verbliebenen Musiker unter dem Namen “Hurakan” weitermachten.
2021 meldete sich Marcel per Videobotschaft bei Volker, um ihm seine Idee zu präsentieren, altes Material neu aufnehmen zu wollen und dass er Volker gerne als Sänger dabei hätte. Parallel veröffentlichte Marcel altes Videomaterial auf sozialen Medien, die ich sah und mich an gute alte Zeiten zurückerinnerte. Als ich von Marcels Idee hörte, bot ich mich an, die Drumspuren beizusteuern und so waren wir zumindest für die Aufnahmen drei von fünf der damaligen Besetzung. Ende Oktober 2021 waren die Aufnahmen abgeschlossen.
Hat sich euer Line-up in der langen Zeit verändert und möchtest du deine Bandkollegen und dich unseren Lesern vorstellen?
Wie schon erwähnt, gab es bereits vor dem Split diverse Umbesetzungen bei SYMBIONTIC. Für die aktuelle Phase haben sich erst Marcel und Volker kurzgeschlossen, dann kam ich hinzu und nach den abgeschlossenen Aufnahmen haben wir auch Matthias Späth zurück ins Boot holen können. Im Sommer 2022 fassten wir den Entschluss auch wieder auf die Bühne gehen zu wollen und so suchten wir nach einem zweiten Gitarristen. Seit Oktober 2022 haben wir mit Florian Oesterling (siehe auch Utter Silence) unseren zweiten Gitarristen gefunden. Leider hat sich Matthias im Dezember 2023 dazu entschlossen, der Band den Rücken zu kehren, aber Ersatz war schon Stunden später gefunden. Daniel Woyke, der auch schon von 2008 bis 2011, also in der letzten Besetzung vor dem Split, mitwirkte, stand direkt parat und bereitet sich gerade auf seinen Einstand am 20. Januar 2024 in der “Trompete” in Bochum vor.
Zu unseren damaligen Mitstreitern zählen außerdem: Volker Körner (siehe auch The Idiots), Torsten Horstmann (siehe auch Sulphur Aeon), Jens Dürholt (siehe auch Orphalis) und ein paar andere.
Nehmen wir für diese Frage an, die Platte wäre noch nicht draußen: Welche Musik macht ihr anno 2023? Hat sich euer Stil verändert oder macht ihr noch immer den Death Metal, den eure Fans und Hörer aus 2005 kennen?
Unser Stil war damals geprägt von amerikanischer Finesse und skandinavischen Melodien (Gothenburg-Metal – Melodic Death Metal); die Symbiose dieser beiden Stilelemente, aber auch die Kombination von im Kopf konstruierter und im Herzen gefühlter Kompositionen. Dadurch, dass wir auf “The Sun And The Darkness” auch vier alte Tracks vom “Promo 2001” wieder aufgegriffen haben und fünf weitere Songs aufgenommen wurden, die zum Teil auch neueren Ideen entstammen, kann man möglicherweise eine Entwicklung erkennen.
Nichtsdestotrotz wollen wir unserem damaligen Stil treu bleiben; ebenso lyrisch mit zum Teil Dualismen, wie von damals “Chainsaw Smile”, “Shotgun Surgery” zum aktuellen Titel der Platte und Titeltrack “The Sun And The Darkness”.
Ihr habt euch 2021 wieder zusammengetan, mitten in der Corona-Krise, wo keine Proben etc. möglich waren. Wie liefen denn eure ersten Gehversuche und vor allem wie habt ihr das organisatorisch gelöst?
Während Marcel alle Spuren der Saiteninstrumente bei sich zu Hause in den Revel In Void Studios aufnahm, war ich mit meinem langjährigen Freund und Sound Engineer Robin Mussmann (siehe auch Luna Tonstudio) mit den Aufnahmen der Drums zugange. Marcel und Volker haben sich dann bei einem gemeinsamen Freund Peter für die Gesangsaufnahmen zusammengetan. Das Endprodukt haben wir uns dann zunächst zu dritt bei Peter angehört. Das erste Aufeinandertreffen mit Matthias war dann am 01. Mai 2022 bei der gemeinsamen Fotosession für das Album. Gemeinsame Proben folgten noch im Mai und Juni, bis wir uns dazu entschlossen ab Oktober 2022 wieder regelmäßig an den Start zu gehen. Zu dem Zeitpunkt gab es keine coronabedingten Einschränkungen mehr.
Wie kam denn der Kontakt zu Apostasy Records zustande und was ging bei euch ab, als die Zustimmung kam?
Tomasz von Apostasy kenne ich noch aus ICQ*-Zeiten, ca. 2002. Damals alberten wir viel herum, tauschten uns aber auch viel über Musik aus. In den Jahren danach hatten wir weniger Kontakt, freuten uns aber immer, wenn wir uns zufällig bei Konzerten oder Festivals über den Weg liefen. Als das musikalische Produkt fertig war, habe ich Tomasz die Songs zukommen lassen und er fand das Material stark, nicht aber den Sound. Er sagte mir, wenn wir SYMBIONTIC wieder aufleben lassen wollen, dann soll es auch geil werden. So kam es, dass wir das Mixing und Mastering aus der Hand gaben und nach wie vor sehr froh sind, dass dieser Weg mit Tomasz‘ Unterstützung beschritten wurde. Durch den jetzigen Deal ist es ein wenig wie früher – viel Rumalbern und eben noch “Geschäftliches” besprechen. Mittlerweile gibt es auch Shirts mit Album Motiv zu kaufen.
“The Sun And The Darkness” durfte ich auf schwarzem Vinyl hören und bin sehr angetan von der Aufmachung des Gatefolds und das edle Schwarz der Vinyl passt auch zu eure brachialen und düsteren Mucke. Welche Formate gibt es denn noch und was favorisiert ihr? Physische Tonträger oder Streaming?
Das Artwork zu “The Sun And The Darkness” als auch die erste Videosingle ´Embrace The Infinite´ verdanken wir Simon Bossert Von Bossert Art. Glücklicherweise ist gerade auch die Metalszene nach wie vor sehr an Haptik und Gesamtpaketen interessiert, weswegen sich auch Vinyl wieder lohnt. Neben dem Vinyl ist das Album noch auf CD und den bekannten Streaming-Portalen verfügbar.
Apropos Album, kann man eure früheren Werke kaufen oder ist vielleicht eine Neuauflage von “Vaya” geplant?
Dank der guten Kooperation unserer damaligen Labels konnten wir auch alte Veröffentlichungen digital bereitstellen. Eine physische Neuauflage der Alben ist nicht geplant. Exemplare der “Vaya” und der kanadischen digital remasterten Auflage von “BioConstruct” sind allerdings noch zu kaufen.
Wie war die gemeinsame Arbeit an “The Sun And The Darkness”? Wer hat die Songs geschrieben? Brachten alle aus der Band Themen ein, über die gesungen wurde und woher kam die Inspiration?
Kompositorisch kam alles aus Marcels Hand. Ich habe den Drumspuren ein wenig meinen Touch mitgegeben und die Lyrics gehen komplett auf Volkers Kappe. Weswegen auch Volker gleich übernimmt, um Dir etwas zu den Songs zu schreiben.
Volker: Hui! Ein Bereich nur für mich? Na, dann legen wir mal los. Die Inspirationen zu den Texten ergeben sich meist spontan. Mal ist es ein Traum, der mich umtreibt, ein Buch, ein Film, oder einfach nur eine fixe Idee zu Themen, die mich bewegen. So ist es auch diesmal ein dunkelbunter Blumenstrauß verschiedener Quellen geworden.
Ich habe hier alle neun Tracks aufgelistet und vielleicht hast du ja zu jedem einen kleinen Satz um was es denn in lyrischer Hinsicht geht:
´Predator´ – Wir eröffnen ganz klassisch mit dem Phantom in den Schatten. Eine Verneigung vor Judas Priest’s ´Night Crawler´.
´Nightmare Alley 5´ – Weiter geht es mit bösen Träumen. Was, wenn du nicht aufwachen kannst und der Albtraum ewig zu währen scheint?
´The Last Mile´ – Wir alle gehen irgendwann den finalen Weg. Welche Gedanken plagen uns dabei? Was erwartet uns nach dem letzten Schritt?
´Embrace The Infinite´ – Wenn die Depressionen ihre Bleifinger über mein Herz legen und ordentlich zudrücken, höre ich diesen Song. Dafür habe ich den Text geschrieben.
´The Fool´ – Nur ein Narr kann nicht ohne ein persönliches Feindbild sein. Wir leben in einer Zeit, in der Hass und Gewalt höher geschätzt werden als Worte und Kompromisse.
´Leech´ – Süchte sprechen eine zuckersüße Sprache. Ich höre sie leider schon immer sehr, sehr deutlich.
´Seven´ – Eine Art Märchen ohne Happy End. Und ohne Moral von der Geschicht‘.
´Boneyard Bolero´ – Nicht alles ist schlecht und negativ. Die Toten haben die Nase voll vom Herumliegen und feiern eine krasse Party.
´The Sun And The Darkness´ – Sie ist die Sonne, der Tag. Er ist die Dunkelheit und die Nacht. Sie lieben sich, doch verschlingen sich gegenseitig. So können sie nur für den winzigen Augenblick des Morgens und des Abends die Hand des anderen spüren.
Ab hier ist wieder Hartmut am “Steuer” (Anmerkungs des Autors)
Hast du denn einen Lieblingstrack auf der Scheibe?
Mein persönlicher Liebling ist The Sun And The Darkness´. Auch die frühere Version namens ´Concrete Sky´ gefiel mir sehr, aber auch die wenigen veränderten Arrangements und Volkers neuen Lyrics und wie sie akzentuiert sind, ist ein Wohlgenuss für meine Ohren.
Wie ist es bei deinen Bandkollegen? Gibt es bei ihnen Faves aus der Tracklist?
Volker: ´Embrace The Infinite´
Marcel: ´Leech´
Florian: ´Nightmare Alley 5´
Daniel: ´Embrace The Infinite´
Wie geil war es für euch, endlich wieder auf der Bühne zu stehen und wie haben die Leute davor eure neue Platte aufgenommen?
Bis zum Zeitpunkt des Gigs gab es nicht viele öffentliche Reaktionen. Im Bekanntenkreis war es etwas polarisierend. Möglicherweise hatten Freunde früherer Stunden andere Erwartungen. Wir jedenfalls sind mit dem Gesamtwerk sehr zufrieden. Der erste Gig nach dem Split war auch gefühlt wie der erste Gig – mit Luft nach oben. Es gab technische Probleme und trotz unserer Erfahrungen kann zumindest ich eine Grundnervosität nicht von der Hand weisen.
Gibt es denn schon Live Termine für 2024 und das vielleicht auch im Südwesten der Nation? Ich mag Dortmund ja sehr, als langjähriger BVB-Fan und Vereinsmitglied, aber ein Gig in der Nähe von Mannheim wäre schon geil.
Tatsächlich haben wir schon vier bestätigte Shows für 2024, allerdings alle in NRW.
20.01.2024 – Trompete Bochum mit NIGHT IN GALES (CD-Release-Show) und Orphalis
10. Februar 2024 – Underground Wuppertal mit NIGHT IN GALES und CRYPTS
17. Februar 2024 – Altstadtschmiede Recklinghausen mit SOUL GRINDER, SUFFOCATE BASTARD und UTTER SILENCE
06. April 2024 – Valhalla Köln; tba
Meine letzte Frage an dich, bevor du das Schlusswort hast: Habt ihr schon Pläne für einen dritten Langspieler in der Tasche?
Marcel ist wie eine nicht versiegende Kompositionsquelle. Trotz seiner ganzen Projekte und bereits erfolgten Veröffentlichungen schreibt er weiterhin fleißig Songs und obendrein gibt es auch aus damaliger Zeit noch unveröffentlichte Tracks, die unter anderem in der Endauswahl für das nächste Album gelistet sind. Ihr dürft gespannt sein!
So, die letzten Worte gehören dir!
Vielen Dank für Deine Fragen und Dein Interesse an unserer Band SYMBIONTIC. Wir danken allen alten und auch neuen Fans und Wegbegleitern und freuen uns Euch auf einer oder allen bevorstehenden Shows zu sehen, mich Euch zu sprechen und Musik generell abzufeiern, was über Youtube und andere Portale in der Form nicht möglich ist.
*ICQ ist ein Messenger für den PC und war damals eine Art Whatsapp!
Interview: Tobi Stahl
Photocredits: SYMBIONTIC Facebook