SURGICAL STRIKE haben mit „Part Of A Sick World“ ein Thrash-Album hingelegt, das sich auch international hinter niemand verstecken muss. Das ist in deutschen Landen wirklich nicht alltäglich, also wollte ich diesem Phänomen unbedingt auf den Grund gehen. Ich bin mit Sänger Jens Albert schon seit Längerem bei Facebook befreundet, dort nennt er sich allerdings Matthias Reimann. Dazu kommen ein paar Spitznamen, also gilt es zunächst die Identitätsfrage zu klären…
Hey Jens…oder Matthias…oder Stöpsel…oder doch lieber Korken…lass uns bitte als Erstes deine Identität klären, damit wir alle wissen, mit wem wir es zu tun haben…
Du darfst mich Stöpsel nennen, so nennen mich alle meinen guten Kumpels.
Okay Stöpsel, nachdem nun gesichert ist, dass du keine multiple Persönlichkeit bist, würde ich gerne auf euer aktuelles Album „Part Of A Sick World“ zu sprechen kommen: Was zur Hölle hat euch denn geritten, ein solches Brett rauszuhauen?!
Danke für die Blumen. Es freut uns, das zu hören. Wir sind alle stolz auf das Ergebnis und für mich persönlich ist es das erste Album, auf welchem ich die Möglichkeit hatte, meinen Gesang zu verewigen.
Ihr habt euch personell nach eurer EP „Five To Twelve“ nochmals verändert. Wie kam es dazu und was hat das mit der Band gemacht?
Das ist richtig. Von der EP sind nur ich und unser Gitarrist Marcelo übriggeblieben. Leider kam es bis zum Release unseres Albums zu mehreren Line-Up-Wechseln. Aber glücklicherweise kam im Mai 2017 Frank Ruhnke mit an Bord und konnte sich so auch noch mit in das Songwriting einbringen, was sich positiv auf unser Songwriting auswirkte.
Mir hat die EP ja auch schon gut gefallen, aber SURGICAL STRIKE hat, sicher auch durch die neuen Leute, einen riesigen Schritt nach vorne gemacht. Moritz Menke ist ein Tier an den Drums und Frank harmoniert perfekt mit Marcelo. Nicht nur die fetten Riffs, sondern vor allem auch die super geilen Harmony Leads werten „POASW“ enorm auf und hieven das Album auf höchstes internationales Thrash-Niveau. Wie siehst du das?
Das liegt natürlich zu aller erst im Auge des Betrachters, aber du bist nicht der Erste, der das sagt, was uns sehr schmeichelt. Für uns sind Melodien und vor allem einprägsame Leads sehr wichtig, da diese einen gewissen Wiedererkennungswert in unserer Musik darstellen. Zudem hören wir alle auch gern traditionellen Metal.
Was ich wirklich bemerkenswert finde, ist dass es euch gelingt eine sehr stabile Brücke zwischen Tradition und Moderne zu schlagen. Ich höre einerseits Bay Area- und Altessen-Einflüsse, andererseits aber auch Neo Thrash-Anleihen. Zufall oder Absicht?
Beides. Uns ist es schon wichtig zeitgemäß zu klingen und da werden vielleicht auch die ein oder anderen modernen Einflüsse verarbeitet. Haupteinfluss sind aber ganz klar Bands aus der Bay Area.
Wer sind eure musikalischen Vorbilder und mit wem davon würdet ihre gerne mal die Bühne teilen?
Haupteinflüsse von uns sind ganz klar Exodus, Heathen oder Testament. Für uns würde ein Traum in Erfüllung gehen, eine der Bands mal auf Tour zu supporten.
Du klingst auf dem Album so dermaßen angepisst. Eine gewisse Wut über Gott und die Welt, vor allem die Politik, scheint dabei auf jeden Fall auch eine Rolle zu spielen. Ist es dir wichtig, die Missstände in unserer Gesellschaft anzuprangern? Ist das eine Art Ventil oder denkst du, du kannst damit vielleicht sogar etwas verändern?
Natürlich werde ich damit nichts verändern können, aber vielleicht macht sich ja der ein oder andere Gedanken, wenn er unsere Lyrics liest. Erstmal ist es aber für mich persönlich ein Ventil, meine Wut rauszulassen. Wir sind eine Thrash-Metal-Band und die Lyrics sollten der Intensität der Musik in nichts nachstehen.
Welche Songs bzw. Songtexte sind dir besonders wichtig? Ich finde ‚Politicians‘ absolut treffend, aber gerade heute, wo der schreckliche Amoklauf von Hanau die Medien bestimmt, ist vor allem ‚Conspiracy‘ fast schon beängstigend aktuell…
Es ist immer wieder absolut erschreckend wie im Nachhinein Texte oder auch Textpassagen zutreffen, leider! Wir sind alle Teil einer kranken Welt, ob wir es wollen, oder nicht
Lass uns ein wenig Licht in die Vergangenheit von SURGICAL STRIKE bringen: Du bist das einzig verbliebene Gründungsmitglied von 1993. Ihr habt damals zwei Demos eingespielt und euch dann wieder aufgelöst. Wie kam es dazu?
Leider hatte der Rest der Band zum damaligen Zeitpunkt nicht das Durchhaltevermögen und hat somit zu früh das Handtuch geworfen, was mich damals sehr geärgert hat. Dazu kamen auch musikalische Differenzen, denn ich hatte keine Lust wie die nächste Pantera-Kopie zu klingen.
Was hat dich dazu bewogen, der Band fast 20 Jahre später wieder Leben einzuhauchen?
Eigentlich war das eher Zufall. Mein Freund Marcelo, der unsere alten Demos sehr cool fand, hatte aus einer Bierlaune heraus, die Idee ein Projekt mit mir zu starten, da wir das eh schon längst mal angehen wollten. Da wir aber keinen passenden Bandnamen fanden, entschlossen wir uns kurzerhand, einfach unter den Namen SURGICAL STRIKE weiterzumachen, da es auch musikalisch zu unseren Wurzeln passte.
Inwieweit hat sich die Metal-Szene aus deiner Sicht seither verändert?
Ich würde sagen, dass der Trend schon „back to the roots“ geht. Musste man in den Neunzigern traditionelle Bands mit der Lupe suchen, sprießen heute gute Newcomer wie Pilze aus dem Boden.
Ich bin ja überzeugter Unterstützer der Undergroundszene. Euere EP erschien noch in Eigenregie, nun habt ihr mit Metalville ein Label und mit Rough Trade einen Vertrieb hinter euch. Was erwartet ihr euch davon und warum ist auch die neue CD trotzdem wieder beim Metalcommander Joachim Schlums erhältlich?
Joachim hat uns von Anfang an unterstützt und für uns ist es da Ehrensache, nicht einfach die Wurzeln zu kappen. Zudem fühlen wir uns nach wie vor mit dem Underground verbunden, was aber nicht bedeutet, dass wir uns nicht weiterentwickeln wollen. Ganz klar ist hier einfach, dass man mit einem guten Label mehr Möglichkeiten besitzt, besonders in Bezug auf Konzerte und auf die Vermarktung einer Band. Zudem ist unser Ziel, so viele Shows zu spielen, wie nur irgendwie möglich und den Nachfolger von „Part Of A Sick World“ nachzulegen.
Bei der Energie, die ihr schon aus der Konserve entfesselt, seid ihr live bestimmt der Burner. Wie sieht eine SURGICAL STRIKE-Show aus und wann gibt es Gelegenheiten euch mal auf der Bühne zu erleben?
Dieses Jahr wird es dafür viele Möglichkeiten geben. Wir sind auf mehreren großen Festivals bestätigt, wie z.B. dem Wacken Open Air, dem Dong Open Air oder dem Metal Frenzy. Natürlich fehlen auch keine Clubshows. Wir hoffen, dass wir auch zeitnah mal im Süden von Deutschland einen Stopp einlegen.
Welche Schandtaten sind in Zukunft von euch zu erwarten?
Wie bereits gesagt, arbeiten wir schon fleißig am Nachfolger, was dieses Mal aber keine vier Jahre dauern wird.
Famous last words…
Kauft unser Album und kommt zu unseren Shows. See you in the pit, thrash it up!
Alex Fähnrich