WHITE DOG – WHITE DOG

WHITE DOG

Titel: WHITE DOG

Label: RISE ABOVE RECORDS

Spieldauer: 38:25 Minuten

Beam me back in time, Scottie! Die fünf Musiker von WHITE DOG müssen allesamt in ihrer Jugend im Elternhaus mit den Granden des amerikanischen Classic Rock wie CCR, Grand Funk Railroad, Jimi Hendrix oder Canned Heat beschallt worden sein. Ausschließlich. Ansonsten ist unvorstellbar, wie die Band ein derart nach 1970 klingendes Album hätte produzieren können. Der wunderbar analoge Sound mit seinem dezenten Hintergrundrauschen, flirrend klarren Gitarrentönen, zirpendem Bass und sattsam nachhallenden trockenen Snarebeats ist ein absoluter Traum und allein das Eintrittsgeld wert.

Unterm Strich kommt es aber natürlich auf das Songmaterial an, und auch hier wissen die Texaner, wo der Frosch die Locken hat. Ja, es gibt kurze, explosive Jams („Black Powder“), aber ansonsten konzentriert man sich auf rassiges Retro-Songwriting mit sanftem Psychedelic-Touch im von Joe Sterling bedienten Gesangsbereich. Der Hit „The Lantern“ etwa punktet mit ins Ohr gehenden Gitarrenharmonien (und was ein „Hendrix hat Blue Öyster Cult beinflusst“-mäßiges Solo auch!), endet aber leider etwas abrupt. Aber auch Stücke wie der Opener „Sawtooth“ oder „Snapdragon“ mit ihren an die eingangs genannten Größen erinnernden Vibes begeistern mit taktischem Geschick und einem melodischen Understatement, das WHITE DOG ohne große Hooks auskommen lässt. Edel!

Die Gitarrenarbeit um Carl Amoss ist umwerfend und erinnert tatsächlich nicht selten an Hällas („Crystal Panther“). Im Verlaufe von „Pale Horse“ darf man auch mal ins Träumen kommen, bevor das kurze Epos „Verus Cultus“ mit träumerischen Gitarren die Pforten öffnet. Hier schippert man gerne im Boot einen Bayou runter, atmet den purpurnen Duft ein oder erkundet ein Land, wo das Wasser wie Wein schmeckt. It’s an American band! Wer die ganz frühen Witchcraft oder eben auch jüngst Hällas verehrt, der kommt um WHITE DOG nicht herum. Großartiges Album!

Patrick Müller vergibt 8,5 von 10 Punkten