WITHIN TEMPTATION – BLEED OUT

WITHIN TEMPTATION

Titel: BLEED OUT

Label: FORCE MUSIC RECORDINGS/BERTUS DISTRIBUTION

Spieldauer: 47:20 Minuten

VÖ: 20. Oktober 2023

Nicht viele Bands gehen mit so viel Ehrgeiz, Zielstrebigkeit und chamäleonartiger Wandlungsfähigkeit zu Werke wie die Niederländer WITHIN TEMPTATION, denen es gelungen ist, sich vom dunklen Gothic Rock des Debüts bis zur Symphonic Metal Ikone zu mausern.

Die Truppe um das Kreativduo aus Sängerin Sharon den Adel und Gitarrist Robert Westerholt präsentiert sein achtes Studioalbum “Bleed Out”, dessen Schreibprozess bereits vor der Pandemie begonnen hat und der nicht davor zurückschreckt neue Wege zu gehen.

So veröffentlichen WITHIN TEMPTATION ihre Musik nun selbst, emanzipiert von der Musikindustrie und ohne klassisches Label im Rücken und zeigen sich begeistert von der damit verbundenen Unabhängkeit, Geschwindigkeit und Flexibilität.

Seit 2020 wurden nach und nach sieben Singles veröffentlicht, so dass nicht alle Tracks brandneu sind. Die Produktion ist sauber und durchweg hörbar. Die Frontfrau beweist einmal mehr, dass sie zur vordersten Riege der weiblichen Metal-Sängerinnen gehört.

“Bleed Out” ist klarer, direkter, schneller und metallischer als viele seiner Vorgänger, es enthält aggressive Riffs, düstere Passagen, poppige Momente und sehr viele moderne Elemente.

Und auch textlich ist die neue Scheibe eine sehr offene und tiefgründige Platte geworden, die das ein oder andere heiße Eisen anfasst und eindeutig Stellung bezieht. So thematisiert das hymnische `Don´t Pray For Me´, einer der noch am ehesten symhonische Tracks, das Recht der Frau auf freie Wahl, während der eingängige Titelsong die Notlage der Frauen im Iran behandelt.

Der harte, aggressive Opener `We Go To War´ setzt ein erstes Ausrufezeichen, bevor die bereits im Mai veröffentlichte Vorabauskopplung `Wireless´ sich mit viel Power und ihrem Ohrwurmrefrain lautstark gegen die russische Invasion der Ukraine stark macht.

Songs wie das launig-verruchte, von Tarrantinos From Dusk Til Dawn inspirierierte `Ritual´ mit seinen indianischen Klängen und Hintergrundgesängen oder das atmosphärische mit teilweise deutschen Lyrics überraschende `Cyanid Love´ haben jedoch mit Symphonic Metal nicht mehr wirklich viel zu tun.

Gleiches gilt für das kraftvoll-moderne `Shed My Skin´ mit dem Gesangsduo Rudi Schwarzer und Christoph Wieczorek von den sachsen-anhaltinischen Alternative Rockern ANNISOKAY an Bord sowie für die etwas hektische, wenig memorable Uptempo Nummer `Entertain You´.

Auf der absoluten Habenseite stehen dagegen Hymnen wie das etwas umständlich betitelte `Worth Dying For Wake Up´ und das packende `Unbroken´.

Dennoch bleibt der ein wenig durchwachsene Gesamteindruck einer Scheibe bestehen, von der ich mir mehr Symphonic Power gewünscht hätte, die zu verkopft und durchdacht und wenig spontan wirkt und der ein wirklicher Hit oder eine große Ballade fehlt.

Michael Gaspar vergibt 7,5 von 10 Punkten