WHILE SHE SLEEPS – SLEEPS SOCIETY

WHILE SHE SLEEPS

Titel: SLEEPS SOCIETY

Label: Sleeps Brothers/Spinefarm Records

Spieldauer: 44:29 Minuten

Gemeinsam mit Bring Me The Horizon, Bury Tomorrow und Architects gehören WHILE SHE SLEEPS zur Speerspitze des weltweit erfolgreichen, in Großbritannien beheimateten Metalcore. Und genau wie bei den übrigen genannten Bands, wird bei jedem neuen Album diskutiert, ob dass denn nicht etwa zu poppig, zu sehr Mainstream oder überhaupt noch Metal(core) ist. Eine Tatsache, die sich auch mit dem vorliegenden fünften Album SLEEPS SOCIETY nicht ändern dürfte. Die Besonderheiten im Sound und der damit verbundene Erfolg des Fünfers aus der „Steel City“ Sheffield liegt neben dem ausgewogenen Verhältnis zwischen den verschieden ausgeprägten Aggressions- und Härte-Leveln der Musik und den sehr eingängigen Parts und Melodien vor allem in den vielen elektronischen Elemente und der facettenreichen Stimme von Frontmann Lawrence ‚Loz‘ Taylor begründet. Schon der recht lange Opener ‘Enlightenment(?)‘ navigiert gewohnt vielschichtig zwischen aggressiven, modernen und poppigen Elementen, geht aber wie auch das folgende ‘You Are All You Need’ weitgehend noch als der „übliche“ Mix aus harten Parts (vor allem Vocals) und eingängigen Refrains durch. Das ändert sich jedoch spätestens bei ‘Systematic’ mit seinem harten, elektronischen Intro, seinen teilweise trap-artigen Vocals und seinem verwirrenden Rhythmus. Wie bei der Beteiligung von Simon Neil (Biffy Clyro) nicht anders zu erwarten, wird es beim emotional dichten ‘Nervous’ deutlich eingängiger. Abgesehen von kurzen, intensiven Ausbrüchen dominieren der hymnische Refrain und die beiden grandios harmonierenden Stimmen.

Auffällig viele Lyrics handeln von psychischen Krankheiten und den damit verbundenen Konsequenzen und Ursachen. So auch in ‘Know Your Worth (Somebody)‘, welches Dubstep-Elemente mit nachdenklichen und eruptiven Parts kombiniert. Ebenso ‘No Defeat For The Brave’, ein weiteres eher ruhiges, eingängiges Stück, welches ein Duett mit SUM41-Fronter Deryck Whibley ist. Die beiden doch recht ähnlichen Stimmen klingen tadellos zusammen und ein schickes Solo sowie ein geiler Chorus tun ihr Übriges zu einem gelungenem Song. Das absolute Highlight stellt jedoch der folgende Titelsong dar. Mit aggressiven Elektrosounds zu Beginn, harten Screams und grandiosem Chorus sowie vor allem dem geilsten ‘Elektro-Breakdown’ der Geschichte nach etwa zweieinhalb Minuten Spielzeit.

Wo Licht ist, da ist leider oftmals auch ein wenig Schatten. Während man das wenig Aufsehen erregende, knapp zweiminütige ‘Pyai’ mit etwas Nachsicht noch als eine Art Atempause („breath“) oder Zwischenspiel durchgehen lassen kann, ist die nur mit Piano-Begleitung dargebotene Ballade ‘Division Street’ ein banaler Song, der zudem noch mit halligen Vocals und schlechtem Sound zu kämpfen hat. ‘Call Of The Void’ ist dann fast Boyband-Sound mit allzu gefälliger Keyboard-Begleitung und zu süßem Chorus. Der negative und schlichtweg überflüssige Höhepunkt ist allerdings das über sieben Minuten lange, abschließende ‘DN3 3HT’, das nicht mal ein Song im eigentlichen Sinne ist. Zu Klavierbegleitung drückt eine extrem verzerrte Stimme in einer Art Monolog die Motivation für die und Freude bei der Entstehung der Platte und großen Dank der Band für die Unterstützung ihrer Fans aus. Der Text und seine Botschaft mögen aus Bandsicht richtig und wichtig sein, das Ganze findet aber an der falschen Stelle statt und ist zudem kaum zu verstehen. Betrachtet man den kompletten Silberling überwiegt trotzdem die gute Seite der Macht, denn ein Großteil der Songs sind echte und vor allem facettenreiche Metalcore-Volltreffer.

Michael Gaspar vergibt 7,5 von 10 Punkten