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SUBSIGNAL – Mit “A Poetry Of Rain” durch farbige Landschaften reisen!

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Heute haben wir ein Interview mit SUBSIGNAL für euch, deren neues Album “A Poetry Of Rain” ab dem 22. September im Handel sein wird. Ich durfte meine Fragen dem Gitarristen Markus Steffen stellen und freue mich, euch seine Antworten zum sechsten Studiowerk, das am 22. September 2023 auf Vinyl, CD und als digitale Variante veröffentlicht wird, präsentieren zu dürfen.

Hi Markus!

Hallo Tobias!

Fünf Jahre, fünf lange, sehr lange Jahre für eure Fans, gingen ins Land, seit ihr euer letztes Album “La Muerta” veröffentlicht habt. Bevor wir richtig ins Interview einsteigen, möchte ich dich fragen, wie es euch geht, denn in diesen fünf Jahren sind Dinge passiert, die sehr großen Einfluss auf uns alle hatten und zum Teil auch noch haben.

Uns geht es derzeit gut – wir sind natürlich aufgeregt, weil das neue Album ja bald veröffentlicht werden soll. Aber auch an uns sind die letzten Jahre nicht spurlos vorübergezogen. Wir hatten als Band, wie auch alle anderen Künstler, finanzielle Einbußen hinnehmen müssen, Konzerte wurden abgesagt etc. Aber insgesamt muss man sagen, dass wir gut durchgekommen sind und wir einfach weitergemacht haben, immer in der Hoffnung, dass es irgendwann wieder besser wird.

Manche Bands sind während dieser Zeit auch auseinandergefallen oder hatten Besetzungswechsel. Auch ihr wurdet nicht verschont, euer langjähriger Bassist Ralf Schwager schied aus der Band. Wie wurde der sicherlich große Verlust kompensiert und wer hat seinen Platz übernommen?

Das mit Ralf war natürlich sehr schade, weil er von Anfang an dabei war, man sich immer auf ihn verlassen konnte und er auch ein toller Typ ist. Aber er musste aus persönlichen Gründen die Reißleine ziehen. Aber für mich gehört er immer noch zu uns. Martijn Horsten, ein alter Freund von Arno und wie er aus Holland, hat jetzt den Bass übernommen. Aber er ist ja auch kein Unbekannter – er hat schon den ersten Teil der La Muerta-Tour 2018 übernommen, weil Ralf damals nicht konnte. Er ist auch ein klasse Typ und ein brillanter Musiker. Und letzteres hört man auch auf APOR.

Kommen wir zu “A Poetry Of Rain”, das mit zehn Songs auf CD und digital veröffentlicht wird und als Vinyl Version in verschiedenen Farben. Was dürfen eure Fans und Freunde eurer Musik erwarten, wenn sie APOR einlegen, besonders im Vergleich zu “La Muerta”?

Einerseits ist das neue Album schon ein Kontrapunkt zu “La Muerta”. Es ist insgesamt sicherlich etwas ruhiger, nachdenklicher geworden und erfordert anfangs vielleicht ein wenig mehr Aufmerksamkeit. Aber ich denke schon, dass unsere typischen Trademarks zu hören sind: Melodien, schöne Gesangsarrangements, dynamisches Drumming, ausgefeilte Keyboards etc. Ich sage es oft: Jedes neue Album ist immer im Grunde der unbewusste Versuch einer Abgrenzung zum Vorgänger – und dies ganz einfach deshalb, weil ich nicht auf jedem Album gleich klingen möchte. Aber wie gesagt: wir können und wollen auch nicht leugnen, wer wir sind.

In welche musikalische Richtung geht die Platte, wo liegen die lyrischen Schwerpunkte und wo in eurer Diskographie würdet ihr sie selbst einordnen?

Die neuen Songs sind sicherlich einen Ticken “progressiver”, sind im Aufbau vielleicht etwas vertrackter. Arno meinte kürzlich, dass er einen Vibe von “Beautiful & Monstrous”, unserem ersten Album, verspürt. Dem kann ich nur zustimmen. Dazu trägt sicher auch die sehr transparente und detailverliebte Produktion bei. Was die Texte angeht: es ist kein Konzeptalbum, es wird keine durchgängige Geschichte erzählt. Jeder Song steht für sich und handelt von einem anderen Thema. Das sind einerseits persönliche Texte, andererseits aber auch Themen, mit den wird tagtäglich konfrontiert werden.

Ist der Name des Albums Programm, indem Traurigkeit mitschwingt? Ihr selbst sprecht auch von einer “Kultivierung der Traurigkeit”.

Also von der “Kultivierung der Traurigkeit” habe ich sicher so nicht gesprochen. Das sind halt schöne Sentenzen aus Promotexten. Ich habe einmal im Zusammenhang mit dem Song ´Melencolia One´ von der Kultivierung der Schwermut in der Zeit der Renaissance gesprochen, in der auch zahlreiche Abhandlungen zu diesem Thema erschienen sind. Dabei ging es vor allem darum, die Schwermut – nicht die Depression!; das ist etwas anderes – als Impetus für künstlerisches Schaffen zu betrachten. Dem stimme ich nicht unbedingt und ausschließlich zu. Und ich sehe “A Poetry of Rain” auch nicht als ein trauriges Album. Regen ist für mich kein Sinnbild für Traurigkeit. Regen ist auch Lebensspender. Und im Vergleich zu einigen Steven Wilson-Alben klingt unser neues Album schon fast heiter *lächelt* Aber sicherlich habe ich auch kein Interesse daran, gerade in diesen Zeiten ein Partyalbum zu schreiben. Das können andere bestimmt besser. Ich hoffe, dass unsere Musik wie das Betrachten eines komplexen Gemäldes klingt – eine Reise durch unterschiedlich farbige Landschaften und Tönungen. Ich sehe das Album keineswegs als einen negativ aufgeladenen Trauerkloß.

Wie viel Einfluss hat die Pandemie auf die Wartezeit und auf die Texte genommen?

Im Grunde hatte Corona keinen bewussten oder unmittelbaren Einfluss auf die Texte. Denke ich jedenfalls. Aber sicherlich dringen die ganzen schlimmen Dinge, mit denen wir jeden Tag konfrontiert werden, sei es die Pandemie, der Krieg, der Klimawandel oder allgemein der zunehmend verrohende Zustand unserer Gesellschaft, auf einer unbewussten Ebene mit in die Texte ein. Viele der Texte waren übrigens auch schon vor der Pandemie, zumindest in Form von Skizzen in Arbeit.

Apropos Texte: Ihr lasst euch gerne von antiken Sagen und Mythen inspirieren, so ist ´The Art of Giving In´ inspiriert vom Ikarus Mythos aus der griechischen Mythologie. Mich – und sicherlich auch eure Fans – würde interessieren, ob noch weitere Lieder ihre Wurzeln in diversen Sagen haben.

Auf dem neuen Album konkret nicht, aber ich interessiere mich seit jeher für die antike Mythologie und die Götterwelt der Alten, ganz einfach deshalb, weil die ganze Riege der antiken Göttern wunderbare Abbildungen der menschlichen Seelenlandschaft sind. Du hast Ikarus angesprochen: Welches Bild eignete sich besser, um die menschliche Hybris und den Hochmut von uns Menschen zu beschreiben? Ich denke, wir haben uns nie näher an der Sonne befunden als heutzutage. Aber ich möchte in den Texten nicht als Schulmeister auftreten – ich bin mir bewusst, dass ich ein Teil des Problems bin.

Gerade als ich dieses Interview schreibe, läuft auch “A Poetry Of Rain” im Hintergrund. Es ist ein Tag im August – kurz vor meinem persönlichen Ehrentag. Draußen ist es kühl, herbstlich und grau. Der Wind weht die ersten Blätter vom Baum und statt Vorfreude auf den anstehenden Ehrentag herrscht ein bisschen herbstliche Stimmung. Ähnlich lautet der Einführungstext zum Album, den ich erhalten habe. Ist das die Stimmung, in der man sein muss, wenn man ein typisches SUBSIGNAL Album komponiert?

Wie gesagt: ich empfinde das Album gar nicht als zu herbstlich, aber ich denke, ich weiß, was du meinst. Nein, ich kann auch in fröhlicher Stimmung einen Song in Moll schreiben. *lächelt* Meine seelische Grundstimmung ist sicherlich eher melancholisch, dessen bin ich mir bewusst und das war schon immer so. Deshalb bin ich aber kein trauriger Mensch. Aber diese Grundstimmung in mir, das ist es, was in die Songs fließt, das bin ich. Und ich denke, das soll auch so sein, denn sonst wäre die Musik nicht ehrlich.

Viele Musiker beantworten die folgende Frage oft damit: “Das ganze Album ist mein Favorit!”. Trotzdem möchte ich diese Frage auch dir stellen. Welcher Song – oder vielleicht auch welche Songs – ist dein Favorit, mit dem du dich am meisten identifizieren kannst?

Wenn ich einen Song wählen müsste, dann ´Marigold´. Oft kommen Songs einfach, als würden sie irgendwo in der Luft schweben und man muss nur zugreifen. Andere Songs brauchen oft sehr lange, bis sie fertig sind. ´Marigold´ gehört zur ersten Kategorie. Er ist eigentlich aus einer kleinen Übung für Gitarre entstanden, die ich vor ein paar Jahren für ein Lehrbuch komponiert hatte. Das nur als Etüde stehen zu lassen, schien mir zu schade. Und so habe ich da einfach weitergeschrieben. Ein paar Tage später war der Song fertig. Ich denke, er hat einen schönen Fluss und hat genau die richtige Mitte zwischen zu wenig und zu viel.

Kommen wir zu weniger traurigen Dingen. Ihr werdet auf Tour gehen und eure Fans freuen schon darauf. Wann startet die Tour und wie sehr habt ihr Bock, endlich wieder live auf der Bühne zu stehen?

Ja, wir starten im Oktober in München. Endlich! muss man sagen, weil unser letztes Konzert vor vier Jahren in Atlanta stattfand. Wir freuen uns sehr, dass es endlich wieder losgeht, aber man ist natürlich auch aufgeregt. In den letzten Jahren hat sich etwas verändert, das spürt wahrscheinlich jeder. Und ich bin sehr gespannt, wie sich die Jahre auf unser Spiel und auch unser Publikum ausgewirkt haben.

Was glaubst du, wie wird das Gefühl sein, nach so langer Zeit mit neuem Album am Start vor vertrauten und neuen Gesichtern aufzutreten, die sich nichts sehnlicher wünschen, eure Poesie live hören zu dürfen?

Wie gesagt: erstmal vielleicht freudige Aufregung, dann hoffentlich Erlösung und vielleicht auch ein Hauch Bestätigung, dass wir nicht aufgegeben haben, dass wir noch dabei sein können.

Seid ihr schon fleißig am Proben und ist euer neuer Mann am Bass schon nervös ob der bevorstehenden Live-Feuertaufe?

Ja, wir sind schon am Vorbereiten. Wir haben auch eine interessante Setlist zusammengestellt, eine hoffentlich interessante Mischung aus Altem und Neuem. Nein, Martijn ist Holländer, die werden nicht nervös. 2018 war es schon großartig mit ihm, weil er auch so eine positive Energie ausstrahlt.

Am Ende des Interviews möchte ich dich fragen, ob du euren Fans, unseren Lesern noch etwas mitgeben möchtest bis zur Veröffentlichung von “A Poetry Of Rain”, beziehungsweise zum Tourstart.

Im Grund möchte ich mich einfach bedanken, dass so viele zu uns gehalten haben. Wir waren ja durchaus eine lange Zeit von der Bildfläche verschwunden. Letzten Freitag wurde ja die erste Single aus dem neuen Album veröffentlicht: ´Sliver (The Sheltered Garden)´. Und das Feedback war enorm und unglaublich positiv. Das sind alles Dinge, die für uns nicht selbstverständlich sind. Und jetzt hoffe ich nur noch, dass viele Leute zu den Konzerten kommen.

Ich bedanke mich herzlich für deine Zeit, die interessanten Einblicke ins Bandgeschehen und die Entstehung von “A Poetry Of Rain” und wünsche euch viel Erfolg für euren sechsten Studiodreher.

Vielen Dank für das schöne Interview und die interessanten Fragen, Tobias!

Interview: Tobi Stahl
Photocredit: SUBSIGNAL GBR