WILDERUN
Titel: EPIGONE
Label: CENTURY MEDIA
Spieldauer: 62:00 Minuten
Die Pandemie hat WILDERUN besonders hart getroffen, denn gerade als man vor zwei Jahren mit dem herausragenden „Veil Of Imagination“-Album so richtig durchstarten wollte, zerstörte Corona die Tourpläne der Band und damit die Möglichkeit ein breiteres Publikum zu erreichen. Dabei sind die Bostoner alleine auf Grund ihres nicht gerade massenkompatiblen Stils besonders auf eine ausgedehnte Livepräsenz angewiesen, um sich darüber in Szene zu setzen, wie es beispielsweise Haken geschafft haben.
So machte man wie so viele andere Bands das Beste aus der Situation und konzentrierte sich aufs Songwriting. Dabei wollte man unbedingt vermeiden, ein zweites „Veil“ zu schreiben und sichtete viele Songideen aus der Frühphase der Band, um dann alles in einen Topf zu werfen und mit neuen, frischen Ideen zu einem schmackhaften Cocktail zu mischen. Herausgekommen ist mit „Epigone“ ein würdiger Nachfolger von „Veil“, der dessen Trademarks zwar aufgreift, aber nicht kopiert, sondern geschickt weiterentwickelt.
Auch diesmal gibt es eine opulente Orchestrierung und der Folkfaktor wurde sogar noch hochgefahren. Gleichzeitig fallen die Death- und Black Metal-Eruptionen noch intensiver aus. Vor allem hat das Quintett anscheinend verlernt sich kurz zu fassen, denn außer dem akustischen Opener ‚Exhaler‘ und dem kurzen Zwischenspiel ‚Ambition‘ sind alle Tracks zehn Minuten oder länger, wobei das 20-minütige ‚Distraction‘ in vier Happen aufgeteilt wurde.
Wahnsinn, was die Jungs alles in Songs wie ‚Woolgatherer‘, ‚Identifier‘ und ‚Passenger‘ reinpacken. Den Ottonormalmetaller dürfte das heillos überfordern, aber Freunde von Opeth zu „Ghost Reveries“-Zeiten und Fans der neuen Prog-Giganten Terra Odium werden an „Epigone“ ihre helle Freude haben.
Alex Fähnrich vergibt 9 von 10 Punkten