ZOMBEAST – HEART OF DARKNESS

ZOMBEAST

Titel: HEART OF DARKNESS

Label: Fiend Force Records

Spieldauer: 46:23 Minuten

VÖ: 17. Mai 2024

Mit dem Bandnamen ZOMBEAST konnte ich – zugegeben – erstmal nichts anfangen. Da ich auch vorher keinerlei Infotext oder sonstiges gelesen hatte, ging ich einfach mal von einer Death Metal Kapelle aus, die bei Massacre Records ihr neues Album “Heart Of Darkness” als CD, Vinyl und in digitaler Version am 17. Mai veröffentlichten. Als ich dann das Coverartwork sah, festigte sich mein erster Verdacht und aus Erfahrung treffen die Jungs und Mädels aus Hamburg, wo Massacre Records residieren, oft meinen Geschmack, also wird das auch bei ZOMBEAST so sein – der Name und das Cover passen so genial zum Genre wie die Kirsche ins Mon Cherie oder die Nuss ins Hanuta – wie klar der Fall von DENKSTE sein wird ahnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht – aber lest selbst.

ZOMBEAST, die 2006 ihr bisher einziges Album und selbstbetiteltes Werk “Zombeast” veröffentlichten, sind also wieder da und das auch dunkler, härter und wilder als vor 18 Jahren und die Texte von Sänger Mario Montechello handeln von den echten Schrecken des Lebens, vom Okkulten und von Lykanthropie. Die musikalische Umsetzung der Texte leisten Jared Smith (Gitarre, Bass), Alex Young (Gitarre, Bass) und Kyle Smith (Drums). Als Produzent tritt die Band selbst auf, Mixing/Mastering wurde von Larry Elyea gemacht, das Coverartwork entstammt der Feder von Wahyv Satria, für Layout und Grafikdesign war JD Smith verantwortlich.

Schon die erste Minute von und mit dem Song ´Devil’s Whore´ ließ durchblicken, dass ZOMBEAST keinen Death Metal zocken und “Heart Of Darkness” musikalisch in eine andere Richtung steuert als die von mir vermutete. Nach dem kurzweiligen und recht punkigen Opener geht es weiter mit ´Red Ripper´ das so herrlich nach Danzig klingt und sehr blutig anmutet – wer hier das Kopfkino aktiviert und auf Story ala Jack the Ripper steht wird auf seine Kosten kommen.

Gitarrist / Bassist Jared Smith verrät über ´Red Ripper´:

In Marios Text geht es um die mörderischen Taten von Andrei Chikatilo (The Red Ripper), der über ein Jahrzehnt die sowjetische Provinz terrorisierte. Die Musik für den Song hatte von Anfang an eine düstere Stimmung. Sie kam ganz natürlich aus mir heraus, und es machte Sinn, dass Mario sich dem Song textlich aus der dunkelsten Perspektive näherte, die ihm möglich war. Aufgrund der Art und Weise, wie die Spannung der Strophe durch Palm Muting und den treibende Beat gesteigert wird, bis der Song in seinen donnernden Refrain ausbricht, ist er einer meiner Lieblingssongs auf dem Album.

Temporeich schlittern wir in die lykanthropische Story des Songs ´Call Of The Wild´ bei der es um Verlangen, Blut und Fleisch geht und das neben gepflegtem Punk und Dark Rock auch thrashige Vibes hat. Nichts für zartbesaitete ist die Rock-Nummer ´Torso´ bei der es unter anderem um Sex mit einem Kopf geht, der eben nicht mehr auf dem Körper seines Eigentümers weilt. Werwölfe üben seit jeher eine Faszination auf Menschen aus, so auch auf ZOMBEAST, die den gefräßigen Wölfen mit der Tempo-Nummer ´The Cycle´ einen weiteren Track widmen, der auch für Headbanger, Air-Drummer und Luftgitarristen ein großes Vergnügen sein wird. Besessenheit ist Fans des gepflegten Horros sicher ein Begriff und nicht erst “Evil Dead” oder “Der Exorzist” zeigten auf, wie Dämonen ihren “Wirt” steuern. In ´Heart Of Darkness´ geht es eben genau um diesen bösen Parasiten, der den Körper und den Geist kontrolliert. Mit weniger Tempo und weniger Horror in den Lyrics kommt ´Cold Embrace´ aus, ist dafür aber umso bedrückender in Sound und Thematik. Auch ohne Gore aber dafür sehr atmosphärisch und gruselig kredenzen ZOMBEAST den Song ´The Witching Bell´ und danach die mit 80er Vibes gespickte Nummer ´Night Demon´, die jeden Fan der Musik dieses Jahrzehnts mit der Zunge schnalzen lassen wird. Mit ´Dark Path´ endet “Heart Of Darkness” 46 Minuten und ich bin froh, dass mich mein Irrtum zu diesem Album geführt hat – ein “Path to Darkness” sozusagen.

Als Fan von Horrorfilmen, Horrorliteratur und dementsprechenden Mythen und Erzählungen rennen ZOMBEAST und ihre Platte offene Türen bei mir ein und das nicht nur thematisch. Die Band holt ihre Inspiration unter anderem bei AFI, Mercyful Fate, Danzig und dem Punk Rock der 80er. Außerdem mixen sie Death ‘n’ Roll und Thrash in ihren giftigen Zutatenkessel und fertig ist das sehr gut klingende Crossover-Süppchen mit Horror-Thematik. Ich mag die Singstimme von Mario, die verschiedene Stimmungen gut transportieren kann. Auch die kraftvollen Drums und die präsenten Gitarren gehören zu den Stärken von “Heart Of Darkness”, das textlich ebenfalls nicht von schlechten Eltern ist. Das man jetzt nicht völlig ausflippt und das Moshpit stürmt bei den Klängen auf ZOMBEAST dürfte klar sein, aber sich den Texten und der Mucke bei einem schönen Whisky oder blutigem Rotwein hingeben macht absolut Bock – und wer weiß, vielleicht passiert ja was wenn ihr die Scheibe bei Vollmond rückwärts abspielt.

Tobi Stahl vergibt 9 von 10 Punkten