WITCHCRAFT – BLACK METAL

WITCHCRAFT

Titel: BLACK METAL

Label: NUCLEAR BLAST / WARNER

Spieldauer: 33:05 Minuten

Schaut man sich die Anzeigen der Plattenfirma an, in denen dieses Album zur schieren Randnotiz zu im selben Monat erscheinenden VÖs verkommt, mag man erahnen, wie sehr das Label mit „Black Metal“ zu ringen hat. Und man muss irgendwie Verständnis dafür haben. Magnus Pelander genießt den Ruf, ein nicht ganz einfacher Zeitgenosse und kompromissloser Künstler zu sein, was hiermit bewiesen wäre. Wie singt er in „Grow“ so schön: „I´ve been living outside this society … You don´t know what lives inside of me“. „Black Metal“ trägt einen ironischen, offenbar szenekritischen Titel, konterkariert das bisherige Schaffen WITCHCRAFTs, und ist eben wie Pelanders Soloalbum ein rein akustisches Singer-Songwriter Album, obendrein ein trotz der geringen Spielzeit extrem schwer verdauliches. Damit wir uns nicht falsch verstehen: ich selbst habe absolut nichts gegen radikale Kunst, die nicht den Konsumenten, sondern das Seelenwohl des Künstlers im Blick hat. Warum Pelander dieses Werk hier jedoch nicht unter seinem eigenen Namen veröffentlicht hat, kann eigentlich nur vertragliche Gründe haben, und dies würde die Anti-Haltung auf „Black Metal“ auch erklären helfen. Gegen diesen melancholisch-selbstzerstörerischen Emotionsbrocken sind Nick Drakes Alben nämlich die reinsten Osterglocken: „Sad People“ ist in seiner nihilistischen Sprödigkeit kaum erträglich, zumal Pelander das Ganze in „Free Country“ mit der Textzeile „By now you´re probably tired listening to my requiem…“ auch noch bitterböse ironisch reflektiert. Die meist spartanischen Akkorde der Akustischen dürfen hier ungehemmt dröhnen, produziert wurde an den Songs nichts. Sludge gone acoustic. In keinen einzigen dieser Songs dringt ein Hoffnungsstrahl, weder lyrisch noch in Form einer Harmonie oder Melodie. Black Metal gone Folk. Mit der Band namens WITCHCRAFT hat dies, es sei noch einmal betont, gar nichts zu tun, sondern allein mit der künstlerischen Vision oder eben auch Verweigerungshaltung ihres Urhebers, an der sich 99% der Hörer die Zähne ausbeißen werden. Bleibt zu hoffen, dass die Seele Pelanders angesichts dieses depressiven Sturms nicht endgültig zerbrechen möge. Das radikalste Album des Jahres, wenn nicht der letzten Jahre! Und ja, ich bin ratlos, fühle mich zudem etwas in die Rolle des Amateurpsychologen gedrängt…

Patrick Müller vergibt 6 von 10 Punkten