Mit gerade einmal 16 Jahren steht Leo Davadi Sundli mit seiner Band STORM kurz davor, mit seinem Debütalbum “Join the Storm” die Musikwelt aufzumischen. Der junge Norweger verbindet Pop Punk, Metalcore, EDM, Rap und Balladen zu einem energiegeladenen, modernen Mix, der weit über Genregrenzen hinausgeht. Im Gespräch mit OBLIVEON erzählt er über seine Anfänge, seine Inspirationsquellen, das Chaos im Sound – und warum er sich auf keinen Fall in eine Schublade stecken lassen will.
Der Tag ist fast gekommen, an dem “Join the Storm” offiziell das Licht der Welt erblickt. Was geht dir gerade durch den Kopf? Bist du komplett auf Adrenalin oder versuchst du, es zumindest mit etwas Ruhe anzugehen?
Leo: Ehrlich gesagt, es ist eine Mischung aus beidem. Ich bin super aufgeregt, aber gleichzeitig versuche ich, auf dem Boden zu bleiben. Das ist mein Debütalbum und ich habe jahrelang daran gearbeitet, also ist natürlich Adrenalin im Spiel. Aber ich will mich nicht schon vorher ausbrennen, bevor es überhaupt draußen ist, haha!
Mit 16 sind viele entweder in der Schule, treiben Sport oder hängen mit Freunden ab – und nicht wenige verbringen Stunden vor der Konsole. Was hat dich dazu gebracht, so viel Zeit, Energie und Leidenschaft in die Musik zu stecken, anstatt das zu tun, was die meisten in deinem Alter machen?
Leo: Musik war für mich nie nur ein Hobby. Sie war schon immer Teil meines Lebens. Mein Vater ist Musiker, also war Musik immer um mich herum. Ich habe angefangen, mit etwa 8 Jahren Songs zu schreiben und Gitarre zu spielen, und ab dem Moment wusste ich, dass das meine Welt ist. Während meine Freunde gezockt haben, saß ich in meinem Zimmer und schrieb Riffs, haha. Musik wurde mein Weg, mit dem Leben klarzukommen und herauszufinden, wer ich bin.
Wie haben deine Eltern reagiert, als klar wurde, dass du nicht nur ein bisschen Musik machst, sondern ernsthaft ein Album veröffentlichst – und dann auch noch über ein bekanntes Label? Und wie sehen das deine Freunde – eher so „Whoa, du bist berühmt“ oder „Ja, das ist halt Leo“?
Leo: Meine Eltern haben mich immer unterstützt. Mein Vater ist auch Musiker, er weiß also, was dieses Leben bedeutet. Sie waren stolz, aber auch realistisch, so nach dem Motto: „Wenn du das machst, dann mach es richtig.“ Meine Freunde sehen mich meistens als: „Ja, das ist halt Leo.“ Manche sagen: „Yo, du bist jetzt berühmt,“ andere sehen mich einfach als denselben Typen, der dumme Witze reißt. Ich mag dieses Gleichgewicht.
Norwegen ist weltberühmt für Black Metal. Was sagen Freunde oder Bekannte aus dieser Szene zu deinem Stil, der deutlich bunter, moderner und genreübergreifender ist? Bekommst du eher Zuspruch, Überraschung – oder vielleicht auch ein paar hochgezogene Augenbrauen?
Leo: Es gibt auf jeden Fall Überraschung, aber meistens Zuspruch. Leute aus der Black-Metal-Szene respektieren Authentizität, und genau das versuche ich rüberzubringen. Manche ziehen die Augenbrauen hoch, wenn sie hören, dass ich Drum and Bass mit Breakdowns mixe, aber ehrlich gesagt ist das genau die Reaktion, die ich will.
Ist dir bewusst, dass dein Name inzwischen auch außerhalb Norwegens und Europas auftaucht? Macht dich dieser Gedanke nervös, oder denkst du einfach: „Geil, genau das will ich“?
Leo: Das ist mega. Nervös macht mich das nicht, denn es war schon immer mein Traum, Menschen außerhalb Norwegens zu erreichen. Ich will überall mit Leuten connecten. Zu sehen, dass meine Songs an Orten gespielt werden, an denen ich noch nie war, zeigt mir, dass ich auf dem richtigen Weg bin.
Wie bist du eigentlich zum Metal gekommen? Gab es eine Band oder einen Song, der dich so gepackt hat, dass klar war: Das ist meine Welt?
Leo: Ja, das Spiel Tekken hatte einen Track namens Honest Eyes von Black Tide. Ich habe jedes Mal aufgehört zu spielen, wenn der lief, weil ich ihn so sehr liebte. Ich bat meinen Vater, ihn auf Spotify für mich zu finden, und das war der Moment. Ich war acht Jahre alt, und plötzlich hörte ich Gitarren und Screaming, wie ich es noch nie zuvor gehört hatte. Dieser Song hat mir die Metal-Welt eröffnet. Ab da hatte ich mein eigenes Spotify-Konto und habe angefangen, alles zu erkunden. Niemand sonst, den ich kannte, hörte solche Musik, also wurde es meine eigene kleine Welt.
Wann hat das Ganze eigentlich angefangen? Gab es ein bestimmtes Ereignis oder einen Moment, in dem dir klar wurde: Musik ist mehr als nur ein Hobby – das ist mein Ding? Und was kam zuerst – Gitarre, Gesang oder Producing?
Leo: Es begann, als ich als Kind Gitarre lernte, aber der eigentliche Moment war mein erstes Konzert. Das war nur ein kleines Sonntags-Open-Mic, bei dem jeder auftreten konnte, aber danach fing ich an, mich auf großen Bühnen vorzustellen. Gitarre kam zuerst, dann Gesang. Producing kam später, als ich anfing, meine eigenen Sachen zu Hause aufzunehmen – und heute ist das mein Hauptfokus.
Dein Sound kennt keine Grenzen: Pop Punk trifft Metalcore, EDM trifft Rap, Balladen treffen auf harte Breakdowns. Was begeistert dich daran, Stile so wild zu mischen? Gibt es für dich trotzdem eine musikalische „rote Linie“, die du nicht überschreiten würdest?
Leo: Ich liebe Chaos. Stile zu mischen hält es spannend und spiegelt auch meine Emotionen wider. Manchmal will ich schreien, manchmal leise singen, manchmal rappen. Ich glaube nicht, dass es eine rote Linie gibt. Solange es sich authentisch anfühlt, mache ich es.
Welche Künstler haben dich besonders inspiriert – sowohl für “Join the Storm” als auch generell in deiner musikalischen Entwicklung?
Leo: FALLING IN REVERSE und BRING ME THE HORIZON sind riesig für mich. Ich respektiere, wie sie sich immer weiterentwickelt haben und nie Angst hatten, Neues zu mischen. Billie Eilish inspiriert mich auch sehr, besonders darin, wie sie Atmosphäre und Stille einsetzt. Jutes und Post Malone haben meinen Umgang mit Melodien und Texten beeinflusst.
‘Fever Dreams’ mit Snak The Ripper ist eine echte Explosion aus Metalcore, Pop Rock und elektronischem Chaos. Wie kam diese Zusammenarbeit zustande? Und was war dein Gedanke, als du ihn bewusst in deine härteste und experimentellste Klangwelt gezogen hast?
Leo: Ich war schon lange Fan von Snak The Ripper. Lustige Story: Mein Vater hat ihn 2012 in seinem alten Club gebucht, aber Snaks Rückflug nach Kanada wurde gestrichen und er musste in unserer kleinen Stadt Trondheim bleiben. Er und seine damalige Freundin haben dann in meinem kleinen Rennwagenbett geschlafen, und meine Familie und er wurden gute Freunde. Seitdem hat mein Vater ihn fast jedes Jahr gebucht, und ich fing an, ihn „Onkel Snak“ zu nennen. Das letzte Mal, als er in Trondheim war, haben wir zusammen eine Show gespielt und sind dann ins Studio gegangen. Ich wollte nicht einfach nur ein typisches Rap-Feature – ich wollte ihn in meine Welt ziehen, mit Breakdowns, harten Riffs, elektronischen Drops und allem Drum und Dran. Er liebte die Idee und ist voll eingestiegen. Am Ende kam dieser verrückte Mix heraus, der wirklich heraussticht.
Du hast schon einige Shows mit FIXATION gespielt, bevor ‘Suffocating’ entstanden ist. Was hat dir diese Live-Erfahrung für die Aufnahme gebracht? Und wie wichtig war es dir, den Song so aufzubauen, dass er live genauso reinhaut wie im Studio?
Leo: Durch die Shows mit FIXATION habe ich gesehen, wie viel Energie eine Live-Show braucht. Deshalb wurde ‘Suffocating’ so aufgebaut. Es musste live explodieren, nicht nur in Kopfhörern cool klingen. Besonders der Breakdown-Teil wurde für die Bühne geschrieben. Ich wollte, dass die Leute ihn in der Brust fühlen.
Wenn du drei Songs aus “Join the Storm” auswählen müsstest, die dir persönlich am meisten bedeuten – welche wären das und warum?
Leo: ‘Walking Dead’, weil er aus purer Frustration nach der Schule entstanden ist. Es geht darum, man selbst zu sein in einer Welt, die will, dass alle gleich sind. Ich habe die Riffs und Melodien buchstäblich auf dem Heimweg von der Schule geschrieben und alles aufs Handy aufgenommen.
‘Alien Perspective’, weil das einer dieser Songs war, bei dem ich die Kreativität komplett regieren ließ. Torine, Erlend Torheim und ich hatten keinen Plan, und am Ende entstand ein Rap-, Drum-and-Bass-, Metalcore-Banger.
‘Moonlight’, weil er das Herz des Albums ist. Schwer, emotional, experimentell. Er fasst zusammen, wofür ich stehe – dieses Bedürfnis, aus der Realität auszubrechen, etwas, das viele nachvollziehen können.
Dein Sound lebt von Energie, Drops, Breakdowns und Dynamik. Wie bringst du das auf die Bühne? Arbeitest du mit kompletter Band, viel Technik, Visuals – oder setzt du auf rohe, direkte Live-Power?
Leo: Ich will beides. Die rohe Power einer Live-Band, gemischt mit Visuals und Atmosphäre, die die Songs noch weitertragen. Ich liebe es, wenn sich eine Show anfühlt, als würde man in eine andere Welt eintreten. Genau so ein Erlebnis möchte ich den Leuten geben. Gleichzeitig versuche ich, so viel Energie wie möglich selbst rüberzubringen – mit meiner Stimme, meinem Körper und zusammen mit meinen Bandkollegen. Seit meinem ersten Auftritt sage ich mir: Gib den Leuten niemals ein langweiliges Konzert.
Nach so einem Debüt will natürlich jeder wissen, wie es weitergeht. Planst du, beim nächsten Projekt noch härter zu werden, vielleicht mehr Richtung Pop zu gehen oder tiefer in elektronische Sounds einzutauchen? Und gibt es Künstler, mit denen du unbedingt zusammenarbeiten möchtest?
Leo: Ich arbeite gerade an etwas Großem. Diesen Sommer habe ich schon über 40 Songs geschrieben – in allen möglichen Genres. Ich will mich nicht in eine Richtung einsperren lassen. Was Kollabs angeht: Es gibt viele Leute, mit denen ich gerne arbeiten würde, aber im Moment inspiriert mich Jutes sehr. Eine Zusammenarbeit mit ihm wäre verrückt.
Deine Fans wollen dich natürlich live sehen – können wir 2025 oder 2026 mit einer Tour rechnen? Und zum Schluss: Was möchtest du deinen Fans sagen – und vielleicht auch deinem 16-jährigen Ich, wenn du in ein paar Jahren zurückblickst?
Leo: Ich habe vier Konzerte in Oslo und Trondheim geplant, aber ich will auf jeden Fall mehr spielen. Wir werden sehen, was passiert! An meine Fans: Ich möchte einfach Danke sagen. Join the storm, join the chaos, and be yourself.
Interview: Tobias Stahl
Photocredit: Elisabeth Jakobsen