WOLFHEART
Titel: DRACONIAN DARKNESS
Label: Reigning Phoenix Music (RPM)
Spieldauer: 39:29 Minuten
VÖ: 06. September 2024
In Finnland und der großen weiten Welt des Heavy Metal wurde es 2012 schlagartig kälter, denn Tuomas Saukkonen begrub alle seine Musikprojekte gleichzeitig und hob WOLFHEART aus dem frostigen Taufbecken. 2013 erschien die erste Platte “Winterborn”, die er komplett alleine aufnahm, alle Instrumente spielte und die Vocals beisteuerte. Sein einziger Gast war Mika Lammassaari (Eternal Tears Of Sorrow, Mors Subita), der Gitarrensoli eingespielt hatte. Wie überzeugt Saukkonen von seiner Arbeit war, zeigte sich unter anderem darin, dass er die Veröffentlichung des Albums selbst finanzierte. “Winterborn” schaffte es auf Platz #7 der finnischen Albumcharts! 2022 erschien “King Of The North” und begeisterte mich vom ersten bis zum letzten Ton, da WOLFHEART ihrem Melodic Death Metal gewisse Vibes beimischen, die es mir unmöglich machen nicht begeistert zu sein, von dem was Tuomas Saukkonen (Gesang, Gitarre), Vageliss Karis (Gitarre, Gesang), Lauri Silvonen (Bass, Gesang) und Joonas Kauppinen (Schlagzeug) aus ihren Songs machen.
Knapp zwei Jahre später kommt Finnlands kältester Melo-Death Act mit einer neuen Scheibe raus, die den Namen “Draconian Darkness” trägt und über Reigning Phoenix Music veröffentlicht wird. Bereits die zuvor ausgekoppelten Singles ‘Grave’, ‘Evenfall’ mit seinem epischen Drumsolo und ‘Trial By Fire’ ließen darauf schließen, dass “Draconian Darkness” an seinem starken Vorgänger anknüpft – ob “Draconian Darkness” genauso gut oder gar besser als “King Of The North” ist, möchte ich in diesem Artikel festhalten.
Die ersten Sekunden von ‘Ancient Cold’ sind so gut orchestriert, man könnte fast meinen, dass ein gewisser Unhold aus einer kultigen Sci Fi Saga gleich durch den Raum stolziert. Doch nach diesem Start liefern WOLFHEART in ‘Ancient Cold’ der Kälte einen Kampf und überzeugen mit Klargesang, Growls und düsterer Atmosphäre. ‘Evenfall’ sollte man eine Ecke lauter stellen, um das absolut großartige Drumsolo zu würdigen und in vollen Zügen zu genießen. ‘Burning Sky’ startet langsam mit akustischen Gitarren um dann zum brachialen Nackenbrecher zu werden und auch ‘Death Leads The Way’ ist keine Uptempo Nummer, ist mit seinem Groove und seiner Dramatik aber ein sehr faszinierender Song. ‘Scion Of The Flame’ ist so ein herausragender, eindrucksvoller und gewaltiger Track, dem bei all seiner Power, all seiner nordischen “Kältevibes” auch ein sanfter Kern innewohnt. Solche Songs stammen fast ausschließlich von skandinavischen Bands, mit ein Grund, warum meine Audiothek voll von Musik aus dem Norden Europas ist. In ‘Grave’ singen WOLFHEART auch in Landessprache, was sich absolut klasse anhört. Bei ‘Throne Of Bones’ muss ich irgendwie an die letzte Platte “King Of The North” denken, während die Finnen mir ihr martialisches Feuerwerk bestehend aus eindrucksvollen Gitarrenklängen, druckvollen Drums, epischer Orchestrierung und Growls aus den eisigen Tiefen von Finnlands Seen um die Ohren hauen. ‘Trail By Fire’ gab es als Single inklusive Video bereits vorab und ‘The Gale’ ist leider schon der letzte Song auf “Draconian Darkness”, einem Album, das die gerade herrschenden 30+ Grade in Deutschland vergessen machen kann.
Ich glaube, man kann anhand des oberen Abschnitts schon deuten, wie angetan ich von “Draconian Darkness” bin. WOLFHEART schaffen es, mich in Gedanken an irgendeinen Ort in Finnland zu bringen, an dem die Natur eisig rau, aber schön, das Überleben hart, aber das Leben wundervoll ist. Wenn Musik so etwas hinbekommt, dann haben ihre Schöpfer vieles richtig gemacht.
Tobi Stahl vergibt 9,5 von 10 Punkten