WHITECHAPEL
Titel: KIN
Label: METAL BLADE RECORDS
Spieldauer: 47:46 Minuten
Mit „Kin“ legen die Metaller aus Knoxville, Tennessee, ihr bereits achtes Full-Length Album auf. Zwei Jahre nach dem vielbeachteten „The Valley“ bringen WHITECHAPEL ein weiteres zeitgenössisches Metal Album auf den Markt. „Kin“ überzeugt durch überlegte, mehrschichtige Songs, die vom Radio-tauglichen Balladen-Rocker bis in die Niederungen des brutalen Death Metals und des Deathcores reichen.
Schon der Einstieg wurde mit Akustikklampfen gewählt und dennoch entpuppt sich der Opener ‚I will find you‘ als brutaler Song, der wohl die alteingessenen Fans der Band in vollem Umfang abholen dürfte. ‚Bloodsoaked Symphony‘ ist ein übelst brutaler kriechender und monolithischer Brecher, der nach dem eher high-speedigen ‚Lost Boy‘ folgt.
Doch WHITECHAPEL schaffen immer wieder Ausflüge in akustische und rockige Gefilde. Der variantereiche und ausdrucksstarke Klargesang von Phil Bozeman in Kombination mit eher ruhigen und stimmungsvollen Momenten erinnert mich oftmals an Momente irgendwo zwischen Tool und Slipknot. ‚Anticure‘ darf hier als Referenz angeführt werden. Ein nachdenklicher Rocksong mit nötiger Tiefe ohne kitschig zu wirken. Auch die bittersüßen Leads in ‚The Ones that made us‘ geben sich sehr stimmungsvoll und erzeugen eine nahezu bedrückende Atmosphäre kurz vorm Bersten. Ganz stark!
Leider fallen die letzten Tracks gegenüber den ersten Zweidrittel doch deutlich ab. Auch wenn die Airplay-fokussierte Ballade ‚Orphan‘ nicht wirklich überproportional kitschig erscheint.
Eine beachtliche Scheibe, die man durchaus als Grower verstehen muss. Daher ist eine intensive Auseinandersetzung mit dem Material obligatorisch. Mit Sicherheit werden WHITECHAPEL mit „Kin“ noch ein Stückchen größer, aber ihre moderne musikalische Spannbreite ist in der Tat großartig. Und das trifft auch für die differenzierte und mächtige Produktion zu. Stark!
Ingo Holzhäuser vergibt 8,5 von 10 Punkten