Bisher war mir dieses von Greg Schwan 2016 ins Leben gerufene Projekt aus New York kein Begriff. Was auch kein Wunder ist, denn die Dark Ambient- (und sporadischen Folk-) Sounds seiner Alben bis 2018 haben rein gar nichts mit diesem neuen Output zu schaffen auf dem Schwan, der Titel deutet es an, Doom Metal zelebriert. Diese stilistische Trendwende lässt sich allerhöchstens anhand der beiden im letzten Jahr erschienenen „To Disappear And To Be Nothing“ sowie der Single „Everything Is Worse“ (beide mit einem gewissen Mark Zonder an den Drums) nachvollziehen, die diesen Brocken hier zumindest ansatzweise vorwegnahmen. WITNESSES haben gegenüber traditionell ausgerichteten Acts jedoch einen entscheidenden Vorteil: Schwan hat die Klassiker eben nicht in seine DNA einprogrammiert. Demnach findet sich die auf vielen aktuellen Doom-Releases durchscheinende, rituell an den Altvorderen ausgerichtete instrumentale Ausrichtung und Melodieführung hier höchstens sporadisch. Gerade durch Kody Ternes‘ mitunter eher dem Alterna-Bereich zuzuordnenden Gesang strahlt „Doom II“ eine erfrischende Andersartigkeit aus (man höre das mollige Intro des Titeltracks) und flicht neben klassischeren Sounds auch (dann eben doch am Ambient angelehnte) Funeral-Elemente, unvermittelt ertönende Black Metal-Versatzstücke („I Hope Their Prayers Aren’t Answered“) oder Einflüsse aus der klassischen Musik ein. Das nautische Konzept des Albums wird sicher die Brüder im Geiste von Ahab begeistern, und ähnlich wie die Deutschen servieren auch WITNESSES kein leichtverdauliches Menu, sondern suhlen sich in der genüsslichen Entwicklung zäher Melodielinien, so wie es etwa auch die großartigen The Prophecy vermögen (eine nordenglische Note ist dem Album tatsächlich nicht abzusprechen). Derart gekonnt dynamisiert zieht „Doom II“ geduldige Hörer unaufhaltsam in seinen Bann, der einem düsteren Strudel von lovecraftscher Intensität gleicht. Kolossale Überraschung weit jenseit genormter Doom-Konfektionsware! Mehr davon bitte!! https://witnesses-nyc.bandcamp.com/album/doom-ii

Patrick Müller vergibt 8,5 von 10 Punkten

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