WRETCHED – DECAY

WRETCHED

Titel: DECAY

Label: Metal Blade Records

Spieldauer: 65:01 Minuten

VÖ: 17. Oktober 2025

Aus den USA, genauer gesagt aus Charlotte/North Carolina, kommen WRETCHED. Die Band hat bei Metal Blade Records unterschrieben und veröffentlicht dort ihr fünftes Album “Decay”. 

Die Band kommentiert: „Wir freuen uns sehr, die offizielle Rückkehr von WRETCHED bekannt zu geben! Wir haben bei Metal Blade Records unterschrieben und freuen uns darauf, euch neues Material zu präsentieren. Bleibt dran.“

Gegründet wurde WRETCHED im September 2005. Drei Jahre später unterzeichneten sie ihren ersten Vertrag bei Victory Records. Dort erschien 2009 das Debüt “The Exodus of Autonomy”, 2010 folgte “Beyond the Gate”, 2012 “Son of Perdition” und 2014 “Cannibal”. Danach ging man auf Tour, doch insgesamt wurde es ruhiger um die Truppe, die einen Mix aus Melodic Technical Deathcore und Death Metal zockt. Am 17. Oktober – elf Jahre nach “Cannibal” – erscheint nun “Decay” bei MBR. Zeit, darüber zu sprechen. Anno 2025 bestehen WRETCHED aus Sänger Billy Powers, den Gitarristen Joel Moore und Steven Funderburk sowie Bassist Andrew Grevey und Schlagzeuger Marshall Wieczorek. “Decay” umfasst 12 Songs bei 65 Minuten Spielzeit – alleine ‘Behind the Glass’ dauert gute 16 (!!!) Minuten. “Decay” ist ein Prequel zu “Beyond the Gate” und befasst sich mit existenziellen Themen, von D&D inspirierter Mythologie und persönlichem Verlust.

Der düstere und wuchtige Titeltrack ‘Decay’ wurde bereits als Single veröffentlicht – wir berichteten darüber. Worum es im Song geht, erzählt Billy Powers:

“In dem Song bezieht sich der Albumtitel auf Malus’ zerfallende Existenz, das Gefühl des Verlusts und die Hilflosigkeit und Kontrolllosigkeit, die er empfindet, weil er nichts außerhalb der Dunkelheit beeinflussen kann, in die er gestürzt wurde.”

Weiter geht es mit ‘Malus Incarnate’ – erneut roh, düster, mit harschen Vocals, deftigen Gitarren und wuchtigen Drums. ‘The Royal Body’ und ‘The Crimson Sky’ schlagen in eine ähnliche Deathcore-/Death-Metal-Kerbe. Auch während ‘Radiance’ wird ordentlich geballert, für diesen Song gab es bereits eine Vorab-Single inklusive YouTube-Video!

“‘Radiance’ ist ein Kapitel unserer Geschichte, in dem der besessene Körper und Geist unserer Hauptfigur Malus vom alten Nekromanten benutzt wird, um seinen Bruder in sein neu entdecktes Versteck in Terra Mortuorum zu locken. Ein ‘Land der Toten’. In den Adern dieses bergigen Verstecks, in dem seine Schwester Fragoré beschworen wurde, beginnt der Angriff. Ihr Talisman, den sie anstelle eines Herzens trägt, wird extrahiert und mit Malus’ eigenem verschmolzen. Für mich repräsentiert dieser Track jemanden, der sich schwach fühlt und alles tut, was er kann, ob gut oder schlecht, um sich selbst zu beweisen, dass er letztendlich zu jeder Tat fähig ist. Leider gehört es in diesem Teil der Geschichte zum Aspekt, ‘etwas Schlechtes zu tun’. Und im Nachhinein stellt man sich der Wahrheit seiner Tat und erkennt, was diese Tat einem wirklich genommen hat. Was sie seiner Seele genommen hat, wenn man so will. Letztendlich ist die Moral der Geschichte: Akzeptiere dich selbst, behalte einen kühlen Kopf, bleib konzentriert und tue, was du für richtig hältst, nicht, was dir leichtfällt.”

Zu den ruhigeren Momenten gehört ‘Clairvoyance’. ‘The Mortal Line’ ist komplett instrumental gehalten und wohl das Vorspiel für die epische 16-Minuten-Nummer ‘Behind the Glass’, die ebenfalls ohne Vocals auskommt – lehnt euch zurück und genießt diese Auszeit. ‘Lights’ greift den brachialen Faden wieder auf, steigert sich aber erst zur Mitte hin in Intensität. ‘The Golden Tide’, ‘Blackout’ und ‘The Golden Skyway’ bilden das Schluss-Triple und geben dem Hörer Gelegenheit, sich beim Headbangen zu verausgaben, die großen Melodien zu feiern oder sich einfach treiben zu lassen.

Wenn WRETCHED mit “Decay” eines geschafft haben, dann das: ein extrem abwechslungsreiches Album vorzulegen, dessen ganzes Ausmaß sich nicht beim ersten Durchlauf offenbart – hier braucht es echte Auseinandersetzung. Musikalisch ist die Band absolute Oberklasse, kreiert Melodiebögen, die ihresgleichen suchen. Der Wechsel von brutaler Extreme-Metal-Wucht zu sanften Tönen gelingt scheinbar mühelos – doch man hört, wie viel Arbeit dahintersteckt. Ich kenne die Truppe erst seit “Decay” und bin jetzt schon Fan der Vielfalt, die WRETCHED auf den Silberling pressen – und weiß beim besten Willen nicht, was ich daran kritisieren sollte.

Tobi Stahl vergibt 9,5 von 10 Punkten